Kati Küppers und der gefallene Kaplan. Barbara Steuten

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Kati Küppers und der gefallene Kaplan - Barbara Steuten Krimi

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bügeln. Das ist nämlich ne elendige Arbeit, sag ich Ihnen. Wenn das Bügeleisen zu heiß ist, schmilzt Ihnen der Stoff. Und wenn es zu kalt ist, kriegen Sie die Bahnen nicht glatt.«

      Kommissar Rommerskirchen ergriff das Wort, bevor die Küsterin ihm noch den Aufbewahrungsort des Bügelbretts und das Anheizen des Bügeleisens in allen Details schildern konnte. »Sie haben die Sachen zur Seite gelegt. Und dann?«

      »Dann bin ich in die Kirche gegangen und hab erst mal nix gesehen. Ach nee, vorher hab ich ja noch mal was poltern gehört. Das war wohl, wie Kaplan Overath die Treppe runtergefallen ist. Also bin ich zur Treppe. Und da lag er. Ganz gekrümmt und mit verrenktem Kopf.«

      »Haben Sie den Mann angefasst? Oder angesprochen?«

      »Nee, Herr Kommissar, da war nix mehr mit ansprechen. Das hab ich sofort gesehen.«

      »Was haben Sie dann gemacht?«

      »Na, das, was jeder gemacht hätte. Ich hab zur heiligen Barbara gebetet, dass sie ein gutes Wort für den Kaplan einlegt, weil er ja quasi unvorbereitet vor unseren Herrgott treten musste. Also mit ohne Sterbesakramente versehen worden zu sein.«

      Kommissar Rommerskirchen hob die Augenbrauen und suchte die Reaktion des Kollegen. Der hatte aufgehört zu tippen und schielte mit aufgeklapptem Mund am Monitor vorbei auf die kleine Frau, die ihm mit diesem Protokoll die härteste Probe seiner bisherigen Amtszeit bescherte.

      Unbeirrt fuhr die Küsterin fort. »Ich bin rübergeflitzt und hab die 110 gerufen.«

      »Rübergeflitzt? Wohin? In die Sakristei?«, fragte Kommissar Rommerskirchen.

      »Nee, nach Hause. Ich wohn doch direkt gegenüber.«

      »Sie hatten also kein Handy dabei.«

      »Wofür? Nee, nee. Das Handy brauch ich nur, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin und ne Panne habe und den ADAC anrufen muss. Also, ich bin nach Hause gegangen und habe von dem Telefon, das bei uns im Flur steht, die Polizei angerufen. Dann bin ich wieder zurück, hab bei der Muttergottes ne Kerze angemacht und den Rosenkranz gebetet, bis Sie kamen.«

      Kommissar Rommerskirchen nickte. »Ist irgendjemand zwischenzeitlich in der Kirche gewesen? Haben Sie abgeschlossen, als Sie mal eben zum Telefonieren rübergeflitzt sind?«

      Kati sah den jungen Mann an. Ihr Erschrecken war ebenso groß wie ihre Augen. Sie schwieg. Ihr Blick wanderte von rechts nach links, suchte den des Kommissars, der ihr nicht das erhoffte beruhigende Lächeln schenkte, und blieb schließlich auf ihren Händen liegen, die erneut mit dem Reißverschluss der Jacke beschäftigt waren.

      »Sie haben die Kirche also nicht abgeschlossen?«

      Kati schüttelte so zaghaft den Kopf, als könne er jeden Moment herunterfallen und davonkullern.

      »Der Kollege, der vor Ort war, hat zu Protokoll gegeben, dass Sie immer wieder gesagt hätten: ›Es tut mir so leid. Ich bin alles schuld.‹ Stimmt das?«

      Kati presste die Lippen zusammen und nickte ebenso zaghaft, wie sie gerade den Kopf geschüttelt hatte.

      »Hätte ich nicht die Tür zum Kirchenkeller aufgelassen, wär der Kaplan nicht die Treppe runtergefallen. Hätte ich nur nicht das Licht im Keller brennen lassen.«

      Kommissar Rommerskirchen warf seinem Kollegen einen fragenden Blick zu. Als dieser nickte, fuhr er fort:

      »Und der Wein?«

      »Welcher Wein?«

      »Frau Küppers, wir wissen mittlerweile, dass Markus Overath nicht durch den Sturz auf der Treppe ums Leben gekommen ist.«

      »Sondern?«

      Der Kommissar überging die Frage und griff unachtsam nach dem Kuli, der prompt auf dem Boden landete. Er hob den Hintern von der Schreibtischplatte und beugte sich runter, um den Stift aufzuheben. Beim Anblick der Boxershorts, die oben über den Bund der Jeans hinausragten, runzelte Kati missbilligend die Stirn und vergrößerte den Abstand zwischen sich und dem jungen Mann.

