Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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einem guten Buch ins Bett gehen.

      St. Johann lag weitgehend im Dunkeln, als sie nach Hause schlenderte. Es brannten nur noch wenige Straßenlaternen, und auch die würden bald verlöschen. Trotzdem hatte Kathie keine Furcht, als sie mutterseelenallein durch die Straßen ging. Noch nie war ihr jemand begegnet, wenn sie vom Spätdienst kam, und sie hatte auch nie davon gehört, daß jemand nächtens überfallen wurde.

      Allerdings hatte sie von den Autodiebstählen erfahren, die sich in der letzten Zeit häuften, und sie hielt schon Augen und Ohren offen, ob sie etwas Verdächtiges bemerkte.

      Sie hatte nur noch wenige Schritte bis zu ihrer Wohnung zu gehen, als sich ihr überraschend jemand in den Weg stellte. Kathie stieß einen erstickten Schrei aus und hielt sich die Hand vor den Mund, als sie die Gestalt bemerkte.

      »Wolfgang…!« entfuhr es ihr. »Wie siehst du denn aus?«

      Beinahe hätte sie ihren Bruder nicht erkannt. Er war unrasiert, und die Haare hingen wirr an seinem Kopf. Die Hose schlotterte um die Hüfte, in den Schuhen fehlten die Schnürsenkel, und weder Sakko, noch Krawatte waren vorhanden. Ängstlich, ganz so, als würde er verfolgt, schaute Wolfgang Lehmbacher sich immer wieder um. Seine Schwester packte ihn am Arm und schüttelte ihn durch.

      »Was ist denn passiert? Um Himmels willen, so red’ doch endlich!«

      »War… war die Polizei bei dir?« fragte er und schaute wieder mit unstetem Blick um sich.

      »Die Polizei? Nein. Was soll denn die Polizei bei mir?«

      Ihr Bruder rang hilflos die Hände.

      »Sie sind hinter mir her. Sie suchen mich! Ich bin da in eine dumme Sache geschlittert.«

      Lähmende Angst griff nach der jungen Frau. Sie sah Wolfgang kopfschüttelnd an. Worauf hatte er sich da nur wieder eingelassen? Sie hatte ja gleich ein ungutes Gefühl gehabt damals, als er mit dem vielen Geld in ihrer Küche saß.

      »Jetzt komm’ erstmal mit«, sagte sie. »Hier, auf der Straße können wir schlecht bereden, was geschehen ist.«

      Sie zog ihn mit sich. Vor dem Haus, in dem sie wohnte, brannte eine kleine Lampe über der Eingangstür. Wolfgang blieb drei Schritte vor dem Haus stehen, so daß er sich noch im Halbdunkel befand.

      »Mach’ erst das Licht aus«, forderte er seine Schwester auf.

      Kathie tat, wie ihr geheißen. Mit zitternden Fingern führte sie den Hausschlüssel in das Schlüsselloch und sperrte auf. Dann drehte sie die Schalter für das Straßenlicht, der gleich hinter der Tür war. Sekunden später huschte Wolfgang in den Flur und schlich die Treppe hinauf.

      Wie ein Dieb, dachte Kathie, als sie ihm folgte.

      »Zieh’ erst die Vorhänge zu, bevor du Licht machst«, sagte er, als sie in der kleinen Wohnung standen.

      »Warum? Wovor hast du denn solche Angst? Die Fenster gehen fast alle zum Hof hinaus. Von der Straße kann man kaum etwas sehen.«

      »Aber das, was man sehen kann, ist vielleicht schon zuviel«, antwortete Wolfgang Lehmbacher und ließ sich erschöpft auf die Eckbank am Küchentisch sinken.

      »Kannst du mir ein Brot machen?« bat er. »Ich hab’ seit gestern abend nichts mehr gegessen.«

      »Ja, natürlich. Aber jetzt sag’ doch endlich, was passiert ist?«

      Sie stellte ihm eine Mineralwasserflasche auf den Tisch und ein Glas. Wolfgang trank gleich aus der Flasche. Er leerte sie in zwei langen Zügen, während Kathie Wurst und Butter aus dem Kühlschrank holte. Dann schnitt sie Brot ab, legte Brett und Messer dazu, und setzte sich schließlich selbst.

