Fiona - Sterben. Zsolt Majsai
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„Nein, eigentlich ist das völlig normal“, erwidert Julie fröhlich. „Außerdem bist du heute ja erst 29 geworden. Kannst also noch ein ganzes Jahr lang dich darüber freuen, nicht über dein Alter lügen zu müssen.“
„Sprichst du aus Erfahrung?“ Oh, Fiona, das war böse! Aber Julie hat ein sonniges Gemüt, sie lacht nur. Ich mache ihr einen Cocktail, etwas Süßes, Solero, für den Fall, dass sie insgeheim doch sauer ist; dann kümmere ich mich um die anderen Gäste.
Wobei, nötig wäre das nicht. Der Star meiner Geburtstagsparty sorgt schon dafür, dass alle beschäftigt sind und sich gut amüsieren. Töchterchen ist begeistert davon, dass sie laufen und ansatzweise sprechen kann, und zeigt das allen. Sowohl ihre Freude als auch ihre Fähigkeiten. Sonst schafft sie es damit, den Tag meiner Eltern zu füllen, heute haben diese mal Urlaub.
James ging vorhin mit Danny und einer Kinderschar los, die Gegend unsicher zu machen. Für mich bleiben also nur meine Eltern, nachdem auch Julie eine neue Beschäftigung gefunden hat. Ich mixe mir einen Caipi und gehe in den Garten, wo meine Mutter es sich in einer Gartenliege bequem gemacht hat, während mein Vater Sandras Sandkasten inspiziert.
Ich setze mich neben meiner Mutter auf einen Stuhl und erkundige mich: „Was genau macht er da eigentlich? Hat er Angst, das könnte Treibsand sein, der Sandra verschlingt?“
Meine Mutter wirft mir einen amüsierten Blick zu. „Ich glaube, er sucht nach Hinterlassenschaften von Katzen. Die Viecher vermehren sich in letzter Zeit ziemlich.“
„Hier nicht, hier herrscht Danny.“
„Du bist grausam.“
„Ich bin nicht grausam, das Leben ist es. Ich kann auch nichts dafür, dass Katzen und Danny nicht kompatibel sind. Ich glaube, das nennt sich Verhaltensbiologie.“
„Wirst du auf deine alten Tage darwinistisch?“
Ich starre sie entgeistert an. „Ich? Darwin? Wenn überhaupt, dann interessiert mich der Darwin Award. Da habe ich eine ganz lange Vorschlagsliste. Aber Darwinismus?“
„Das klang vorher aber ganz, als wenn du an natürliche Auslese glauben würdest.“
„Klar, ein natürlicher Engel.“
„Ach ja.“ Meine Mutter lehnt sich zurück und nippt an ihrem Drink. „Nach all den Jahren habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnen können, dass du … Ich weiß nicht einmal, wie ich es nennen soll. Statthalter, Krieger, Vampire … Das ist so unwirklich.“
„Mama, schau nach oben. Was siehst du da?“
„Den Himmel.“
„Was noch?“
„Die Sonne.“
„Was noch?“
„Keine Ahnung. Worauf willst du hinaus?“
„Du akzeptierst ohne Probleme, dass es da den Himmel gibt, die Sonne, weißt nicht einmal genau, was das ist, akzeptierst, was du darüber in der Schule gelernt hast, dass da so ein Feuerball ist, in dem es unvorstellbar heiß ist, dass es Sterne gibt, du akzeptierst, dass du niemals zu den Sternen reisen wirst, weil Einstein was dagegen hat, all das bereitet dir keine Probleme. Ich sorge hier für ein bisschen Gleichgewicht und daran kannst du dich nicht gewöhnen?“
„Du solltest in die Politik gehen“, bemerkt mein Vater, der die Inspektion des Sandkastens beendet hat und neben uns steht. „Apropos, ich hole mir was zu trinken, möchtet ihr auch was?“
Meine Mutter hält ihm ihr Glas hin. Ich mustere die traurigen Reste meines Caipi, dann nicke ich.
