Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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mußte sich sputen. Wenn der Kerl seinen Wagen erreichte, dann war es zu spät. Hier im Wald würde er ihn wohl stellen können, doch im Auto konnte er ihm entkommen.

      »Los«, rief er seinem Hund zu. »Den Kerl packen wir!«

      *

      Martin Ambuscher sah neugierig auf, als er den Wagen erkannte, der auf den Hof der Sägemühle fuhr. Er ging hinüber und begrüßte den Mann, der gerade ausstieg.

      »Grüß’ Gott, Pfarrer Trenker«, rief er durch den Lärm der kreischenden Säge. »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?«

      Sebastian reichte ihm die Hand.

      »Pfüat di’, Martin. Hast’ ein paar Minuten Zeit? Ich hätt’ ’was mit dir zu besprechen.«

      »Freilich Hochwürden. Kommen S’, wir geh’n in mein Büro hinauf. Da ist’s ruhiger.«

      Zum Büro, das im ersten Stock eines Anbaues der Mühle lag, führte eine Holztreppe hinauf. Als sie den Vorraum betraten, in dem Martins Frau Astrid saß, die als Sekretärin im Geschäft mitarbeitete, wurde es schlagartig still. Nur wie aus weiter Ferne war das Geräusch der Säge noch zu hören.

      Nachdem der Geistliche Astrid Ambuscher begrüßt hatte, folgte er dem Mühlenbesitzer in dessen eigentliches Büro. Martin bot dem Besucher einen Platz an und holte eine Flasche Obstler aus dem Schrank.

      »Sie trinken doch einen?« fragte er.

      Sebastian hob die Hand.

      »Aber wirklich nur einen. Ich bin mit dem Auto da.«

      »So, dann erzählen Sie mal, was ich für Sie tun kann, Hochwürden«, forderte Martin Ambuscher den Pfarrer auf, nachdem sie ihre Gläser gelehrt hatten.

      »Weniger für mich, Martin, als für einen Mann, der unsere Hilfe braucht«, begann Sebastian den Grund für seinen Besuch zu erklären.

      Der Sägemühlenbesitzer lehnte sich zurück und hörte zu.

      »Ich selber hab’ es net mehr erlebt, weil ich wohl noch zu klein war«, sagte er, »aber ich weiß es vom Vater, daß der alte Breithammer bei uns in der Mühle gearbeitet hat. Ein guter Arbeiter war das, hat der Vater immer wieder gesagt. Zumindest solang’, bis das Unglück mit der Frau passiert ist.«

      »Ja, eine traurige Geschichte«, nickte der Pfarrer. »Und weil der Breithammer schon einmal bei euch gearbeitet hat, hab’ ich gedacht, du würdest ihm eine Chance geben, seine Bewährungsauflagen zu erfüllen. Er braucht eine geregelte Arbeit, sonst muß er ins Gefängnis zurück.«

      Sebastian erzählte von seinem Besuch in der Waldhütte und von seiner Überzeugung, daß der alte Breithammer nun geläutert sei.

      »Der schießt nie wieder auf ein Wildtier«, schloß er.

      Martin Ambuscher hatte sich das alles angehört. Schließlich hob er die Arme und ließ sie wieder fallen.

      »Also, von mir aus kann er gleich morgen anfangen, wenn er will«, meinte er. »Ich werd’ ihm da ganz gewiß net im Weg’ stehen, wenn er auf den Pfad der Tugend zurück möcht’.«

      Sebastian erhob sich und reichte dem Sägemühlenbesitzer die Hand.

      »Ich dank’ dir, Martin«, sagte er. »Du hast gleich zwei Menschen glücklich gemacht. Auch Kathrin wird froh sein, wenn ihr Vater wieder regelmäßig zur Arbeit geht.«

      »Ach ja, Kathrin«, erinnerte der junge Mann sich. »Wir sind zusammen zur Schule gegangen, aber ich glaub’, ich hab’ sie seit jener Zeit net mehr gesehen. Wie geht es ihr?«

      »Gut, denk’ ich«, antwortete der Geistliche. »Obwohl ich mir vorstellen könnt’, daß sie net ganz glücklich ist in der Hütte.«

      »Was? Haust sie etwa immer noch da? Himmel, die muß da raus! Ich hätt’ gedacht, daß sie längst verheiratet ist.«

      »Noch net«, schüttelte Sebastian den Kopf. »Aber das kommt bestimmt irgendwann.«

      Er verabschiedete sich von Martin Ambuscher und stieg in seinen Wagen. Als er auf der Kreisstraße in Richtung St. Johann fuhr, stellte er sich lächelnd vor, welch ein Gesicht Max wohl machen würde, wenn er bei dem Gespräch mit dem Bewährungshelfer gleich einen Arbeitsplatz für Joseph Breithammer präsentieren konnte. Und was der Alte wohl erst sagen würde!

      Die Gedanken des Geistlichen wurden unterbrochen. Rechts von ihm lag die Straße, die zum Ainringer Wald und zum Höllenbruch führte. Mit hoher Geschwindigkeit kam ein Fahrzeug aus dieser Straße geschossen und nahm Sebastian die Vorfahrt. Reaktionsschnell war der Geistliche auf die Bremse gestiegen. Mit einem lauten Quietschen kam sein Wagen zum Stehen. Außer den beiden Autos waren keine mehr auf der Straße, sonst hätte das waghalsige Manöver des fremden Fahrers böse enden können. Sebastian fuhr rechts heran und atmete tief durch. Ein dunkelblauer Kombi war es gewesen, erinnerte er sich nur, alles andere war zu schnell gegangen. Weder das Gesicht des Fahrers war zu erkennen gewesen, noch das Kennzeichen.

      Nach einigen Minuten startete Sebastian wieder und fuhr weiter. Warum nur, fragte er sich, mochte es der andere so eilig gehabt haben, daß er sein Leben und das seiner Mitmenschen so leichtfertig aufs Spiel setzte?

      *

      »Such, Nero, such!« rief Christian Ruland immer wieder.

      Der Rüde lief vor ihm, die Nase am Boden. Über Stock und Stein ging es, einen regelrechten Zickzackkurs, den der Wilddieb gerannt war. Der junge Förster fragte sich, wie groß der Vorsprung des Flüchtenden wohl sein mochte. Sollte er es etwa schaffen zu entkommen?

      Das durfte nicht sein!

      Die Gegend veränderte sich allmählich. Rechts stieg die Landschaft stetig an, ein Zeichen, daß bald der Aufstieg zum Höllenbruch erreicht war, während rechts weite Felder und Wiesen in Sicht kamen. Noch weiter entfernt konnte Christian das graue Band der Kreisstraße sehen, die sich dahinzog.

      Noch einmal mobilisierte der Förster seine letzten Kräfte. Es konnte nur noch ein paar Meter sein, bis er aus dem Wald heraus war und an den breiten Weg kam, der auf die Straße führte.

      Irgendwo vor ihm knallte eine Autotür, und der Motor wurde angelassen. Ein Schrei unbändiger Wut entrang sich seinen Lippen, als Christian den Weg erreichte und von dem davonfahrenden Auto nur noch das Heck sah, das beinahe von einer Staubwolke verschluckt wurde.

      Keuchend blieb er stehen, während Nero dem Wagen hinterher rannte und erst aufgab, als der Fahrer das Tempo weiter erhöhte. Christian rang nach Luft. Er war gelaufen, als gelte es sein Leben, doch er hatte es nicht geschafft, den Schurken zu stellen.

      Enttäuscht machte er sich auf den Rückweg. Wer war der Kerl nur, der so dreist am hellen Tag wilderte? Kathrins Reaktion fiel ihm ein, wie sie versucht hatte, ihn zurückzuhalten, als er gleich nach dem Schuß loslief. So ganz hatte er es nicht verstanden. War es wirklich Sorge um ihn gewesen? Oder hatte sie einen anderen Grund gehabt, ihn zurückzuhalten?

      Ein ungeheuerlicher Verdacht stieg in ihm auf.

      Hatte sie verhindern wollen, daß er den Wilderer stellte? War das alles eine abgekartete Sache? Das Treffen mit ihm, die Geschichte vom Vater, der dagegen sei?

      Dazu

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