Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Termin für den Nachmittag. Einem anderen wäre es schwergefallen, so etwas innerhalb weniger Stunden zu erreichen, doch da es um seine Tochter ging, verlegte der Kaufmann eine bereits geplante Verabredung mit einem Kunden auf einen anderen Tag. Er empfing den Geistlichen in der Villa. Ilona Gruber schaute neugierig, als sie Oliver mit dem Priester alleine ließ. Nikkis Vater hatte darum gebeten, nicht gestört zu werden.

      Beinahe zwei Stunden saßen die beiden Männer zusammen und erörterten das Problem.

      »Ich hab’ eingesehen, daß es so net weitergehen kann«, erklärte Oliver. »Die Begegnung mit Ihrer Haushälterin hat mir die Augen geöffnet. Ich muß und werde mir einfach mehr Zeit für Nikki nehmen. Aus diesem Grund hab’ ich beschlossen, einem meiner Mitarbeiter, er ist ein tüchtiger Mann, Prokura zu übertragen. Dann hab’ ich ein bissel mehr Luft.«

      Pfarrer Trenker freute sich, das zu hören.

      »Schön, Herr Behringer, daß Sie sich so schnell dazu entschließen konnten.«

      Der Mann lächelte.

      »Es ist ja für meine Tochter«, sagte er mit Stolz in der Stimme. »Mag sie auch noch soviel dummes Zeug angestellt haben, ich kann ihr einfach net bös’ sein, dazu lieb’ ich sie viel zu sehr.«

      »Wissen S’ was, Herr Behringer«, sagte Sebastian im Aufstehen, »machen S’ sich und der Nikki eine Freude und kommen S’ am Sonntag zur Kirchweih nach Sankt Johann. Meine Frau Tappert würd’ sich ebenso darüber freuen wie ich.«

      »Das will ich gerne tun«, nickte Oliver. »Aber der Nikki werd’ ich noch nix verraten. Das soll eine Überraschung für sie sein.«

      *

      Ilona Gruber wußte nicht, was sie mit der neuen Situation anfangen sollte. Seit dem merkwürdigen Besuch des Geistlichen am letzten Montag war Nikkis Vater nicht mehr wiederzuerkennen. Beinahe jeden Tag kam er früher aus der Firma zurück, und Termine, von denen Ilona wußte, wie wichtig sie waren, weil ihr Chef zuvor noch mit ihr darüber gesprochen hatte, nahm jetzt offenbar jemand anderer wahr.

      Überhaupt hatte sie den Eindruck, daß Oliver sich auch ihr gegenüber distanzierter benahm, und dieser Eindruck täuschte nicht. Nikki hatte ihrem Vater gestanden, immer wieder die Nachmittage woanders, aber nie hier im Haus verbracht zu haben. Oliver war sehr ärgerlich gewesen, als er dies hörte. Weniger über seine Tochter als über Ilona Gruber, weil er feststellen mußte, wie sehr sie ihre Pflichten vernachlässigte. Für ihn stand fest, daß er sich früher oder später nach einer anderen Betreuung für Nikki umsehen mußte.

      Doch heute war kein Platz für solche Gedanken, heute war Kirchweih und Nikki freute sich narrisch, seitdem ihr Papi am Morgen von der Überraschung erzählt hatte.

      Zusammen mit Pfarrer Trenker und dessen Haushälterin ging’s zum Festplatz hinüber, auf dem schon eine Menge Leute versammelt waren. Außer einigen Karussells und Schießbuden gab es ein Festzelt, in dem der Bieranstich erfolgen sollte. Dies war wie in jedem Jahr die Aufgabe des Bürgermeisters von St. Johann, Markus Bruckner. Gleich neben der Tanzfläche hatte die Musi’ ihren Platz. Zahlreiche Leute drängten sich bereits in dem Zelt, aber in der vorderen Reihe waren Plätze für den Geistlichen und seine Gäste. Allerdings saß auch dort schon jemand auf der Bank.

      Sandra Hofmayr schaute ungläubig auf das Kind, als Nikki so unerwartet vor ihr stand.

