Heidi. Johanna Spyri

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Heidi - Johanna Spyri

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ist es, Peter, was ist es?“, rief Heidi wieder.

      „Es kommt von selbst so“, erklärte Peter.

      Oh, sieh, sieh“, rief Heidi in großer Aufregung, „auf einmal werden sie rosenrot! Sieh den mit dem Schnee und den mit den hohen, spitzen Felsen! Wie heißen sie, Peter?“

      „Berge heißen nicht“, erwiderte dieser.

      „Oh, wie schön, sieh den rosaroten Schnee! Oh, nun werden sie grau! Oh! Oh! Nun ist alles ausgelöscht! Nun ist alles aus, Peter!“ Und Heidi setzte sich auf den Boden und sah so verstört aus, als ginge wirklich alles zu Ende.

      „Es ist morgen wieder so“, erklärte Peter. „Steh auf, nun müssen wir heim.“

      Die Geißen wurden herbeigepfiffen und -gerufen und der Heimweg angetreten.

      „Ist’s alle Tage wieder so, alle Tage, wenn wir auf der Weide sind?“, fragte Heidi, als es nun neben dem Peter die Alm hinunterstieg.

      „Meistens“, gab dieser zur Antwort.

      „Aber gewiss morgen wieder?“, wollte es noch wissen.

      „Ja, ja, morgen schon!“ versicherte Peter.

      Nun war Heidi wieder froh, und es hatte so viele Eindrücke in sich aufgenommen und so viele Dinge gingen ihm im Sinn herum, dass es schwieg, bis es bei der Almhütte ankam und den Großvater unter den Tannen sitzen sah, wo er auch eine Bank angebracht hatte.

      „O Großvater, das war so schön!“ rief Heidi. „Aber, Großvater, warum hat der Raubvogel so gekrächzt?“

      „Jetzt gehst du ins Wasser, und ich gehe in den Stall und hole Milch, und nachher kommen wir zusammen hinein in die Hütte und essen zur Nacht, dann sag’ ich dir’s.“

      Als Heidi später auf seinem hohen Stuhl saß vor seinem Milchschüsselchen und der Großvater neben ihm, da kam das Kind gleich wieder mit seiner Frage: „Warum krächzt der Raubvogel so, Großvater?“

      „Der verhöhnt die Leute dort unten, dass sie so zusammensitzen in den Dörfern und einander bös machen. Da höhnt er hinunter: ‚Würdet ihr auseinandergehen und auf eine Höhe steigen wie ich, so wär’s euch wohler!“ Der Großvater sagte diese Worte fast wild, so dass dem Heidi das Gekrächz des Raubvogels dadurch noch emdrücklicher wurde in der Erinnerung.

      „Warum haben die Berge keine Namen, Großvater?“, fragte Heidi wieder.

      „Die haben Namen“, erwiderte dieser, „und wenn du mir einen so beschreiben kannst, dass ich ihn erkenne, so sage ich dir, wie er heißt.“

      Nun beschrieb Heidi den Felsenberg mit den zwei hohen Türmen genau, und der Großvater sagte wohlgefällig: „Recht so, den kenn’ ich, der heißt Falkniß. Hast du noch einen gesehen?“

      Heidi beschrieb den Berg mit dem großen Schneefeld, auf dem der ganze Schnee in Feuer gestanden hatte und dann rosenrot geworden und auf einmal ganz bleich und erloschen war.

      „Den erkenn’ ich auch“, sagte der Großvater, „das ist die Scesaplana.“

      Nun erzählte Heidi alles vom ganzen Tage und besonders von dem Feuer am Abend, und der Großvater sollte auch sagen, woher es gekommen war, denn der Peter hätte nichts davon gewusst.

      „Siehst du“, erklärte der Großvater, „das macht die Sonne: wenn sie den Bergen gute Nacht sagt, dann wirft sie ihnen noch ihre schönsten Strahlen zu, dass sie sie nicht vergessen, bis sie am Morgen wiederkommt.“

      Das gefiel dem Heidi, und es konnte fast nicht erwarten, dass wieder ein Tag komme, da es hinauf könnte auf die Weide.