      »Frau Küppers, wer hat außer Ihnen einen Schlüssel für die Kapelle?«

      Kati versuchte, regelmäßig zu atmen. Er glaubte doch nicht, dass sie … ? Ihr Gesicht war jetzt blasser als das Blatt Papier, das Kommissar Rommerskirchen in der Hand hielt. Sie räusperte sich. Ihre Stimme hatte jeglichen Schwung verloren, als sie an den Fingern abzählte: »Der leitende Pfarrer Pater Remigius, der Vorsitzende des Kirchenvorstandes Kalle Hamacher und der Brudermeister der Sebastianus-Schützen Michael Schulze. Kaplan Overath hatte natürlich auch einen.«

      »Und wer ist für den Messwein zuständig?«, hakte Kommissar Rommerskirchen nach.

      Katis Stimme klang rau. »Ich, Herr Kommissar.«

      Die drahtige Frau war von Natur aus schon klein. Jetzt aber sank sie in sich zusammen. Kommissar Rommerskirchen kämpfte mit seinen Gefühlen. Nein, diese Frau hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit seiner Mutter. Außerdem roch seine Mutter immer nach Vanille. Nicht nach Kirschen. Und war erheblich eleganter. Für Gefühlsduselei war hier wirklich kein Platz.

      »Wissen Sie, wie Strychnin wirkt?« Der Kommissar wedelte mit der Hand, als ob er eine lästige Fliege verscheuchen wollte. »Natürlich wissen Sie das. Sie sind schließlich gelernte Apothekengehilfin.«

      Kati hob erstaunt die Augenbrauen. »Das ist schon eine Ewigkeit her. Seit ich Mutter bin, habe ich nicht mehr in diesem Beruf gearbeitet. Und meine Älteste ist über 40.«

      »Aber Sie haben ein gutes Gedächtnis, sagte man mir.«

      »Strychnin? Damit hat man früher alles Mögliche versucht zu heilen. Pest, Cholera und Tollwut genauso wie Appetitlosigkeit, Muskelschwäche oder Menstruationsbeschwerden. Strychnin gewinnt man aus den Samen des Ignatius-Bohnenbaums. Der Baum trägt den Namen des Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, da ihn die Jesuiten im 17. Jahrhundert aus Asien nach Europa brachten. Nimmt man wenig, soll es euphorisierende Wirkung haben und die Sinne schärfen. Deshalb hat man Strychnin auch zu Dopingzwecken genutzt. Aber es ist schrecklich bitter. Wer trinkt sowas schon freiwillig?«

      »Das haben wir uns auch gefragt«, entgegnete der Kommissar und versuchte, in der Mimik der Küsterin zu lesen. »Vielleicht jemand, dem der Trank heilig ist?«, fuhr er fort.

      Kati Küppers riss die Augen auf. »Oh Gott. Das Blut Christi!«, flüsterte sie und schlug die Hand vor den Mund. Dann runzelte sie die Stirn. »Nee! Halt! Die Messe ist doch ausgefallen …«

      »Und wer verbotener Weise vom Messwein trinkt, ohne die Messe zu feiern, erhält die gerechte Strafe Gottes und kippt tot um?«

      Kati musterte den Kommissar. Wollte er sie aus der Reserve locken? Wenn er das ernst meinte, hatte er eine merkwürdige Vorstellung von Gott. Missbilligend schüttelte sie den Kopf.

      »Wenn Kaplan Overath aus heiterem Himmel vom Blitz getroffen worden wäre, könnten wir über diese Möglichkeit nachdenken. Aber mein Gott greift eher selten zu solch drastischen Mitteln. Normalerweise kriegt man bei ihm eine zweite, dritte oder auch siebte Chance. Worauf man sich natürlich nicht verlassen sollte. Nicht dass es doch die letzte Chance war.«

      »Gut.« Kommissar Rommerskirchen nickte zufrieden. »Dann stimmen wir also überein, dass eine höhere Macht als Ursache

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