Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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In hastigen Worten berichtete er, was vorgefallen war. Die Augen seiner Tochter weiteten sich vor Entsetzen, als sie hörte, daß der geliebte Mann schwer verwundet sei, vielleicht sogar im Sterben liege.
»Du bist schneller als ich mit meinen alten Beinen«, rief Joseph, während sie zu der Stelle eilten, an der Christian lag. »Du mußt ins Dorf und den Doktor holen. Ich bleib’ beim Förster.«
Kathrin stürzte sich auf Christian, verzweifelt rief sie seinen Namen und küßte das bleiche Gesicht.
»Schnell, beeil’ dich«, befahl ihr Vater. »Sonst ist’s vielleicht zu spät.«
Nie zuvor in ihrem Leben war die junge Frau so schnell gelaufen. Dabei war sie in ständiger Sorge, jegliche Hilfe für Christian könne zu spät kommen. Als sie das Dorf erreichte, lag St. Johann im tiefsten Schlummer. Kathrin hämmerte gegen die Tür des Hauses, in dem Toni Wiesinger wohnte.
Immer, wenn Vollmond war, hatte der Arzt einen leichten Schlaf. Schon nach wenigen Minuten öffnete er. Das Madel berichtete, was geschehen war. Dr. Wiesinger, der noch seinen Morgenmantel trug, nickte.
»Laufen S’ zur Kirch’ hinüber und sagen S’ dem Pfarrer Bescheid«, sagte er. »Ich zieh’ mich schnell an.«
Pfarrer Trenker hörte das Klingeln an der Haustür und war schneller wach als seine Haushälterin. Als er Frau Tappert oben rumoren hörte, rief er nach ihr. Die Haushälterin blickte zwar ein wenig verschlafen, war aber sofort hellwach, als sie hörte, was los war.
»Bitt’ schön, rufen S’ Max an«, trug Sebastian ihr auf.
Aber da war Sophie Tappert schon ans Telefon geeilt und hatte die Nummer des Polizeireviers gewählt.
Alles in allem war weniger als eine halbe Stunde vergangen, seit Kathrin losgelaufen war, als zwei Autos mit hoher Geschwindigkeit zum Ainringer Wald fuhren. In dem einen saßen der Arzt und das Madel, in dem anderen Fahrzeug Sebastian und Max Trenker.
Alle hofften inständig, daß sie nicht zu spät kamen.
*
»Nun erzähl’ einmal, Breithammer, wie sich alles abgespielt hat«, forderte Max Trenker Kathrins Vater auf.
Zusammen mit seinem Bruder und dem Alten saß der Beamte in der Waldhütte und nahm das Protokoll auf.
Über sein Handy hatte Dr. Wiesinger einen Notarztwagen angefordert, nachdem er die Wunde versorgt hatte. Dank Josephs beherztem Handeln war die Blutung rechtzeitig gestoppt worden. Christian Ruland lebte zwar, aber es sah nicht gut aus, wie der Arzt sich vorsichtig ausdrückte. Kathrin hatte darauf bestanden, den Verletzten ins Krankenhaus zu begleiten.
Joseph hatte sich die ganze Zeit, die er auf seine Tochter und den Arzt wartete, Gedanken gemacht, wie er erklären sollte, warum er mit einem Gewehr im Wald unterwegs war. Natürlich wäre die Wahrheit die einfachste Erklärung, aber – würd’ man sie ihm auch abkaufen? Dennoch, der ehemalige Wilderer, der wieder auf dem Pfad der Tugend wandeln wollte, entschloß sich, die Geschichte so zu erzählen, wie sie sich zugetragen hatte.
Er berichtete, daß er wegen seiner neuen Arbeitsstelle zu aufgeregt war, um schlafen zu können. Deshalb sei er vor die Haustür gegangen, um eine Pfeife zu rauchen. Kathrin sah es net gern, wenn er dies in der Hütte tat.