      Am anderen Morgen kam wieder die helle Sonne, und dann kam der Peter mit den Geißen, und wieder zogen sie alle miteinander nach der Weide hinauf, und so ging es Tag für Tag, und Heidi wurde bei diesem Weideleben ganz gebräunt und so kräftig und gesund, dass ihm gar nie etwas fehlte. Als es nun Herbst wurde und der Wind lauter zu sausen anfing, sagte der Großvater: „Heut’ bleibst du da, Heidi; ein Kleines, wie du bist, kann der Wind mit einem Ruck über alle Felsen ins Tal hinabwehen.“

      Wenn das am Morgen der Peter vernahm, sah er sehr unglücklich aus. Einmal wusste er vor Langeweile nun gar nichts mehr anzufangen, wenn das Heidi nicht bei ihm war; dann kam er um sein reichliches Mittagsmahl, und dann waren die Geißen so störrisch an diesen Tagen, dass er die doppelte Mühe mit ihnen hatte. Sie waren nun auch so an Heidis Gesellschaft gewöhnt, dass sie nicht vorwärts wollten, wenn es nicht dabei war. Heidi wurde niemals unglücklich, denn es sah immer irgendetwas Erfreuliches vor sich. Auch das Hämmern und Sägen und Zimmern des Großvaters waren sehr unterhaltend für Heidi. Und traf es sich, dass er gerade die schönen, runden Geißkäschen zubereitete, so war es ein ganz besonderes Vergnügen, dieser merkwürdigen Tätigkeit zuzuschauen, wobei der Großvater beide Arme bloß machte und damit in dem großen Kessel herumrührte. Aber vor allem anziehend war für Heidi an solchen Windtagen das Wogen und Rauschen in den drei alten Tannen hinter der Hütte. Da musste es immer von Zeit zu Zeit hinlaufen, denn so schön und wunderbar war gar nichts wie dieses tiefe, geheimnisvolle Tosen in den Wipfeln da droben.

      Dann wurde es kalt, und der Peter, hauchte in die Hände, wenn er früh am Morgen heraufkam. Dann auf einmal fiel über Nacht tiefer Schnee, und am Morgen war die ganze Alm weiß. Da kam der Geißenpeter nicht mehr mit seiner Herde, und Heidi schaute ganz verwundert durch das klöne Fenster, denn nun fing es wieder zu schneien an, und die dicken Flocken fielen fort und fort, bis der Schnee so hoch wurde, dass man das Fenster gar nicht mehr aufmachen konnte und man ganz verpackt war in dem Häuschen. Am anderen Tage ging der Großvater hinaus — denn nun schneite es nicht mehr — und schaufelte ums ganze Haus herum und warf große Schneehaufen aufeinander. Nun waren die Fenster wieder frei und auch die Tür, und das war gut, denn als am Nachmittag Heidi und der Großvater am Feuer saßen, da polterte auf einmal etwas heran und schlug immerzu gegen die Holzschwelle und machte endlich die Tür auf. Es war der Geißenpeter; er hatte aber nicht aus Unart so gegen die Tür gepoltert, sondern um seinen Schnee von den Schuhen abzuschlagen, die hoch hinauf davon bedeckt waren. Eigentlich war der ganze Peter von Schnee bedeckt, denn er hatte sich durch die hohen Schichten so durchkämpfen müssen, dass große Stücke an ihm hängengeblieben und auf ihm festgefroren waren in der scharfen Kälte. Aber er hatte nicht nachgegeben, heute wollte er zum Heidi hinauf, er hatte es jetzt acht Tage lang nicht gesehen.

      „Guten Abend“, sagte er im Eintreten, stellte sich gleich so nah wie möglich ans Feuer heran und sagte weiter nichts; aber sein ganzes Gesicht lachte vor Vergnügen, dass er da war. Heidi schaute ihn sehr verwundert an, denn nun er so nah am Feuer war, fing es überall an ihm zu tauen an, so dass der ganze Peter anzusehen war wie ein Wasserfall.

      „Nun, General, wie steht’s?“, fragte jetzt der Großvater. „Nun bist du ohne Armee und musst am Griffel nagen.“

      „Warum muss er am Griffel nagen, Großvater?“, fragte Heidi sogleich.

      „Im Winter muss er in die Schule gehen“, erklärte der Großvater; „da lernt man lesen und schreiben, und das geht manchmal schwer, und da hilft’s ein wenig nach, wenn man am Griffel nagt — nicht wahr, General?“

      „Ja, ’s ist wahr“, bestätigte Peter.

      Jetzt

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