Kati Küppers und der gefallene Kaplan. Barbara Steuten

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Kati Küppers und der gefallene Kaplan - Barbara Steuten Krimi

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      »Hamse schon gehört?« Die Verkäuferin lehnte sich verschwörerisch über die Fleischtheke und senkte die Stimme. »Die Küppers hat den Kaplan mit Schmackes die Treppe runtergeschuppst.«

      »Ist nicht wahr«, entgegnete die Angesprochene mit aufgerissenen Augen. »Im Ernst?«

      Die Frau hinter der Theke zuckte mit den Schultern und nickte.

      Vertraulich legte Frau Friedrich der Kundin neben sich die Hand auf den Arm. »Klein aber oho, was?«

      »Ganz schön oho«, erwiderte diese und wandte sich an die Verkäuferin. »Hat er sich wat getan? Wat gebrochen?«

      »Das kamma wohl sagen«, entgegnete diese. Ihr Kopf wippte dabei auf und ab, wie der heißgeliebte Wackel-Dackel auf der Hutablage im Auto. »Et Genick hat er sich gebrochen!«

      »Ach, du lieber Gott!«, rief Frau Friedrich und schlug erschreckt die Hand vor den Mund.

      »Das hätt ich der Küppers nicht zugetraut«, warf die andere Kundin kopfschüttelnd ein. »Streit? Ja. Ävver sujett? Ne! Sicher ne Unfall, wat?«

      »Ma weiset nit.«

      Immer noch schüttelte die Kundin den Kopf. »Die Blumen waren in letzter Zeit nicht besonders.«

      »Bunt wie im Zirkus«, stimmte die Verkäuferin grimmig zu.

      »Ach, ich fand die Blumengestecke ganz hübsch. So frisch und fröhlich«, schaltete sich Frau Friedrich ein.

      »Ich krieg ja hier viel mit. Wennse sehen, wat da alles zu diesem Jugendclub kütt, den die Küppers betreibt. Ich sach Ihnen …«, mischte sich die Verkäuferin nun wieder ein und verdrehte die Augen. »Da macht ma, dat ma weiter kommt.«

      »Wie meinen sie das?«, wollte es Frau Friedrich genau wissen und die Angestellte hinter der Theke kam dieser Anfrage mit größtem Vergnügen nach.

      »Die kommen von den hohe Hüser, hinge nochem Feld zu. Und usem Nachbardörp. Schwatte mit nem Teppich om Kopp. Und Wisse mit blaujefärbte Hoor. Die Mädschers mit kaputte Jeans un Fluppe, die Jungs mit lange Haare un Bierfläsch.«

      »Der Jugendclub findet doch im Pfarrzentrum statt. Da gibt es doch sicher für die Kinder weder Bier noch Zigaretten.«

      Frau Friedrich runzelte skeptisch die Stirn.

      »Drinnen nich.« Die Verkäuferin zog sich beleidigt ein Stück zurück und schwieg, doch ehe sie die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerinnen verlor, lehnte sie sich wieder vor. »Letztes Mal waren sojar drei Mädschen mit Kopftuch dabei. Wat saren Se jetz?« Die Kundinnen sahen sich erstaunt an und die Verkäuferin fuhr triumphierend fort: »Und dä Krach. Ma hört ja nur wumm wumm wumm. Dat soll Musik sein? Wer weiß denn schon, wat da drin abgeht?«

      »Pater Remigius hat da sicher ein Auge drauf. Meinen Sie nicht?«

      »Dem Kaplan hät et nit jefallen. Deshalb hat dä ja sin eijen Show veranstaltet.«

      »Und deshalb haben sich die beiden gekloppt? Und die Küsterin hat den Kaplan die Treppe runter geschuppst?«

      Von draußen wehte ein kalter Wind herein, als die Tür zur Metzgerei geöffnet wurde. Die Verkäuferin straffte den Rücken.

      »Darf es sonst noch was sein, Frau Friedrich?«, fragte sie geschäftsmäßig in einwandfreiem Hochdeutsch.

      Frau Friedrich zuckte zusammen und widerstand dem Impuls, sich umzudrehen, um zu sehen, wer gerade den Laden betreten hatte.