Irgendwann habe er eine Stimme gehört, eine laute Stimme, und kurz darauf einen Schuß. Natürlich wußte er nicht, wer da gerufen und geschossen hatte, aber er schätzte die Situation so ein, daß, nicht weit von seiner Hütte, auf einen Menschen geschossen worden war, denn gleich darauf erklang auch ein Schmerzensschrei. So hatte er sich das Gewehr seiner Tochter gegriffen und war losgelaufen. Im letzten Moment konnte er dann dem Todesschützen die Waffe aus der Hand schießen.
Das Gewehr des Wilderers lag auf dem Tisch. Deutlich sah man, wo die Kugel es getroffen hatte, außerdem waren Blutspuren daran. Der Unbekannte mußte also verletzt sein.
Joseph Breithammer schaute unsicher von Max zu Sebastian und wieder zurück.
»Glauben S’ mir«, sagte er beschwörend. »So war’s, und net anders.«
Die beiden Brüder schauten sich an. Max nickte.
»Ich glaub’s dir gerne, Breithammer«, meinte er. »So, wie’s ausschaut, hast du dem Christian Ruland das Leben gerettet – wenn er durchkommt.«
Sebastian legte dem Alten die Hand auf die Schulter.
»Du brauchst wirklich keine Angst zu haben«, munterte er ihn auf. »So wie du gehandelt hast, war es reine Notwehr.«
Der alte Breithammer atmete erleichtert auf. Die Brüder standen auf.
»Langsam wird’s hell«, sagte Max. »Ich werd’ mir noch mal den Tatort ansehen. Vielleicht finden sich noch ein paar Spuren.«
»Und ich fahr’ in die Stadt ins Krankenhaus«, erklärte Pfarrer Trenker.
Draußen im Wald stand immer noch der Wagen des Arztes. Toni Wiesinger war zusammen mit Kathrin im Krankenwagen mitgefahren. Den Schlüssel hatte er Sebastian überlassen, der die beiden aus der Kreisstadt abholen sollte.
*
Unablässig ging das Madel den Flur auf und ab. Dann blieb sie wieder vor der Glastür stehen. Darauf stand: Operationsbereich. Zutritt verboten! Darunter der Name des Stationsarztes.
Kathrin starrte auf die schwarzen, aufgeklebten Buchstaben, ohne sie wirklich zu lesen. Sie kannte die Worte auswendig. Dr. Wiesinger kam um die Ecke, in der Hand zwei Plastikbecher mit Kaffee, den er aus dem Automaten geholt hatte, der auf dem Nebenflur stand. Der Arzt deutete auf die Reihe Stühle an der Wand.
»Kommen S’, Kathrin, Sie müssen sich setzen«, forderte er sie auf.
Der Kaffee schmeckte scheußlich, aber er war so stark, daß er zumindest wachhielt.
»Wird er durchkommen?« fragte Kathrin den Dorfarzt zum wiederholten Male.
Dr. Wiesinger versuchte ihr Mut zu machen und Zuversicht auszustrahlen.
»Wir müssen das beste hoffen«, sagte er. »Die Kollegen, die sich jetzt um Christian kümmern, werden alles tun, um ihn zu retten. Die Wunde ist zwar net ungefährlich, aber wenn die Kugel keine Organe verletzt hat, dann hat er eine gute Chance.«
Kathrin trank das dunkelbraune Gebräu in kleinen Schlucken. Sie spürte, wie diese Warterei an ihren Nerven zerrte. Kurz vor fünf Uhr kam Pfarrer Trenker hinzu.
»Noch kein Ergebnis?« fragte er.
Kathrin schaute ihn nur aus tränennassen Augen an, Dr. Wiesinger schüttelte den Kopf.
»Sie operieren noch«, erklärte er.
Endlich öffnete sich die Tür, und der Stationsarzt kam heraus. Er begrüßte Sebastian, den er von früheren Besuchen des Geistlichen im Krankenhaus her kannte.
»Er lebt«, sagte Dr. Wendler nur. »Er lebt und wird überleben.«
Kathrin, die beim Erscheinen des Arztes aufgesprungen war, spürte, wie ihr einen kurzen Augenblick schwindlig