Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 149

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

dunkle Ahnung noch vor dem Ende des Konzerts als wahr herausstellen. Das Orchester hatte gerade den Radetzky-Marsch intoniert, als es zwischen den Tönen verdächtig grummelte. Die Zuschauer bemerkten, daß es zunehmend dunkler und kühler wurde. Vor die Sonne hatte sich ein breites Band dunkler Wolken geschoben. Sophies Freundin spannte ihren Schirm auf.

      »Laß uns schnell in ein Café gehen«, rief sie. »Das Konzert ist eh gleich aus.«

      Sophie nickte und sprang ebenfalls auf. Im selben Moment klatschten die ersten Tropfen auf den Boden. Die Zuhörer hatten es plötzlich sehr eilig. Sie liefen durcheinander und suchten die umliegenden Cafés und Lokale auf, um sich vor dem Regen in Sicherheit zu bringen.

      *

      Nikki war seelig. Seit langer Zeit war es wieder einmal ein Sonntag, an dem sie ihren Papi ganz für sich alleine hatte. Sogar das Frühstück hatten sie ohne Ilona eingenommen, weil die gestern abend schon zu einer Freundin gefahren war, die in der Kreisstadt wohnte. Sie war erkrankt und hatte Nikkis Kinderfrau gebeten, sie zu besuchen.

      Der Kleinen konnte es nur recht sein, und als ihr Vater fragte, ob sie immer noch zum See hinauswolle, hatte Nikki begeistert zugestimmt.

      Zum Mittagessen waren sie in ein Lokal eingekehrt und hatten es sich dort schmecken lassen. Danach wollte Olivers Tochter unbedingt Tretboot fahren. Über eine Stunde fuhren sie auf dem Achsteinsee herum, zwischen anderen Booten, an Surfern vorbei und bis an den Rand, wo der See zum Schwimmen freigegeben war. Vom Seepark her vernahm man Bruchstücke des Konzerts, wenn der Wind gerade richtig stand. Es herrschte ein reger Betrieb an diesem herrlichen Sonnentag.

      Allerdings verdunkelte sich der Himmel am frühen Nachmittag. Oliver und Nikki hatten es gerade eben noch geschafft, wieder am Bootsverleih anzulegen, als die ersten Tropfen fielen.

      »Dort drüben ist ein Café«, rief Oliver Behringer. »Schnell, laß uns dorthin laufen.«

      Mit ihnen drängte sich eine ganze Anzahl anderer Leute in das Café, das zu einem Bäckergeschäft gehörte.

      »Oje«, sagte Nikkis Vater, der seine Tochter an der Hand hielt, damit sie im Gewühl nicht verloren ging. »Wenn wir Pech haben, gibt’s für uns keinen Platz mehr.«

      Die Menschen drängten und schoben sich. Tische und Stühle wurden gerückt und Plätze freigemacht oder getauscht.

      »Da hinten in der Ecke.«

      Oliver deutete auf einen Tisch, an dem zwei ältere Damen saßen. Dort waren noch zwei Stühle unbesetzt. Er ging auf den Tisch zu, gefolgt von Nikki.

      »Sind die Plätze noch frei?« fragte er.

      Die beiden Damen nickten.

      »Aber ja«, sagte eine von ihnen. »Setzen Sie sich ruhig.«

      Oliver Behringer deutete eine Verbeugung an.

      »Vielen Dank. Komm, Nikki!«

      Sophie Tappert horchte auf. Nikki? Sie hatte das Kind nicht sehen können, weil es hinter dem Mann stand, jetzt weiteten sich ihre Augen, als sie die Kleine erkannte. Das Madel war auf einen der Stühle geklettert. Es hatte noch gar nicht bemerkt, wer da noch am Tisch saß. Erst als Sophie sie ansprach, riß sie die Augen auf.

      »Grüß Gott, Nikki. Schön, daß ich dich endlich einmal wiedersehe.«

      Oliver hatte sich ebenfalls gesetzt. Er sah die unbekannte Frau befremdet an.

