Rückruf Null. Джек Марс

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Rückruf Null - Джек Марс

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Gesicht war vom Alter und Stress faltig und seine Schultern hingen aufgrund einer Verletzung am Rücken, die er bei seinem Einsatz in Vietnam erlitt, ständig vor. Dennoch bewegte er sich entschlossen und seine raue Stimme war viel dominanter, als man sich vorstellen konnte.

      Harris hatte den vorherigen Präsidenten, Eli Pierson, bei den Wahlen im vorherigen November leicht geschlagen. Trotz dem Mitleid der Öffentlichkeit wegen des Mordversuches an ihm achtzehn Monate zuvor, und trotz der noblen Anstrengung, sein Kabinett nach dem iranischen Skandal wieder aufzubauen, hatte Amerika seinen Glauben an ihn verloren.

      Karina kam Harris wie ein Geier vor, was sie nur dadurch bestätigt sah, wie er angeflogen kam und die Wahlstimmen von Pierson stahl, wie ein Aasvogel, der die Innereien aus einem Kadaver von viel zu vielen Fehlern und Vertrauen in die falschen Leute riss. Harris, der demokratische Kandidat, musste kaum Versprechen machen, außer jegliche weitere Korruption im Weißen Haus aufzudecken und schnellstmöglich zu beenden. Doch wie Karina Pavlo gerade herausgefunden hatte, gab es weitere Korruption im Weißen Haus, die sich möglicherweise ausschließlich auf das Amt des Präsidenten beschränkte.

      Über den Besuch des russischen Präsidenten Kozlovsky wurde bei fast allen Medien der USA berichtet. Es war das erste Mal seitdem die verräterische Intrige beider Regierungen bekannt wurde, dass die beiden neuen Weltführer sich persönlich trafen. Es gab Pressekonferenzen, ständige Berichterstattung und Treffen mit hundert Kameras im Raum, um zu besprechen, wie die beiden Nationen auf freundliche und abgestimmte Weise nach der Beinahe-Katastrophe nach vorne schauen konnten.

      Doch Karina wusste jetzt, dass es alles nur Täuschung war. Die letzten Minuten, die sie mit den beiden Weltführern, der Spinne und dem Geier, verbrachte, hatten das bewiesen. Kozlovskys Englisch war höchstens elementar und Harris sprach kein Wort russisch, sodass ihre Anwesenheit notwendig war und die Rede der beiden zu ihrer wurde.

      Es hatte alles recht harmlos begonnen. Nettigkeiten wurden ausgetauscht, Englisch kam von Harris zu ihr und dann ging Russisch von ihr zu Kozlovsky, als ob Karina eine Übersetzungsmaschine wäre. Die beiden Männer sahen sich gegenseitig an, fragten sie nicht einmal etwas oder bemerkten auch nur ihre Anwesenheit, nachdem das Treffen begonnen hatte. Sie spuckte die Worte mechanisch heraus wie ein Prozessor. Sie drangen durch ihr Ohr in einer Sprache ein und verließen sie durch ihre Kehle in einer anderen.

      Erst als die ominöse Motivation für das private Treffen sich enthüllte, verstand Karina, dass dies - diese paar Minuten in einem verschlossenen Raum im Untergeschoss des Weißen Hauses, bei denen nur die beiden und eine Dolmetscherin anwesend waren - der wirkliche Grund für den Besuch des russischen Präsidenten in den Vereinigten Staaten war. Sie konnte nur so sachlich wie möglich dolmetschen und verzweifelt hoffen, dass ihr eigener Gesichtsausdruck sie nicht verriet.

      Plötzlich wurde sich Karina Pavlo akut bewusst, dass es nicht wahrscheinlich war, dass sie das Weiße Haus lebendig verließe.

      Nachdem Kozlovsky den Saal verlassen hatte, wandte sich Präsident Harris an sie, lächelte sie lüstern an, also ob die Unterhaltung, deren Zeugin sie gerade geworden war, nicht stattgefunden hätte, als wäre sie nichts weiter als eine Formalität gewesen. „Danke Ihnen, Frau Pavlo”, sagte er väterlich. „Wir wissen Ihre Erfahrung und Kompetenz zu schätzen und halten Sie für außerordentlich wertvoll.”

      Vielleicht war es der Schock über das, was sie gerade herausgefunden hatte, der sie veranlasste, ebenfalls ein Lächeln zu erzwingen. Oder vielleicht war es die Mühelosigkeit, mit der Harris ein solch höfliches Verhalten an den Tag legte, während er ganz genau wusste, dass die Dolmetscherin gerade jedes einzelne Wort gehört und sogar für den anderen Gesprächspartner wiederholt hatte. Aus welchem Grund auch immer, Karina bemerkte, wie ihre Lippen sich gegen ihren Willen nach oben zogen und ihre Stimme sagte: „Danke für die Gelegenheit, Mr. Präsident.”

