Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Ritchy wirbelte zwischen ihnen herum, bediente, kassierte und machte seine Sprüche. Die drei Madeln gehörten zu seinen Lieblingsgästen, und ganz besonders gefiel ihm die schwarzhaarige Nina…

      »Nun, meine Damen, was darf ich euch bringen?« fragte er, nachdem die drei sich gesetzt hatten.

      Tee und Kaffee wurden bestellt, dann schauten die beiden Madeln die Freundin erwartungsvoll an.

      »Nun schieß schon los«, forderte Nina Sandra ungeduldig auf. »Was hast du denn nun geerbt?«

      Die junge blonde Studentin war immer noch wie erschlagen. Sie versuchte zu lächeln.

      »Ihr werdet es nicht glauben«, begann sie. »Meine Tante, von der ich annahm, sie wäre schon vor Jahren verstorben, hat mir ihren Bauernhof vererbt. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen, weil ich mich nie um sie gekümmert habe. Es sind mindestens achtzehn Jahre vergangen, seit ich dort gewesen bin. Und heute habe ich erfahren, daß sie vor einem halben Jahr gestorben ist.«

      »Einen Bauernhof?«

      Nina grinste Anja unverschämt an.

      »Kannst du dir unsere Sandra als Bäuerin vorstellen, die morgens um vier die Kühe melkt?«

      Beide lachten.

      »Das werde ich auch kaum«, gab Sandra zurück. »Kühe gibt es dort nämlich nicht. Nur Ponys.«

      »He, das ist doch prima!« rief Anja, die eine ausgesprochene Pferdenärrin war. »Bestimmt haben wir da Gelegenheit auszureiten.«

      »Ich weiß nicht«, meinte Sandra skeptisch. »Möglicherweise werde ich das Erbe gar nicht annehmen. Der Anwalt schien jedenfalls nicht begeistert von dem Hof zu sein. Aus seinen Worten war zu hören, daß es mit dem Anwesen nicht so rosig aussieht. Mehr werde ich allerdings erst von dem Nachlaßverwalter meiner Tante erfahren. Ich möchte mir das ganze erst einmal ansehen, bevor ich mich entscheide. Im Moment sind keine Klausuren, und ich denke, ich kann mir ein paar Tage freinehmen, um nach St. Johann zu fahren.«

      »Wohin?« fragte Nina.

      »Nach St. Johann«, wiederholte Sandra. »Das ist ein kleines Dorf in den Alpen, und dort in der Nähe steht der Ponyhof.«

      »Na, da kommen wir natürlich mit«, riefen Anja und Nina gleichzeitig.

      Sandra fühlte, wie ihr Herz einen Hüpfer tat.

      »Wirklich?« fragte sie. »Ich hatte es insgeheim gehofft, aber gar nicht zu fragen gewagt.«

      »Na, hör’ mal«, antwortete Nina in gespielter Empörung. »Glaubst du etwa, wir lassen dich alleine in dein Unglück rennen?«

      Auch Anja war sofort Feuer und Flamme.

      »Natürlich kommen wir mit!«

      Sie hob ihre Kaffeetasse.

      »Laßt uns anstoßen, Mädels«, rief sie. »St. Johann – wir kommen!«

      *

      Alois Sonnenleitner schaute überrascht auf, als seine Sekretärin ihm den Besuch eines Herrn Trenker, Pfarrer aus St. Johann ankündigte. Der Rechtsanwalt überlegte kurz, was den Geistlichen wohl in seine Kanzlei in die Kreisstadt brachte. Er wußte sich aber keinen Reim darauf zu machen. Der Seelsorger hatte zwar keinen Termin, aber der Anwalt war dennoch bereit, ihn zu empfangen. Er hatte ihn während einiger geschäftlicher Besuche, die ihn nach St. Johann geführt hatten, kennengelernt.

      »Ich danke Ihnen vielmals, daß Sie sich die Zeit nehmen«, sagte Sebastian, nachdem die Männer sich begrüßt hatten.

      »Was kann ich denn für Sie tun, Pfarrer Trenker?«

      Alois Sonnenleitner hatte Kaffee angeboten, den die Sekretärin gleich darauf hereinbrachte. Der Anwalt selber übernahm es, die Tassen einzuschenken.

      »Weniger für mich«, antwortete Sebastian und nahm dankend die Tasse entgegen. »Es geht um den Ponyhof.«

      Der Nachlaßverwalter der verstorbenen Waltraud Brunnengräber nickte. Sebastian hob die Hände.

      »Ich möcht’ Sie, um Himmels willen, net ausfragen«, fuhr der Geistliche fort. »Es geht mir um die beiden alten Leut’, die noch auf dem Hof sind.«

      »Die Teresa Angermeier und den Hubert Bachmann…«

      »Richtig. Wissen S’, Herr Sonnenleitner, ich hab’ vorgestern mit der Resi gesprochen. Sie hat Sorge, daß sie und Hubert vom Hof müssen, wenn die neue Besitzerin gefunden ist. Ich wollt’ Sie bitten, für die beiden ein gutes Wort einzulegen, wenn Sie die Erbin gefunden haben.«

      Der Rechtsanwalt lehnte sich in seinem Sessel zurück. Einen Augenblick sah er den Seelsorger nachdenklich an.

      »Ich glaube, ich verstoße nicht gegen meine Schweigepflicht, wenn ich Ihnen verrate, daß für die beiden alten Leute gesorgt ist«, sagte er dann.

      Sebastian richtete sich interessiert auf.

      »Ist das wahr?«

      »Aber ja«, nickte der Anwalt. »Frau Brunnengräber hat in ihrem Testament verfügt, daß die Magd und der Knecht ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Ponyhof haben.«

      Er hob entschuldigend die Hände.

      »Du liebe Güte, wenn ich gewußt hätte, daß die beiden keine Ahnung davon hatten und sich solche Sorgen um ihre Zukunft machen, dann hätte ich es ihnen natürlich schon längst gesagt.«

      »Das ist ja eine gute Nachricht«, freute sich Pfarrer Trenker.

      Alois Sonnenleitener machte trodzem ein nachdenkliches Gesicht. Sebastian blieb diese Miene nicht verborgen.

      »Gibt’s sonst etwas, das…?«

      »Leider ja.«

      Der Anwalt zuckte die Schultern.

      »Ja, also, wie soll ich es sagen? Es ist ja kein großes Geheimnis, daß es mit dem Hof nicht zum besten steht. Genauer gesagt – es ist das reinste Fiasko, in finanzieller Hinsicht. Die Bank wartet seit Monaten auf ihr Geld und droht mit Zwangsversteigerung. Die Erbin, eine Frau Haller, die in Nürnberg wohnt, hat mir, über einen dortigen Kollegen, ihren Besuch für die kommende Woche angekündigt. Ich weiß nicht, ob ich ihr raten soll, den Hof zu behalten, oder lieber zu verkaufen. Zumal es ein attraktives Angebot gibt, das ein vernünftiger Mensch, angesichts des Zustandes, in dem sich der Ponyhof befindet, kaum ausschlagen kann.«

      Pfarrer Trenker machte ein mißmutiges Gesicht.

      »Vom Bauunternehmer Oberlechner, nehme ich an.«

      Der Rechtsanwalt sah ihn überrascht an.

      »Sie wissen davon?«

      »Man munkelt so etwas daheim in St. Johann.«

      Sebastian er hob sich.

      »Eines noch, bevor ich mich verabschiede«, sagte er. »Wie ist es denn geregelt, für den Fall, daß die Erbin den Hof verkaufen wird? Wo werden Resi und Hubert dann bleiben?«

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