      »Einen halben Ring Schinkenwurst ohne Knoblauch, bitte. Und eine Lage Tiroler Schinkenspeck, dünn geschnitten.«

      10

      Der Wind hatte spürbar an Kraft und Kälte zugenommen. Benedikt schlug den Kragen seiner Jacke hoch und zog den Kopf zwischen die Schultern. Noch immer versuchte er, Oma Kati zu erreichen, als er aus den Augenwinkeln einen hellen Wagen auf sich zurasen sah. Hastig sprang er einen Schritt von der Bordsteinkante weg. Das Auto hielt mit quietschenden Bremsen auf seiner Höhe und das Fenster wurde heruntergelassen. Benedikt musste sich bücken, um in das Wageninnere sehen zu können. Dort saß Oma Kati und fuchtelte wild mit den Armen.

      »Tut mir leid, mein Schatz. Steig schnell ein. Hier ist heute die Hölle los.«

      Benedikt hob die Augenbrauen und grinste. Die Ferien begannen vielversprechend. Er stellte die Sporttasche in den Kofferraum und kletterte auf den Beifahrersitz. Vor ihm auf dem Armaturenbrett prangte ein Aufkleber in leuchtendem Orange mit dem Warnhinweis: ›Fahre nicht schneller, als dein Schutzengel fliegen kann‹. Ob sich Oma heute daran hielt?

      »Du fährst, als ob der Teufel hinter dir her ist«, bemerkte Benedikt grinsend. Oma Kati schnaubte.

      »Wer auch immer hinter mir her ist, er meint es nicht gut mit mir. Schon möglich, dass es der Leibhaftige ist.« Sie blinzelte ihrem Enkel zu und konzentrierte sich schnell wieder auf die Straße. »Schön, dass du da bist. Ich fürchte, diese Ferien verlaufen nicht wie geplant.« Sie holte tief Luft, dann erzählte sie, was sich in den letzten Stunden ereignet hatte. Benedikts Augen weiteten sich. Die Freude auf abenteuerliche Ferien mit Mörderjagd erzeugte ein angenehmes Kribbeln im Bauch, das sich über den Rücken bis in den Nacken ausweitete. Doch bald überlagerte ein Kloß im Hals das Prickeln, gefolgt von einem Druck im Magen, bei dem Gedanken, dass Oma Kati in den Knast wandern könnte, während der wahre Mörder ungestraft davon kam. Denn dass seine Oma unschuldig war, war für Benedikt so unumstritten wie die Tatsache, dass Heilig Abend auch in diesem Jahr auf den 24. Dezember fallen würde.

      »Ich könnte deine Hilfe gebrauchen, Bene.« Oma Kati warf ihrem Enkel einen zerknirschten Blick zu.

      »Klar. Wie ist der Plan?«

      Kati kratzte sich am Kopf.

      »Nun«, druckste sie rum, »als Erstes finden wir den Mörder, dann schnappen wir ihn und übergeben ihn schließlich mit allen Beweisen der Polizei.«

      »Genau«, stimmte Benedikt ihr zu, »so machen wir das.«

      Sie prusteten beide gleichzeitig los, bis ihnen die Tränen kamen und sie nicht mehr wussten, ob sie lachten oder weinten.

      11

      »Rike-Spatz, ich steck mitten in Ermittlungen«, unterbrach Kommissar Rommerskirchen energisch den Wortschwall seiner Freundin, während er die Tür zu seinem Büro hinter sich schloss. Am anderen Ende der Leitung trat Stille ein. Rommerskirchen atmete tief durch und feilte bereits an einer Entschuldigung für seine rüde Unterbrechung, als Rike kleinlaut erwiderte: »Sorry, Schatz. War so begeistert. Der Makler hat zurückgerufen. Will mit uns einen Termin machen. Zur Wohnungsbesichtigung. Wann kannst du?«

      Rommerskirchen seufzte. Der Zeitpunkt war mehr als schlecht. Aber Rike die Entscheidung für die erste gemeinsame Wohnung alleine zu überlassen, war auch nicht toll.

      »Wo ist die Wohnung?«

      »Keine Ahnung, ob du das kennst. Nennt sich Niederbroich.«

      Auch das noch. Wahrscheinlich mit direktem Blick auf die Kirche, in der sie heute Morgen den Kaplan auf der Treppe zusammengefegt hatten. Aber so ließ sich

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