      »Sie kennen meine Tochter?«

      Jetzt war es Sebastians Haushälterin, die staunte.

      »Nikki ist Ihre Tochter?«

      Der Ton in der Stimme der Frau ließ ihn aufhorchen.

      »Ja. Was erstaunt Sie so daran?«

      »Entschuldigen S’, aber ich dachte… Sie wären tot…«

      Oliver Behringer sah von der Frau zu seiner Tochter und wieder zurück.

      »Nun, wie Sie sehen, bin ich höchst lebendig. Wollen S’ mir net sagen, was es zu bedeuten hat, daß Sie vermuten, ich sei tot?«

      Sophie Tapperts Gesicht hatte sich leicht gerötet. Hertha Breitlanger schaute verständnislos, und Nikki war auf ihrem Stuhl immer weiter nach unten gerutscht. Die Haushälterin erzählte, wie sie Nikki kennengelernt hatte. Oliver glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er schaute seine Tochter an und schüttelte den Kopf.

      »Also, an der Geschichte stimmt nur, daß sie wirklich Behringer mit Nachnamen heißt«, sagte er schließlich. »Ich bin Oliver Behringer.«

      Er winkte nach der Kellnerin und bestellte einen Enzian.

      »Eigentlich hättest du kein Eis mehr verdient«, wandte er sich an seine Tochter. »Aber nun such’ dir schnell einen Becher aus.«

      Der Kaufmann konnte immer noch nicht glauben, was er da gehört hatte.

      »Was hast du dir nur dabei gedacht?« fragte er, nachdem die Bestellung aufgenommen war.

      Nikki machte ein betretenes Gesicht.

      »Wenn ich doch immer so allein war«, beschwerte sie sich.

      Oliver ahnte es. Er wußte ja von den Schwierigkeiten, die das Madel mit Ilona Gruber hatte.

      »Sie müssen das verstehen«, sagte er zu Sophie. »Meine Frau starb bei Nikkis Geburt. Da ich beruflich sehr eingespannt bin, war ich immer gezwungen, meine Tochter von Kinderfrauen betreuen zu lassen. Natürlich konnten sie eine Mutter nie ersetzen. Nikki muß sich wirklich sehr einsam fühlen. Ich kann mir die Sache nur so erklären, daß sie in ihrer Einsamkeit die Nähe von Menschen suchte, die ihr etwas Geborgenheit geben konnten. Etwas Glück, das sie sich borgte. Ich mache mir Vorwürfe, daß ich es selber nicht bemerkt habe.«

      Sie sprachen eine ganze Weile darüber, aber eine wirkliche Lösung wollte ihnen nicht einfallen. Vielleicht wäre es ganz gut, einmal mit dem Pfarrer zu reden, meinte dessen Haushälterin.

      »Ich würde mich über ein Gespräch sehr freuen«, sagte Oliver zum Abschied. »Richten Sie Pfarrer Trenker doch bitte Grüße aus.«

      Sophie versprach es und strich Nikki über den Kopf. Die Kleine hatte die ganze Zeit stumm auf ihrem Platz gesessen und den Erwachsenen gelauscht. Nun, beim Abschied, bedeutete sie der Haushälterin, sich zu ihr hinabzubeugen. Sie legte ihre Ärmchen um Sophies Hals.

      »Die Ilona mag ich net«, flüsterte sie ihr ins Ohr. »Aber die Sandra, die tät mir schon gefallen.«

      *

      »Die Sandra also«, sinnierte Sebastian Trenker, nachdem Sophie Tappert ihm die Geschichte beim Abendessen erzählte. »Und die Frau ist in die Kleine ganz vernarrt…«

      Er sah Max und Sophie schmunzelnd an.

      »Da ist man doch geradezu gezwungen, dem Schicksal ein bissel auf die Sprünge zu helfen«, meinte er.

      Die beiden schauten ihn verständnislos an.

      »Ich denk’, ich werd’ gleich morgen nach Waldeck fahren und Herrn Behringer

Скачать книгу