„Ich habe mich auch daran gewöhnt, dass es einen Gott gibt, dass Jesus für uns gestorben ist, dass in jedem noch so kleinen Kaff eine Kirche steht. Das war keine Gefahr, es ist eigentlich so weit entfernt vom täglichen Leben wie die Sonne und die Sterne. Aber du, mit all deinen Fähigkeiten, du bist Teil unseres Alltags.“
„Ich achte schon darauf, dass ihr möglichst wenig davon mitbekommt.“
„Möglichst, genau.“
Ich denke an die Ereignisse vor einem Jahr und seufze. „Okay, klappt nicht immer. Vielleicht ist es ja auch ganz gut, wenn du nicht alles erfährst, was ich so erlebe.“
„Das glaube ich allerdings auch.“ Sie wendet den Blick von mir ab, denn ihre Schwester kommt auf uns zu. Ich schließe die Augen und höre nur halb zu, wie die beiden sich über irgendeine Nachbarin meiner Tante aufregen. Eigentlich regt sich nur meine Tante auf, meine Mutter nimmt es eher locker. Ich glaube, die letzten Jahre mit mir haben sie ziemlich abgehärtet, was aufregende Ereignisse angeht.
Plötzlich passiert etwas. Mit aufgerissenen Augen setze ich mich auf und starre nach vorne.
„Fiona? Was ist los?“ Meine Mutter klingt panisch.
Ich versuche herauszufinden, was mich so aufgeschreckt hat. Es war wie eine Erschütterung, aber sie kam nicht vom Boden, nicht wie ein Erdbeben. Ich habe sie gefühlt. Was zum Teufel war das?
Ich wende mich meiner Mutter und ihrer Schwester zu und lächele etwas verkrampft. „Ich glaube, ich bin eingedöst und habe etwas geträumt.“
Ich sehe meiner Mutter deutlich an, dass sie mir nicht glaubt, aber wegen meiner Tante lieber nicht nachbohrt. Zum Glück kommt jetzt auch mein Vater mit den Drinks.
Ich lehne mich wieder zurück und nippe an meinem Caipi. Den hat mein Vater zubereitet und er kann das verdammt gut. Ich schenke ihm ein dankbares Lächeln, während mein Unterbewusstsein verzweifelt versucht, sich zu erinnern, wie die Erschütterung sich angefühlt hat. Da anscheinend niemand außer mir sie wahrgenommen hat, war es auf jeden Fall etwas, was mit meinem Kriegerdasein zu tun hat. Ich werde heute Abend mal die anderen fragen, ob sie auch was gemerkt haben. Und dann war da noch etwas anderes, was ich gar nicht einordnen kann. Wie eine Art Schrei …
„Nicholas!“, rufe ich erfreut.
„Wir haben ihn einfach gezwungen, mitzukommen“, erklärt meine Mutter und schiebt den alten Mann durch die Tür. „Ich dachte, bei diesem eher privaten Teil kann er als quasi Familienmitglied ruhig mal dabei sein.“
„So sehe ich das auch“, erwidere ich und umarme Nicholas. „Kommt rein, ihr seid die Ersten.“
„Schon wieder?“, bemerkt mein Vater.
Noch bevor ich antworten kann, spüre ich, wie sich jemand der Tür nähert und öffne sie. Das Triumvirat ist da: Michael, Nilsson und John. Wie schön wäre es, wenn Katharina auch dabei wäre. Und Elaine.
Ich muss mich zwingen, mir nichts von meinen düsteren Gedanken anmerken zu lassen und begrüße die drei überschwänglich. Michael mustert mich von Kopf bis Fuß.
„Hast du das heute Nachmittag auch getragen?“
„Nein, der Hausanzug ist nur euch vorbehalten. Heute Nachmittag trug ich High Heels, eine schwarze Strumpfhose, Minirock und eine halb transparente Bluse. Und natürlich einen nicht transparenten BH.“
„Danke! So genau wollte ich das