Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Wolfgang befand sich in einer Reihe mit mehreren PKW, die langsam an die Grenzstation heranfuhren. Im Gegensatz zu den schweren Lastwagen, wurde hier schneller abgefertigt. Auf der deutschen Seite winkte man sie, nach einem kurzen Blick in das Wageninnere, durch.
Wolfgang wollte gerade eben durchfahren, als die Hand des Grenzpostens ihn zum Halten zwang. Er kurbelte die Scheibe hinunter.
»Ist ’was net in Ordnung?« fragte er.
Der Posten, ein junger Mann, sah ihn durchdringend an.
»Fahren Sie bitte dort drüben rechts ran und halten Sie Ihre Papiere bereit«, sagte er.
Wolfgang beschlich ein mulmiges Gefühl, als er der Aufforderung nachkam. Warum nur hatte der Mann so merkwürdig geschaut. Plötzlich wurde die Tür geöffnet.
»Steigen Sie bitte aus«, sagte eine Stimme zu ihm, und ehe
er sich versah, war Kathies Bruder von drei, vier Grenzposten umringt. Zwei von ihnen
hatten Gewehre auf ihn gerichtet.
»Was… was ist denn los?« fragte Wolfgang Lehmbacher überrascht.
Er verstand die Welt nicht mehr, wurde behandelt wie ein Schwerverbrecher. Das konnte doch nur ein Irrtum sein! Man mußte ihn mit jemandem verwechseln.
»Sie sind vorläufig festgenommen«, sagte der Beamte, der ihn schon zum Aussteigen aufgefordet hatte.
»Was? Aber, warum?«
»Das wird man Ihnen noch mitteilen«, lautete die Antwort.
Die Grenzposten nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn, unter den neugierigen Blicken der anderen Autofahrer, denen die Aktion nicht verborgen geblieben war, zu einer der grauen Baracken. Dort sperrten sie ihn in eine Zelle, nachdem sie ihm zuvor die Krawatte, den Gürtel und sogar die Schnürsenkel aus seinen Schuhen abgenommen hatten.
Wolfgang Lehmbacher setzte sich auf die harte Pritsche, die an der Wand befestigt war, der einzigen Sitzmöglichkeit, die es in der Zelle gab. Er saß dort wie ein Häufchen Elend. Zum ersten Mal in seinem Leben war er verhaftet und eingesperrt worden und war sich doch keiner Schuld bewußt. Er zermarterte sich das Gehirn, was wohl der Grund für seine Festnahme sein konnte.
Ob es doch etwas mit dem Auto zu tun hatte, das er überführen sollte? Aber Justus Krammler hatte doch versichert, daß mit den Fahrzeugen alles in Ordnung war. Sie waren rechtmäßig erworben und weiterverkauft worden. Nach der ersten Tour hatte Wolfgang gefragt, warum der Fahrzeugbrief, der den Besitzer des Wagens auswies, nicht bei den Unterlagen sei. Krammler hatte geantwortet, daß er den Brief als Sicherheit behalte, bis der neue Besitzer das Auto vollständig bezahlt habe, weil viele der Kunden lediglich eine Anzahlung machten und den Restbetrag überwiesen, wenn das Fahrzeug bei ihnen angekommen war. Eine einleuchtende Erklärung, schließlich behielten Banken, die ein Auto finanzierten ebenfalls den KFZ-Brief, bis die Schuld getilgt war. Wolfgang hatte sich also mit dieser Erklärung zufrieden gegeben.
Doch nun, in dieser kleinen engen Gefängniszelle kamen ihm ernsthafte Zweifel, ob bei der Firma Krammler wirklich alles mit rechten Dingen zuging…
*
»Sie werden beschuldigt, diesen Wagen gestohlen zu haben«, sagte der Beamte zu dem völlig verstörten Mann. »Es war ein Glücksfall, daß der Kollege gerade erst heute morgen das Kennzeichen in die Fahndungsliste übertragen hat. Dadurch merkte er es sich und erkannte es sofort wieder, als Sie versuchten, die Grenze zu überqueren.«
»Aber…, das ist alles ein furchtbares Mißverständnis!« beteuerte Wolfgang Lehmbacher.
