Wenn Sie Wüsste. Блейк Пирс
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Selbstsicher betrat sie das Gebäude. Ihr war klar, dass es Dinge gab, die ihre derzeitige Situation verrieten und die einem aufmerksamen Beamten auffallen würden. Erstens trug sie keine Waffe. Sie besaß eine Genehmigung, eine verdeckte Waffe zu tragen, aber im Hinblick darauf, was sie vorhatte, meinte sie, dass sie sich mehr Probleme machte als die Sache wert war, wenn sie sich dabei schnappen ließ, auch nur im Geringsten unehrlich zu sein.
Und Unehrlichkeit war etwas, das sie sich nicht leisten konnte. Im Ruhestand oder nicht, hier ging es um ihren Ruf – einen Ruf, den sie mit größter Sorgfalt über dreißig Jahre aufgebaut hatte. Die nächsten Minuten musste sie mit äußerster Vorsicht bewältigen, und sie freute sich darauf. Das ganze letzte Jahr seit Beginn ihres Ruhestandes war sie nicht so aufgeregt gewesen.
Sie näherte sich dem Informationstresen, ein hell erleuchtetes Areal, das durch eine Glasscheibe vom zentralen Teil des Gebäudes abgetrennt war. Eine uniformierte Beamtin saß an einem Schreibtisch und stempelte etwas in einem Buch. Als Kate sich näherte, sah sie auf mit einem Gesicht, das aussah, als ob es seit Tagen nicht gelächelt hätte.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie.
„Ich bin ein FBI Agent im Ruhestand und benötige einige Informationen über einen Mord, der kürzlich passiert ist. Ich hatte gehofft, die Namen der Beamten zu bekommen, die diesen Fall bearbeiten.“
„Können Sie sich ausweisen?“, fragte die Frau.
Kate holte ihren Führerschein hervor und schob ihn durch die Öffnung im Trennglas. Die Frau schaute ihn sich gerade mal eine Sekunde lang an und schob ihn dann zurück. „Ich benötige ihren FBI Ausweis.“
„Wie ich schon sagte, ich bin im Ruhestand.“
„Und wer schickt Sie? Ich brauche die Namen und Kontaktdaten und dann müssen diejenigen einen Antrag ausfüllen, damit Sie die Information bekommen.“
„Ich hatte wirklich gehofft, dies auf unbürokratischem Weg regeln können.“
„Dann kann ich Ihnen nicht weiterhelfen“, antwortete die Frau.
Kate fragte sich, wie weit sie noch gehen konnte. Wenn sie zu sehr Druck machte, würde sicherlich jemand Clarence Greene in Kenntnis setzen, und das könnte nach hinten losgehen. Sie zermarterte sich das Hirn auf der Suche nach einer anderen Vorgehensweise. Nur eine fiel ihr ein, und die war viel riskanter als das, was sie gerade ausprobierte.
Mit einem Seufzer gab Kate ein kurzes „Naja, vielen Dank auch“ von sich und wandte sich zum gehen.
Leicht verlegen verließ sie das Gebäude. Was zum Teufel hatte sie sich bloß dabei gedacht? Selbst wenn sie noch ihren FBI Ausweis gehabt hätte, wäre es für das Richmond Police Department nicht rechtens gewesen, ohne die Zustimmung eines Vorgesetzten in Washington DC Informationen an sie herauszugeben.
Es war ein erniedrigendes Gefühl, als sie den Parkplatz zu ihrem Wagen überquerte. Sie fühlte sich wie das, was sie war – ein ganz normaler Zivilist.
Allerdings ein Zivilist, der es hasst, ein Nein zu akzeptieren.
Sie zog ihr Handy hervor und rief Deb Meade an. Als sie abnahm, hörte sie sich noch müde und weit weg an.
„Tut mir leid, dich zu stören, Deb“, sagte Kate. „Aber hast du zufällig den Namen und eine Adresse dieses Ex-Freundes?“
Wie sich herausstellte, hatte Deb beides.