      Er lächelte erneut. Ihr gefiel sein Lächeln nicht, denn es lag keine Heiterkeit darin. Es war eher lüstern als heiter. Sie hatte es hundert Mal auf dem Fernseher gesehen, bei seiner Wahlkampagne, doch es persönlich zu erleben war noch unangenehmer. Es erschien ihr, als wüsste er etwas, dass ihr verborgen war - was ja auch ganz und gar stimmte.

      Ein Alarm schmetterte in ihrem Kopf. Sie fragte sich, wie weit sie wohl kommen würde, falls sie ihn aus dem Weg stieße und versuchte, zu rennen. Nicht besonders weit, dachte sie. Sie hatte mindestens sechs Geheimdienstagent im Gang des Kellers gesehen, und sie war sich genauso sicher, dass der Weg, auf dem sie hier heruntergekommen war, bewacht wäre.

      Der Präsident räusperte sich. „Wissen Sie”, sagte ihr Harris, „es gab einen guten Grund, warum sonst niemand anwesend waren. Das können Sie sich ja sicher vorstellen.” Er kicherte ein wenig, als ob die Bedrohung für die Weltsicherheit, von der Karina gerade herausgefunden hatte, ein Witz wäre. „Sie sind die Einzige auf der ganzen Welt, die von dem Inhalt dieser Unterhaltung weiß. Sollte es an die Öffentlichkeit geraten, dann wüsste ich durch wen. Und die Dinge würden dann für diese Person nicht mehr besonders glatt laufen.”

      Das Lächeln blieb auf Harris’ Gesicht, doch es war überhaupt nicht beruhigend.

      Sie zwang ihre Lippen dazu, liebenswürdig zu lächeln. „Selbstverständlich, Sir. Diskretion ist eine meiner besten Eigenschaften.”

      Er lehnte sich herüber und tätschelte ihre Hand. „Das glaube ich Ihnen.”

      Ich weiß zu viel.

      „Und ich vertraue darauf, dass Sie still bleiben.”

      Der beschwichtigt mich. Die lassen mich auf keinen Fall leben.

      „Ich bin mir sogar sehr sicher, dass ich Ihre Fähigkeiten erneut in der nahen Zukunft benötige.”

      Es gab nichts, was Harris sagen konnte, um sie von ihren Instinkten abzubringen. Der Präsident hätte sie um ihre Hand bitten können und dennoch wäre das kribbelnde Gefühl im Nacken, das ihr sagte, dass sie in unmittelbarer Gefahr war, nicht verschwunden.

      Harris stand auf und knöpfte sich seine Anzugjacke zu. „Kommen Sie. Ich bringe Sie raus.” Er ging vor ihr aus dem Raum und Karina folgte. Ihre Knie waren schwach. Sie war an einem der sichersten Orte des Planeten, umringt von trainierten Agenten des Geheimdienstes. Als sie den Gang erreichte, sah sie das halbe Dutzend Agenten, die dort aufgestellt waren. Sie hatten ihre Rücken gegen die Wand und die Hände vor sich verhakt und warteten so auf den Präsidenten.

      Oder möglicherweise auf sie.

      Bleib ruhig.

      „Joe.” Harris winkte dem Agenten zu, der sie zuvor vom Wartezimmer abgeholt hatte. „Sorge bitte dafür, dass Frau Pavlo wieder sicher zu ihrem Hotel zurückkehrt, ja? Mit dem besten Auto, das wir haben.”

      „Ja Sir”, erwiderte der Agent mit einem leichten Nicken. Ihr erschien das Nicken seltsam. Ein Nicken der Verständnis.

      „Danke sehr”, sagte sie so freundlich wie sie konnte, „doch ich kann ein Taxi nehmen. Mein Hotel ist nicht weit.”

      „Unsinn”, antwortete Harris liebenswürdig. „Welchen Sinn hat es, für den Präsidenten zu arbeiten, wenn Sie nicht mal ein paar der Vorteile genießen können?” Er kicherte. „Danke nochmal. Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen. Wir melden uns.”

      Er schüttelte ihre Hand. Sie schüttelte seine. Sein Lächeln blieb auf seinem Gesicht, doch seine Augen verrieten ihn.

      Karina hatte kaum eine Wahl. Sie folgte dem Geheimdienstagente, dem

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