Authentisch sein!. Osho
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Ich bringe im Leben meiner Sannyasins alle Gegensätze als wechselseitige Ergänzungen zusammen. Die Yogis werden gegen mich sein, weil sie nicht einsehen werden, was Sex und Liebe im Leben eines Sannyasins zu suchen haben. Sie haben Angst, Angst vor Sex, weil Sex das Spontanste im Leben ist. Denn das hieße ja, außer Kontrolle zu geraten! Sie wissen genau: Haben sie erst einmal den Sex unter Kontrolle, dann ist alles andere unter Kontrolle. Also ist Sex ihr Erzfeind. Für Tantra wird dein ganzes Leben roboterhaft, wenn dein Sex nicht spontan sein darf. Er muss sich in Freiheit entfalten dürfen. Und alle beide haben sie Recht, der eine wie der andere. Dies ist mein Ansatz. Das mag absurd klingen, weil mein Ansatz sehr unlogisch ist. Die Logik lässt immer nur eines gelten: Man kann entweder ein Yogi oder ein Tantriker sein. Ich aber halte mich ans Leben und nicht an die Logik; und zum Leben gehört sowohl das eine wie das andere. Das Leben erfordert sehr viel Disziplin, denn man muss auf der Welt mit so vielen Menschen auskommen. Man muss diszipliniert leben, denn sonst würde das Leben zum Chaos. Das Leben würde unmöglich, wenn man sich an keine Disziplin hält. Aber wenn es für dich nichts anderes mehr gibt als Disziplin und du alle Spontaneität vergisst und nur noch zu Disziplin wirst und nie mehr aus ihr heraus findest, dann hast du das Leben verloren und bist zur Maschine erstarrt.
Dies sind die beiden Alternativen, die dem Menschen bisher freistanden: Werde entweder zum Chaos – was nicht gut ist; oder werde zu einer Maschine – was auch nicht gut ist. Ich möchte, dass ihr lernt, hellwach zu sein – bewusst, aufmerksam, diszipliniert und doch fähig zu Spontaneität. Wenn du arbeitest, dann sei diszipliniert – aber Arbeit ist nicht alles. Wenn du spielst, dann vergiss alle Disziplin.
Ich war einmal in Kalkutta im Hause eines Obersten Richters zu Gast. Seine Frau sagte zu mir: „Mein Mann hört nur auf Sie. Sie sind der Einzige, der in seinem Leben etwas ausrichten kann. Seine Einstellung geht der ganzen Familie auf die Nerven. Er bleibt selbst im eigenen Hause immer der Richter.“ Sie sagte: „Selbst im Bett bleibt er noch der Oberste Richter. Er verlangt von mir, dass ich ihn mit ‚Euer Gnaden‘ anspreche! Nie ist er spontan, und dauernd schreibt er uns etwas vor und erlässt Gesetze. Die Kinder haben es satt. Wenn er nach Hause kommt, wird es schlagartig still, alle Freude ist verflogen. Wir können es gar nicht abwarten, bis er wieder zum Gericht fährt.“
Nun, ich kenne den Mann; er ist ein guter Richter – sehr gewissenhaft, sehr aufrichtig und ehrlich. Und das sind lauter gute Eigenschaften – aber er ist zu einer Maschine geworden. Er kommt heim und bleibt ‚Euer Gnaden‘; das ist nicht gut. Man muss sich auch mal entspannen, mal mit den Kindern spielen können. Aber so tief kann er sich nicht herablassen. Selbst vor seiner Frau bleibt er auf seinem hohen Ross, unerreichbar. Immer und überall bleibt er der Richter. Genau das ist es, was mit den Anhängern des Yoga passiert ist; sie können nicht mehr spielerisch sein, sie können sich über nichts mehr freuen. Sie können nicht mehr feiern, weil sie einfach nicht mehr entspannt sein können. Und wer nur Tantra kennt, wird chaotisch; wer nichts anderes übt als Tantra, der wird sehr, sehr selbstsüchtig. Dann werden dir alle anderen egal; dann vergisst du, dass du Teil eines größeren Ganzen bist, dass du einer Gesellschaft angehörst, dass du Teil der Existenz bist und der Existenz etwas schuldest – denn was wärst du ohne sie? Du musst gewissen Ansprüchen genügen, die die Existenz, die die Gesellschaft an dich stellt. Wenn du absolut chaotisch wirst, kannst du nicht überleben – dann kann niemand überleben.
Also muss man ein Gleichgewicht finden zwischen Chaos und Mechanisierung, einen Punkt genau in der Mitte. Ich möchte, dass ihr an diesem Punkt seid – genau in der Mitte. Und von da aus könnt ihr, wenn es nötig wird, in das eine oder das andere Extrem gehen und ebenso auch wieder zurückkommen. Diese Geschmeidigkeit lehre ich, diese Beweglichkeit lehre ich.
Ich bin gegen jede Fixierung, jede Erstarrung. Ich lehre Lebenssynthesen, die wachsen; Verhaltensweisen, Erscheinungsbilder, die wachsen und die immer auch das Andere, den Gegensatz mit einschließen können. Dann ist das Leben schön.
Und man kann die Wahrheit nur erkennen, wenn man gelernt hat, die Gegensätze in Ergänzungen zu verwandeln. Erst dann gewinnt dein Leben Symmetrie, kommt es zum Ausgleich … halten sich das Positive und das Negative die Waage.
Erst in dieser Ausgewogenheit liegt die Transzendenz. In dieser Ausgewogenheit erkennt man das Jenseits, öffnet man sich für das Jenseits.
1. KAPITEL
ÜBER DIE KUNST ZU LEBEN
Unser Leben ist kurz; unsere Energie ist begrenzt, sehr begrenzt. Und mit dieser begrenzten Energie müssen wir das Unbegrenzte finden; in diesem kurzen Leben müssen wir das Ewige finden. Eine große Aufgabe, eine große Herausforderung! Befasst euch also bitte nicht mit Belanglosigkeiten.
Was ist wichtig und was ist unwichtig? Nach der Definition aller Buddhas ist all das unwichtig, was dir der Tod nehmen kann und all das wichtig, was dir der Tod nicht nehmen kann. Merk dir diesen Unterschied, mach einen Prüfstein daraus. Anhand dieses Prüfsteins kannst du alles augenblicklich einschätzen.
Hast du von dem Prüfstein gehört, mit dem die Alchemisten beurteilten, was Gold ist und was nicht? Mache folgende Frage zu deinem Prüfstein für das, was wichtig ist: Wird es dir der Tod dereinst nehmen? Wenn ja, dann ist es nicht wichtig. Geld ist also nicht wichtig – nützlich zwar, aber nicht wichtig, ohne Belang. Macht? Ansehen? Ehre? – der Tod wird kommen und das alles auslöschen; warum also in den wenigen Tagen, die du hier verweilst, so viel Aufhebens davon machen? Dies ist eine Karawanserei, einer Herberge für die Nacht, und wenn der Morgen kommt, ziehen wir weiter.
Merkt euch: Nur was du mitnehmen kannst, wenn du deinen Körper verlässt, ist wichtig. Mit anderen Worten: Außer Meditation ist gar nichts wichtig. Außer Bewusstheit ist gar nichts wichtig, denn nur deine Bewusstheit kann dir der Tod nicht nehmen. Alles andere wird er dir wegschnappen – weil alles andere von außen kommt. Nur die Bewusstheit sprudelt aus deinem Innern hervor; die kann man dir nicht nehmen. Genauso wenig wie die Schatten der Bewusstheit: dein Mitgefühl, deine Liebe … die man dir nicht nehmen kann, sie sind untrennbar mit deiner Bewusstheit verwoben.
Du wirst also nur die Bewusstheit mitnehmen, die du erlangen konntest; das ist dein einziger wirklicher Reichtum.
Wie ich höre, feiern deine Leute einfach alles?
Du hast richtig gehört: Meine Sannyasins feiern alles. Feiern ist der Grundstein meines Sannyas – nicht Abkehr von der Welt, sondern Feiern; alle Schönheiten, alle Freuden zu feiern, die das Leben uns bietet – weil dieses ganze Leben ein Geschenk Gottes ist. Die alten Religionen haben euch gelehrt, dem Leben zu entsagen. Sie sind alle lebensfeindlich; ihr ganzer Ansatz ist pessimistisch. Sie sind alle gegen das Leben und seine Freuden.
Für mich ist Leben gleichbedeutend mit Gott. Ja, Leben ist ein viel besseres Wort als Gott, weil Gott nur ein philosophischer Begriff ist, während Leben etwas Reales, Existenzielles ist. Das Wort Gott kommt nur in Heiligen Schriften vor; es ist nur ein Wort, ein bloßes Wort. Das Leben aber ist in euch und um euch herum – in den Bäumen, in den Wolken, in den Sternen. Diese ganze Schöpfung ist ein Tanz des Lebens.
Ich