Der Vernehmungsbeamte sah ihn mißtrauisch an.
Vor einer halben Stunde hatte man ihn aus dem Wagen gezerrt und in eine Zelle gesperrt. Jetzt saß er in einem kahlen Büro, in dem, außer einem Tisch und zwei Stühlen, nichts weiter stand, und wurde mit diesem Vorwurf konfrontiert.
»Sie leugnen also, das Auto gestohlen zu haben?«
Der junge Mann rang verzweifelt die Hände.
»Aber, wenn ich es Ihnen doch sage!«
»Der Besitzer sind Sie aber auch nicht«, stellte der Beamte fest. »Das Fahrzeug ist nicht auf Ihren Namen zugelassen. Außerdem ist es seit vorgestern nacht als gestohlen gemeldet. Der Besitzer ist ein gewisser Franz Langner aus Engelsbach. Sie selber stammen doch auch von dort.«
Wolfgang schüttelte den Kopf.
»Hören Sie, das ist alles ganz anders«, sagte er. »Lassen Sie es mich Ihnen bitte erklären.«
»Nur zu«, nickte sein Gegenüber. »Ich bin schon ganz gespannt, was Sie zu erzählen haben.«
Katharinas Bruder lehnte sich zurück und berichtete von Anfang an. Der Beamte hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen. Nur ab und an machte er sich Notizen auf einen Block. Als Wolfgang Lehmbacher mit seiner Schilderung der Sachlage zu Ende war, schaute der Mann ihn lange, beinahe mitleidig an.
»Also, wenn das stimmt, was Sie mir da erzählt haben, dann sind Sie ziemlich blindlings in eine Sache hineingeraten, die Sie teuer zu stehen kommen kann«, sagte er.
»Aber, wieso? Ich habe doch nur meine Arbeit gemacht…«
»Ja, merken Sie denn immer noch nicht, worauf Sie sich da eingelassen haben?« fragte der Beamte entgeistert. »Dieser Justus Krammler ist ein Krimineller höchsten Grades, der offenbar teure Autos stehlen läßt und sie dann ins Ausland verschiebt. Dazu benutzt er solche unbedarften Menschen wie Sie.«
Er schüttelte den Kopf.
»Haben Sie denn noch immer keinen blassen Schimmer, was da vonstatten gegangen ist? Was glauben Sie denn, warum der Mann Ihnen so viel Geld gezahlt hat? Damit Sie keine überflüssigen Fragen stellen!«
Er stand auf und ging in dem kleinen Büro auf und ab.
»Ich fürchte, es sieht nicht gut für Sie aus«, meinte er schließlich. »Kein Gericht der Welt wird Ihnen glauben, daß Sie von den Hintergründen dieses Autohandels nichts gewußt haben. Und selbst wenn, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Man wird Ihnen vorwerfen, sich nicht genügend über diesen Herrn Krammler und seine Firma informiert zu haben.
Also, wenn Sie mich fragen – ein, bis zwei Jahre Gefängnis sind da für Sie d’rin.«
Blankes Entsetzen stand auf Wolfgangs Gesicht, als er dies hörte. Der Beamte sah ihn an.
»Na, Kopf hoch«, sagte er. »Vielleicht wird’s ja auch ’ne Bewährungsstrafe, wenn Sie sonst noch nichts auf dem Kerbholz haben. Möchten Sie einen Kaffee? Der muntert Sie auf.«
Wolfgang nickte.
»Was geschieht denn jetzt weiter?« fragte er.
»Zunächst nehmen wir ein Protokoll auf, und dann werden Sie nach Frankfurt an der Oder überstellt. Dort haben Sie dann auch Gelegenheit, einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen.