Authentisch sein!. Osho

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Authentisch sein! - Osho Edition Osho

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hat absolut freudlos zu sein; er sollte eher wie ein Friedhof als ein Garten aussehen. Aber sobald ihr nicht lieben dürft, hört alles in euch zu fließen auf und ihr stagniert. Ihr könnt nicht ohne Liebe feiern. Wie solltet ihr ohne Liebe feiern können? Und was gäbe es dann noch zu feiern? Und womit?

      Mulla Nasruddin sagte eines Tages zu mir: „Ich bin jetzt hundert Jahre alt! Gestern hab ich meinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Und ich war in meinem ganzen Leben hinter keiner Frau her und hab nie getrunken. Ich habe nie Karten gespielt und kein Spielcasino besucht. Ich rauche nicht und lebe nur von einfacher, vegetarischer Kost.“

      Ich fragte: „Aber hast du nicht gesagt, du hättest deinen hundertsten Geburtstag gefeiert? Wie hast du gefeiert und womit? Und wozu überhaupt? Einfach nur hundert zu sein, ist doch noch keine Feier wert!“

      Wer nie geliebt hat, der hat nie gelebt. Darum ist die östliche Spiritualität auch so traurig, stumpf und tot. Der Heilige des Ostens ist ohne Saft und Kraft. Er fürchtet sich vor allem, was fließt, was schwingt, was pulsiert, was strömt und energetisch ist. Ständig muss er sich zusammenreißen, unterdrücken. Er sitzt auf einem Vulkan und ist auf der Hut. Er ist gegen sich selbst und gegen die Welt. Er wartet nur auf den Tod, er begeht langsamen Selbstmord.

      Der westliche Mensch hat von jeher geliebt – viel gelacht und getanzt und gesungen; aber der westliche Mensch hat darüber völlig vergessen, wer er ist. Er hat sein Bewusstsein aus dem Auge verloren, er bekommt nichts mehr mit. Weil er das Innere leugnet, ist er immer mechanischer geworden. Also lacht er zwar, aber sein Lachen geht nicht tief – weil keine Tiefe da ist. Es darf keine Tiefe geben. Also lebt der Westen in oberflächlicher Fröhlichkeit und der Osten in tiefer Traurigkeit. Das ist das Elend, ist die Qual, die der Menschheit widerfahren ist.

      Meine Botschaft ist: Es wird Zeit! Der Mensch ist heute reif genug, um sich von diesen halbherzigen, einseitigen Verhaltensweisen zu verabschieden. Diese Programme sind überholt und müssen abgestreift und geändert werden. Man sollte sowohl das Äußere wie das Innere akzeptieren – und zwar total, ohne jede Einschränkung. Dann wird Bewusstsein entstehen und wird Liebe entstehen, und sie werden einander nicht widersprechen sondern sich ergänzen.

      Eure Liebe wird euch Freude schenken, euer Bewusstsein wird euch zu Kristallisation verhelfen. Euer Bewusstsein wird euch klarmachen, wer ihr seid, und eure Liebe wird euch klarmachen, was es mit dieser Welt auf sich hat. Und zwischen diesen beiden Ufern fließt der Strom des Lebens dahin …

      Ich lehre den ganzen Menschen. Das ist das Wesentliche; wenn das einmal verstanden ist, wird alles andere leicht, dann wird alles einfach. Dies ist die Grundlage. Ich lehre die Welt und ich lehre Gott, und beide im selben Atemzug. Ich möchte Epikur und Buddha so weit wie möglich zusammen bringen. Buddha sitzt unter seinem Baum; man kann sich Buddha nicht tanzend vorstellen. Epikur tanzt in seinem Garten; man kann sich Epikur nicht meditierend vorstellen – still unter einem Baum. Ich möchte, dass Epikur und Buddha eins werden.

      Das Leben sollte ein rhythmischer Wechsel von Tanz und Stille, von Musik und Klang und Stille sein. Das Leben sollte einen Rhythmus aus beiden Bewegungen bilden – so weit wie möglich nach außen und so weit wie möglich nach innen gehen, denn Gott ist beides. Schließt die Augen und ihr seht Gott; öffnet die Augen und ihr seht Gott, denn es gibt nichts als Gott.

      Und versteht auch das: Die Leute hier sind nicht meine Anhänger. Sie lieben mich, aber sie sind nicht meine Anhänger. Sie sind meine Freunde, aber nicht meine Anhänger. Sie sind meine Schüler, nicht meine Anhänger. Und was ist der Unterschied zwischen einem Schüler und einem Anhänger? Ein Anhänger glaubt; er macht aus jedem Wort, das gesagt wird, ein Dogma. Ein Schüler lernt, probiert aus, und er bleibt solange offen, bis er selbst die Wahrheit findet. Ich lehre meine Freunde, meine Sannyasins keinerlei Dogma. Ich helfe ihnen lediglich, sich selbst zu verstehen. Ich helfe ihnen nur, sie selbst zu sein.

      Ein Anhänger ist ein Nachahmer. Ein Christ muss Christus nachahmen und ein Buddhist muss Buddha nachahmen – und Nachahmer sind nie echt. Ich möchte, dass meine Freunde authentisch sind. Wie könntet ihr mich nachahmen? Ich bin ganz anders als ihr, und ihr seid ganz anders als ich. Du bist so einmalig, dass es noch nie einen Menschen wie dich gegeben hat – und nie wieder geben wird. Gott erschafft jeden Menschen nur einmal. Er ist sehr innovativ, er wiederholt sich nicht, er produziert die Menschheit nicht am Fließband. Das ist anders als mit Autos, mit den Fiats oder Fords, wo sich Tausende gleichen, einer wie der andere ist. Gott erschafft nur Einmaliges.

      Geht in den Garten: Ihr werdet keine zwei Grashalme finden, die sich gleichen. Nicht einmal identische Zwillinge sind gleich. Wie also könnte man jemandem nacheifern wollen? Alles Nacheifern ist verkehrt. Meine zweite Botschaft lautet also: Der Mensch darf nie einem anderen folgen. Ihn verstehen gewiss, von ihm lernen gewiss, ihm zuhören gewiss und offen bleiben. Folgen darf man nur seiner eigenen inneren Spontaneität, nur seinem eigenen Wesen.

      Ich helfe den Menschen, sie selbst zu sein. Etwa so, wie ich den Rosen in meinem Garten dabei helfe, Rosen zu sein und dem Lotus, ein Lotus zu sein. Mir ist nicht daran gelegen, aus dem Lotus eine Rose zu machen. Die Welt ist nur aufgrund ihrer Vielfalt so reich. Die Welt wäre hässlich, wenn nur Rosen wüchsen und keine anderen Blumen. Tausende von Blumen wachsen, und die Welt ist wunderschön. Jeder Mensch muss authentisch sein, absolut er selbst. Die Sannyasins sind also nicht meine Anhänger, sie lieben mich. Ihre Liebe hat sie zu mir geführt. Ihre Liebe hat mich hierher gebracht, ihre Liebe hat sie hierher gebracht; wegen dieser Liebe sind wir zusammen. Aber ich bin nicht ihr Führer und sie sind nicht meine Anhänger. Und ich stifte hier keine Sekte, ich gründe hier keine Kirche. Meine Sannyasins sind nur eine Gemeinschaft von Freunden, keine Kirche. Wir haben kein Dogma, an das alle glauben müssen. Es gibt nichts, woran man glauben muss, wohl aber zahllose Dinge, mit denen man experimentieren kann. Meine Kommune ist ein Labor; hier wird experimentiert.

      Auch das führt zu Missverständnissen, denn der Mensch hat vergessen zu experimentieren. Wir experimentieren auf vielen verschiedenen Ebenen. Wir experimentieren mit Tao, wir experimentieren mit Sufismus, wir experimentieren mit Jainismus, Hinduismus, dem Islam, dem Christentum. Wir experimentieren mit Tantra, mit Yoga, mit Alchemie; wir experimentieren mit jeglicher Möglichkeit, die das menschliche Bewusstsein bereichern und den Menschen wieder heil und ganz machen kann. Das kann freilich zu Problemen führen. Wenn ein Yoga-Schüler hierher kommt, kann er nicht verstehen, was er mit Tantra anfangen soll – er ist gegen Tantra. Wenn ein Tantra-Schüler kommt, sieht er nicht ein, warum er mit Yoga experimentieren soll – er ist gegen Yoga.

      Ich bin gegen gar nichts; ich bin für alles. Ich bin ausdrücklich für alles, ich erhebe Anspruch auf das gesamte Erbe der Menschheit. Und alles, was tauglich ist, gleich welcher Tradition es entstammt, ist mein, und alles, was den Menschen bereichern kann, ist mein. Ich gehöre zwar keiner Tradition an, aber alle Traditionen sind mein. Dies ist also ein neues Experiment. So etwas ist noch nie in dieser Art und Weise versucht worden. Hier findet die Synthese aller spirituellen Wege statt. Ich lehre eine Synthese, und ich habe das Gefühl, dass alle, die nur mit Yoga experimentieren, unvollständig sind, nur zum Teil wachsen werden – so als hätte sich jemand eine viel zu große Hand antrainiert, und der ganze Körper ist klein geblieben … was für ein Monster – es sei denn, er kann auch mit Tantra experimentieren, denn Tantra und Yoga ergänzen einander.

      Merkt euch, dies ist eine meiner grundlegenden Erkenntnisse, dass sich nichts im Leben widerspricht. Alle Widersprüche sind komplementär, ergänzen einander. Die Nacht ist komplementär zum Tag, so wie der Sommer komplementär ist zum Winter und der Tod zum Leben. Sie sind einander nicht entgegengesetzt. Nichts ist gegen etwas, denn es gibt nur eine Energie, es existiert nur ein Gott. Meine Linke und meine Rechte sind nicht gegeneinander, sondern sind komplementär. Genau wie Vogelschwingen, zwei Flügel – sie scheinen zwar einander entgegengesetzt zu sein, unterstützen einander aber: Der Vogel kann mit nur einem Flügel nicht fliegen.

      Man muss mit Tantra und Tao gemeinsam experimentieren. Warum? Nun, Yoga bietet uns eine tiefe

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