Rückruf Null. Джек Марс
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Die Mütze war so allgegenwärtig geworden, dass Null sich wunderte, ob er sie auch im Bett trüge.
„Was, das hier?” Reidigger kicherte wieder und haute sich auf den Bauch. „Das sind alles Muskeln. Weißt du, ich geh zwei Mal pro Woche zum Fitnessstudio. Dort gibt es einen Boxring. Die jungen Kerle machen sich gern über die älteren lustig. Direkt bevor ich ihnen den Arsch versohle.” Er nahm einen Schluck und fügte hinzu: „Du solltest mal mitkommen. Normalerweise gehe ich -”
„Dienstags und Donnerstags”, beendete Null seinen Satz für ihn. Auch dieses Angebot machte Alan jede Woche.
Er wusste seine Anstrengen zu schätzen. Er wusste es zu schätzen, dass Alan so oft vorbeikam, um mit seinem alten Freund im Garten zu sitzen und zu plaudern. Er wusste die Besuche und die Versuche, ihn aus dem Haus zu bekommen, die jedes Mal halbherziger wurden, zu schätzen.
Die Wahrheit war, dass er ohne die CIA, die Vorlesungen oder seine Töchter sich nicht wie er selbst fühlte und das hatte zu einer Art Krankheit in seinem Gehirn geführt, ein generelles Unwohlsein, dass er anscheinend einfach nicht abschütteln konnte.
Die Glasschiebetür öffnete sich plötzlich und beide Männer drehten sich um und beobachteten, wie Maria in den Oktobernachmittag heraustrat. Sie war vornehm mit einem weißen Blazer mit schwarzen Hosen und einem dünnen Goldkettchen gekleidet. Ihr blondes Haar fiel ihr um die Schultern und dunkle Wimperntusche akzentuierte ihre grauen Augen.
Es war seltsam, doch für einen kurzen Augenblick überkam Null Eifersucht, als er sie sah. Wo er steckenblieb, war sie aufgeblüht. Doch er verdrängte auch das, stopfte es tief in das finstere Moor seiner unterdrückten Gefühle und sagte sich, dass er sich freute, sie zu sehen.
„Hallo Jungs”, sagte sie lächelnd. Sie schien guter Laune. Ihre Gemütsstimmung bei Ankunft zu Hause nach der Arbeit war ebenso wechselhaft wie ihre seltsamen Arbeitsstunden. „Alan, schön dich zu sehen.” Sie neigte sich, um ihn zu umarmen.
„Erstaunt” war nicht unbedingt das Wort, das Null einfiel, als Maria entdeckte, dass Alan nicht nur weiterhin am Leben war, sondern sich in einer Werkstatt weniger als dreißig Minuten von Langley entfernt versteckte. Doch sie nahm die Nachricht auf - ein harter Schlag auf die Schulter und ein strenge Rüge, die aus „das hättest du uns sagen sollen!” war anscheinend alle Katharsis, die sie brauchte.
„Hallo Kent.” Sie küsste ihn, bevor sie ein Bier aus Alans Sechserpack nahm und sich zu ihnen setzte. „War es ein guter Tag?”
„Ja.” Er nickte. „Ein guter Tag.” Er ging nicht weiter darauf ein, denn er hätte ihr nur erzählen können, dass er den Tag damit verbracht hatte, alte Filme zu sehen, zu schlafen und ein wenig darüber nachzudenken, in den wartenden, unfertigen Keller zurückzukehren. „Und du?”
Sie zuckte mit den Schultern. „Besser als die meisten.” Sie sprach für gewöhnlich nicht viel über ihre Arbeit mit ihm - das lag nicht nur an der Sicherheitsfreigabe, die Null gerade nicht hatte, sondern auch an der unausgesprochenen Angst (dies nahm Null zumindest an), dass es ihn aufregen könnte, eine alte Erinnerung hervorrufen oder ihn dazu inspirieren könnte, wieder mitzumischen. Es schien, dass es ihr gefiel, wo er war. Doch sein Verdacht darüber war eine ganz andere Angelegenheit.