      »So, jetzt aber raus mit der Sprache!« forderte sie ihn auf.

      Ihr Bruder schlang gierig zwei Scheiben Brot hinunter, bevor er sich zurücklehnte und die Augen schloß. Für Sekunden verharrte er so, dann öffnete er sie wieder und sah seine Schwester an.

      *

      »Ich bin der größte Trottel, der herumläuft«, sagte er dann mit leiser Stimme und berichtete, was sich ereignet hatte.

      Katharina hörte zu, und je mehr sie zu hören bekam, um so verständnisloser schaute sie Wolfgang an.

      Verhaftet, geflüchtet, von der Polizei gesucht! Gestohlene Autos – natürlich, das mußten die Wagen sein, die in den letzten Tagen und Wochen in St. Johann und Umgebung gestohlen wurden. Und ihr Bruder war in diese kriminellen Machenschaften verstrickt!

      Entsetzt hob das Madel die Hände, und bittere Tränen rannen ihr übers Gesicht.

      »Du mußt dich stellen«, sagte sie schließlich. »Du mußt zur Polizei, sonst macht’s die Sach’ nur noch schlimmer.«

      »Auf keinen Fall! Net bevor ich diesen sauberen Herrn Krammler net gepackt und eigenhändig auf die Wach’ geschleppt hab’!«

      »Sei vernünftig, Wolfgang«, redete Kathie auf ihn ein. »Das ist Sache der Polizei. Du weißt ja gar net, wie gefährlich die Bande ist. Da gehören doch noch mehr dazu, als nur dieser Krammler und seine Frau.«

      Wolfgang schüttelte den Kopf.

      »Den Burschen hol’ ich mir«, beharrte er. »Ich bin ja schon bei der Villa gewesen. Aber da ist niemand. Draußen ist ein Schild, daß sich der feine Herr in Urlaub befindet. Aber er wird ja zurückkommen, der Justus Krammler. Er ahnt ja net, daß sein letzer Coup geplatzt ist.«

      »Aber, was willst denn so lange machen? Willst dich etwa hier verstecken? Das geht doch net.«

      Wolfgang hob beruhigend die Hand.

      »Nein, natürlich net. Verstecken werd’ ich mich schon, aber net hier. Ich kenn da einen guten Platz in den Bergen. Da werden s’ mich net so schnell finden. Ich brauch nur ein bißchen Verpflegung und ein paar andere Sachen zum Anziehen. Meine alte Hose und der dunkle Anorak sind doch noch hier. Und ein paar Schnürsenkel werden sich bestimmt noch irgendwo finden.«

      Er rieb sich müde über die Augen. Keine einzige Minute hatte er mehr geschlafen, seit er in der vergangenen Nacht aus dem Polizeigewahrsam geflohen war. Der Lastwagen war bis in die Nähe von Augsburg gefahren. Von dort hatte Wolfgang sich bis hierher durchgeschlagen. Zweimal hatten ihn mitleidige LKW-Fahrer mitgenommen, denen er eine haarsträubende Geschichte erzählte, die letzten Kilometer war er zu Fuß gegangen. Kathie war seine einzige Hoffnung gewesen. Bei

      ihr würde er Hilfe und Zuflucht finden. Er hoffte nur, daß die Polizei noch nicht bei ihr gewesen war.

      Gottlob hatte sich dann diese Befürchtung nicht bestätigt.

      »Willst dich net erst einmal ein wenig hinlegen?« fragte seine Schwester. »Du mußt doch hundemüde sein!«

      Wolfgang schaute auf die Küchenuhr über dem Herd. Beinahe Mitternacht. In wenigen Stunden würde es schon wieder hell werden. Aber die Verlockung, für eine kurze Zeit die Augen zu schließen, war einfach zu groß, zumal Hunger und Durst gestillt waren, und sich ein wohlig schläfriges Gefühl in ihm breit machte.

      »Aber net lang«, stimmte er schließlich zu.

      Kathie machte

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