Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 119
»Ich denk’, wir sollten in der nächsten Zeit etwas kürzer treten«, meinte Manuela Krammler. »Es waren sehr viele Autos in den letzten Wochen. Die Polizei schläft auch net, und ich möcht’ net die nächsten Jahre im Gefängnis verbringen.«
»Na schön«, lenkte ihr Mann ein. »Diesen einen noch, dann ist erst einmal Schluß. Mal sehen, vielleicht fahren wir ein paar Wochen in Urlaub. Leisten können wir’s uns ja. Tät’ dir die Karibik gefallen?«
Manuela stieß einen entzückten Schrei aus. Sie umarmte ihn und gab ihm einen dicken Kuß.
»Nun komm«, drängte Justus Krammler. »Wir wollen unseren Herrn Lehmbacher net zu lange warten lassen.«
Er ging an den Safe und nahm ein paar Geldscheine heraus, dann folgte er seiner Frau nach draußen.
Wolfgang Lehmbacher ging in der Halle auf und ab. Immer wieder schaute er bewundernd auf die wertvollen Bilder, Teppiche und Möbel. Der Herr Krammler mußte wohl ein Heidengeld mit seinem Autoexport verdienen! Na ja, dachte Wolfgang, wenn ich dabei bleibe, dann kann ich mir auch einigen Luxux leisten.
Heute sollte seine dritte Tour stattfinden. Er war gespannt, wohin sie ihn führen würde. Von dem Geld, daß er bisher verdient hatte, war der größte Teil tatsächlich von ihm zur Seite gelegt worden. Wolfgang hatte sich ernsthaft vorgenommen, sparsam damit umzugehen. Er hatte sich ausgerechnet, wieviel er verdiente, wenn er jede Woche drei solcher Touren hatte. Da würde im Monat mehr herauskommen, als er jemals zuvor für irgendeine Arbeit erhalten hatte.
Und davon ließ sich prima leben.
Am Anfang hatte er leise Zweifel gehabt, ob denn bei seinem neuen Job alles mit rechten Dingen zugehe. Eine Exportfirma Krammler, die Autos ins Ausland verkaufte, war ihm bis dahin nicht bekannt gewesen. Doch der Hinweis seines neuen Chefs auf dessen Geschäfte im Internet, hatten Wolfgangs Bedenken zerstreut. Kathies Bruder kannte sich nur wenig mit diesen neuen Medien aus, es interessierte ihn nicht sonderlich, nächtelang vor dem Computer zu sitzen. Aber wer wußte schon, daß es solche Geschäfte gab, wie Krammler sie tätigte.
Was sollte daran unseriös sein?
»Ah, da sind S’ ja, lieber Herr Lehmbacher«, rief Justus Krammler, als er in die Halle trat.
Er schüttelte Wolfgang die Hand.
»So, hier ist ein Vorschuß, wie immer«, sagte er dann und zählte ihm das Geld in die Hand. »Tausend Mark, plus dreihundert für die Spesen.«
»Wohin geht’s denn diesmal?«
Krammler zog ihn mit sich zu der Tür, die die Villa mit der riesengroßen Garage verband.
»Nach Polen«, antwortete er. »Ihren Reisepaß haben S’ doch dabei?«
»Natürlich. Sie hatten ja gesagt, daß ich ihn brauchen werde.«
»Sehr schön«, nickte sein Chef und schaltete das Licht ein.
Es war ein dunkelblauer Sportwagen. Der Schlüssel steckte. Wolfgang setzte sich hinein, und Krammler reichte ihm das Blatt Papier mit den Angaben über die Fahrtstrecke und die Adresse des Kunden.
»Passen S’ gut auf ihn auf«, ermahnte Justus Krammler seinen Fahrer. »Und gute Fahrt.«
»Mach’ ich, Chef«, antwortete Wolfgang und winkte Manuela Krammler zu, die das Garagentor geöffnet hatte und nun neben ihrem Mann stand.
Beide winkten zurück. Das Tor schloß wieder elektrisch, als der Sportwagen vom Hof gefahren war.
»Hoffentlich geht alles gut«, sagte die Frau. »Ich hab’ ein ungutes Gefühl.«
»Nun unk’ bloß net herum«, raunzte ihr Mann. »Der Bursche ist goldrichtig.«
»Aber diesmal hat er einen Zöllner an der Grenze«, gab Manuela zu bedenken. »Du hättest ihm sagen sollen, was da unter Umständen auf ihn zukommen kann. Die Papiere sind in Ordnung?«
»Absolut«, antwortete ihr Mann. »Besser können sie gar net sein…«
Dabei grinste er.
Manuela schaute ihn einen Moment fragend an, dann weitete sich ihr Gesicht vor Entsetzen.
»Du hast ihm doch nicht etwa die Originalpapiere mitgegeben?«
Krammler zuckte die Schulter.
»Was hätt’ ich denn machen sollen? Der Wagen ist erst in der letzten Nacht beschafft worden, und so schnell konnt’ ich keine anderen Papiere besorgen. Der Kunde in Polen besteht nun mal darauf, daß der Wagen morgen früh da ist. Ich hatte doch gar keine andere Wahl, als die Originalpapiere zu nehmen.«
Er legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie mit ins Haus.
»Wird schon schiefgehen«, beruhigte er sie. »Und wenn nicht? Pech gehabt. Ich kenne den Herrn net, der da jetzt mit einem blauen Sportwagen nach Polen unterwegs ist. Du etwa? Na, also. Auf meinem Schreibtisch liegen Kataloge aus dem Reisebüro. Such’ dir etwas Schönes aus.«
Seine Frau schmiegte sich an ihn. Es war schon ein herrliches Gefühl, wenn man sich keine Gedanken um das Geld machen mußte, dachte sie.
*
Pfarrer Trenker hatte sich endlich einmal wieder die Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung genommen – das Bergwandern. In den letzten Wochen war sein Hobby eindeutig zu kurz gekommen, zuviel war es gewesen, das den Geistlichen in Anspruch nahm und um das er sich in seiner Eigenschaft als Seelsorger kümmern mußte.
In aller Herrgottsfrühe machte Sebastian sich auf den Weg. Sophie Tappert hatte ihm den Rucksack, wie immer, gut gefüllt. Brot und Schinken befanden sich darin, außerdem Kaffee, heißgehalten in einer Thermoskanne. Natürlich hatte die Haushälterin ihn auch diesmal ermahnt, vorsichtig zu sein. Sie hatte eine Heidenangst, der Herr Pfarrer könne durch eine Unachtsamkeit in eine Schlucht stürzen, oder so etwas Ähnliches.
Dabei war diese Ermahnung bei Pfarrer Trenker mehr als überflüssig. Er kannte sich in den Bergen aus, wie kein zweiter. Jeder Hügel, jeder Strauch war ihm vertraut. Nicht umsonst nannte man ihn den »Bergpfarrer«, was weniger mit seinem Beruf zu tun hatte, als viel mehr mit seiner Leidenschaft fürs Wandern und Klettern. Manchen gut gemeinten Spott hatte er schon über sich ergehen lassen, weil seine engsten Freunde eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Namensvetter, dem Schauspieler und Regisseur, Luis Trenker sehen wollten, und, tatsächlich sah man Sebastian seinen Beruf nicht an. Besonders, wenn er seine Wanderkleidung trug. Dann hatte er schon manchen, der ihn nicht kannte, durch sein sportliches, durchtrainiertes Aussehen verblüfft. Es war sogar schon vorgekommen, daß man ihn für einen Schauspieler gehalten hatte, was der Geistliche mit einem Lachen verneinte.
Sebastian hatte den Fuß der Hohen Riest erreicht und machte sich an den Aufstieg. Über dem Himmelsspitz und der Wintermaid stand schon die Sonne, als er schließlich eine erste Pause einlegte. Von dort oben hatte er einen herrlichen Rundblick, bis über den Ainringer Forst. Wieder einmal war der Geistliche von dem grandiosen Panorama gefesselt, und er war dankbar, Gottes Schöpfung so unmittelbar erleben zu dürfen.
Unter