KAPITEL VIER
Zwar hatte Kate ihren alten FBI Ausweis nicht mehr, aber sie hatte noch ihre letzte Dienstmarke. Sie lehnte auf dem Kaminsims wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, kaum besser als ein verblichenes Foto. Als sie die Wache des Third Precinct verließ, fuhr sie nach Hause und griff danach. Sie dachte schwer darüber nach, ob sie auch ihre Waffe mitnehmen sollte. Sehnsüchtig blickte sie die M1911 an, ließ dann aber doch in ihrer Nachttischschublade. Sie mitzunehmen hieße, sich Ärger einzuhandeln.
Die Handschellen, die sie zusammen mit anderen kleinen Schätzen ihrer Karriere in einem Schuhkarton unter dem Bett aufbewahrte, entschloss sie sich jedoch mitzunehmen.
Nur für den Fall.
Sie verließ das Haus und fuhr zu der Adresse, die Deb ihr gegeben hatte. Sie befand sich in Shockoe Bottom, das von ihrem Zuhause aus mit dem Auto in zwanzig Minuten zu erreichen war. Sie war nicht nervös, während sie fuhr, aber sie spürte eine Art von Erregung. Sie wusste, dass sie es eigentlich nicht tun sollte, aber gleichzeitg war es ein gutes Gefühl, wieder draußen und auf der Jagd zu sein – und sei es im Geheimen.
Gerade, als sie die Adresse von Julie Hicks‘ früherem Freund erreichte, einem Kerl namens Brian Neilbolt, musste Kate an ihren Mann denken. Immer wieder dachte sie an ihn, doch gelegentlich blieb er ihr für eine ganze Weile im Sinn. Genau das passierte, als sie in die Straße einbog, die sie suchte. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie er frustriert seinen Kopf schüttelte.
Kate, du weißt genau, dass du dies hier nicht tun solltest, schien er zu sagen.
Sie grinste ein wenig. Manchmal vermisste sie ihren Mann ganz wahnsinnig, ganz im Kontrast zu der Tatsache, dass sie manchmal dachte, dass sie über seinen Tod ziemlich schnell hinweg gekommen war.
Während sie ihren Wagen vor der ihr durchgegebenen Adresse parkte, schüttelte sie die Spinnweben der Erinnerung ab.
Es handelte sich um ein ziemlich hübsches Haus, das in zwei Apartments unterteilt war, die wiederum durch jeweils eine Veranda voneinander getrennt waren. Als sie ausstieg, konnte sie sofort hören, dass jemand zuhause war, denn von drinnen drang eine sehr laute Stimme.
Als sie die Treppe zur Veranda hinaufstieg, fühlte sie sich zeitlich etwa um ein Jahr zurückversetzt. Sie fühlte sich wieder wie ein Agent, trotz der fehlenden Waffe an ihrer Hüfte. Trotzdem war sie nun einmal ein Agent im Ruhestand, und sie hatte keine Ahnung, was sie eigentlich sagen sollte, wenn sie an die Tür klopfte.
Davon ließ sie sich jedoch nicht aufhalten. Mit der gleichen Autorität, die sie bis vor einem Jahr an den Tag gelegt hatte, klopfte sie an die Tür. Während sie noch das laute Sprechen drinnen hörte, entschied sie sich, bei der Wahrheit zu bleiben. Wenn sie sich erwischen ließ in dieser Situation, in der sie sich eigentlich gar nicht befinden sollte, dann machte das Vortäuschen falscher Tatsachen alles nur noch schlimmer.
Der Mann, der die Tür öffnete, erschreckte Kate ein wenig. Er war circa 1,90 Meter groß und absolut durchtrainiert. Allein seinen Schultern konnte man ansehen, dass er viel Zeit im Fitness Studio verbrachte. Er hätte leicht als professioneller Wrestler durchgehen können. Aus seinen Augen blitzte der Zorn.
„Ja?“, fragte er. „Wer sind Sie?“
Sie tat dann etwas, was sie sehr vermisst hatte. Sie hielt ihm ihre Dienstmarke unter die Nase. Sie hoffte, dass der Anblick der Marke etwas Gewicht trug, um ihr das Vorstellen zu erleichtern. „Ich bin Kate Wise. Ich bin pensionierter FBI Agent. Ich würde gerne einen Moment mit Ihnen sprechen.“
„Und worüber?“, fragte er. Seine Worte kamen schnell und abgehackt.
„Sind