      »Nikki, wo kommst du denn her?« rief sie.

      Sie sah den fremden Mann, der das Madel an der Hand hielt, dann Pfarrer Trenker, und eine leise Ahnung stieg in ihr auf, warum Hochwürden so darauf gedrängt hatte, daß sie heute herkommen müsse.

      »Es schaut so aus, als seien Sie auch von meiner Tochter hinters Licht geführt worden«, sagte Oliver Behringer, nachdem der Pfarrer ihn mit der Frau bekannt gemacht hatte. »Ich bitte Sie natürlich dafür um Entschuldigung.«

      »Aber das müssen S’ net«, antwortete Sandra lächelnd. »Die Nikki ist so ein lieber Fratz, der kann man gar net bös’ sein.«

      »Net wahr?« strahlte Oliver.

      Die Frau, die so lieb von seiner Tochter sprach, war ihm sofort sympathisch. Natürlich hatte er nichts dagegen, als Sandra Nikki zum Karussellfahren einlud. Die beiden blieben eine ganze Stunde verschwunden, und als sie wieder im Festzelt erschienen, waren sie außer Atem und freudig erregt. Oliver bot Sandra von seiner Maß an, und die junge Frau fand nichts dabei.

      »Ah, das tut gut«, sagte sie und wischte sich den Schaum von den Lippen.

      Oliver, der das sah, spürte auf einmal ein wehes Gefühl in seiner Brust. Nie wieder hatte er eine andere Frau so angesehen wie Nikkis Mutter. Nach all den Jahren liebte er sie immer noch. Doch Sandra Hofmayr schien

      sein Herz im Sturm zu erobern, und hatte er sich anfangs auch

      dagegen gewehrt, so bröckelte diese Abwehr unter Sandras strahlendem Lächeln zusammen wie eine Mauer unter stetigem Beschuß. Und Nikkis Herz hatte diese Frau ja schon längst erobert.

      »Ihr müßt mal tanzen«, forderte die Kleine.

      Sandra und Oliver sahen sich schmunzelnd an und sprangen auf. Sebastian, der die Szene beobachtet hatte, zwinkerte Nikki verschwörerisch zu, und als ob das Madel wüßte, worum es ging, zwinkerte es zurück.

      Beschwingt glitten sie über den Tanzboden, jeder Schritt saß perfekt, als hätten sie jahrelange Übung, dabei kannten sie sich doch erst ein paar Stunden. Dem ersten Tanz folgte ein zweiter und ein dritter. Dabei vergaßen sie sogar die Zeit.

      »Himmel, ist es schon spät geworden«, sagte Oliver. »Wir müssen ja längst nach Hause.«

      »Och, schade. Ich möcht’ noch bleiben«, erwiderte Nikki und sah ihren Vater bittend an.

      Der schüttelte energisch den Kopf.

      »Dann möcht’ ich aber noch die Sandra nach Hause bringen«, schlug sie vor.

      »Du weißt ja net, ob sie überhaupt schon nach Hause will.«

      Die junge Frau nahm das Madel in den Arm.

      »Doch, ich will und ich würd’ mich sehr darüber freuen, wenn du mich bis zum Haus bringst.«

      Wie eine kleine Familie gingen sie vom Festplatz fort. Sebastian, der sie einen Moment beobachtete, schickte einen stummen, dankbaren Blick zum Himmel.

      *

      »Und wann kommst du uns besuchen?« wollte Nikki wissen, als sie sich vor dem Haus verabschiedeten, das der Antiquitätenhändlerin gehörte. »Morgen?«

      Sandra schüttelte bedauernd den Kopf.

      »Das wird net gehen«, antwortete sie. »Ich arbeite die ganze Woch’ über in der Stadt und bin nur am Samstag und am Sonntag hier.«

      Nikki schaute ihren Vater an.

      »Kann sie dann net am Samstag kommen?«

      Oliver Behringer sah in Sandras Augen.

      »Wir würden uns sehr freuen«, sagte er.

      Die junge Frau spürte ihr Herz bei diesen Worten schneller pochen. Genauso war es gewesen, als sie

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