„Kent”, sagte sie, „vergiss nicht, dass wir Pläne fürs Abendessen haben.”
Er lächelte. „Ach so, natürlich.” Er hatte den Gast nicht vergessen, den sie an diesem Abend empfangen würden. Doch er versuchte aktiv, nicht daran zu denken.
Kent.
Sie war die Einzige, die ihn noch so nannte.
Agent Kent Steele war sein Alias bei der CIA gewesen, doch jetzt war das nichts weiter als eine Erinnerung. Null war sein Sendezeichen, Alan Reidigger begann damit als ein Witz - und nannte ihn weiterhin Null. Und seitdem er sein Gedächtnis wieder erhalten hatte, war das der Name, mit dem er sich selbst identifizierte. Doch er war weder Kent noch Null, nicht mehr. Er war nicht mehr Professor Lawson. Verdammt, er fühlte sich kaum noch wie er selbst, sein wahrhaftiges Selbst, Reid Lawson, Vater von zwei Kinder, Geschichtsprofessor und verdeckter CIA Agent und mit was auch immer er sich sonst noch identifizierte. Obwohl achtzehn Monate vergangen waren, erinnerte er sich immer noch verbittert daran, wie die dunklen Verschwörer seinen Namen durch den Schlamm gezogen hatten, sein Bild an die Medien freigaben, ihn einen Terroristen nannten und versuchten, ihm den Mordversuch anzuhängen. Natürlich wurde er von diesen Anschuldigungen freigesprochen und er hatte keine Ahnung, ob sich jemand anders überhaupt noch daran erinnerte. Doch er tat es. Und jetzt fühlte sich der Name fremd für ihn an. Er vermied es, sich als Reid Lawson bekanntzugeben und das ging soweit, dass das Haus, die Rechnungen und sogar die Autos alle in Marias Namen waren. Keine Post mit seinem Namen kam an. Niemand rief jemals an und fragte nach Reid.
Oder Kent.
Oder Null.
Oder Vater.
Also wer zum Teufel bin ich dann?
Er wusste es nicht. Doch er wusste, dass er es selbst herausfinden musste, denn das Leben, das er jetzt führte, war es nicht wert, gelebt zu werden.
KAPITEL ZWEI
Null war froh, dass er nicht über sie sprechen musste. Doch Alan wusste, dass er besser nicht nach den Mädchen fragte.
Reidigger blieb für eine dreiviertel Stunde, bevor er vom Gartenstuhl aufstand, sich streckte und auf seine gewöhnlich Art erklärte, dass er sich besser auf den „alten, staubigen Weg” machte. Null umarmte ihn kurz und winkte ihm nach, als der Kleintransporter von der Auffahrt fuhr. Er dankte ihm still, dass er nicht nach seinen Töchter gefragt hatte. Die Wahrheit war, dass Null Alans Frage nicht hätte beantworten können.
Maria stand mit einer Schürze über ihrer Arbeitskleidung in der Küche und hackte eine Zwiebel. „Guter Besuch?”
„Ja.”
Stille. Nur das rhythmische Schlagen des Messers gegen das Schnittbrett.
„Bist du bereit für heute Abend?” fragte sie nach einem langen Moment.
Er nickte. „Ja. Absolut.” Er war es nicht. „Was machst du?”
„Bigos.” Sie ließ den Inhalt des Schnittbretts in einen großen Topf auf dem Herd fallen, in dem sich schon köchelnde Krakauer, Kohl und anderes Gemüse befanden. „Das ist ein polnisches Gericht.”
Null runzelte die Stirn. „Bigos. Seit wann machst du Bigos?”
„Das habe ich von meiner Großmutter gelernt.” Sie grinste. „Es gibt immer noch viel, das du nicht über mich weißt, Mr. Steele.”
„Anscheinend.”