Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Der schaute sie einen Moment verdutzt an, dann legte er seinen Arm um sie und drückte sie an sich.

      »Was die jungen Leut’ können, das können wir schon lang’«, meinte er zu seiner Frau und küßte sie liebevoll.

      *

      Jeden Samstag ging es beim Löwenwirt hoch her. Das allwöchentliche Tanzvergnügen lockte immer wieder die Leute aus St. Johann und Umgebung, und natürlich nahmen sehr gerne die Touristen daran teil, die in dem Bergdorf ihren Urlaub verbrachten. So war es nur gut, daß Max einen Tisch hatte reservieren lassen. Als die fünf vom Ponyhof den Saal betraten, herrschte schon eine Bombenstimmung. Der Dorfpolizist wartete ungeduldig. Als er Nina und die anderen in der Tür stehen sah, winkte er ihnen zu.

      »Schön, daß ihr da seid«, rief er durch die laute Musik und rückte dem Madel den Stuhl zurecht.

      Eine der Saaltöchter nahm die Bestellung auf, und schon bald zog es Anja und Markus auf die Tanzfläche. Die beiden machten aus ihrer Liebe keinen Hehl, und die anderen freuten sich mit ihnen.

      »Wollen wir auch?« fragte Stephan, als auch Nina und Max tanzten.

      »Warum net?« lachte Sandra. »Deshalb sind wir ja hergekommen.«

      Stephan Rössner führte sie auf das Parkett, leicht wiegte sie sich in seinen Armen. Sandra hatte das Gefühl zu schweben, als sie über die Tanzfläche glitten.

      Es war eine wundervolle Stimmung, in der sich das junge Madel befand. Gestern hatten sie und die beiden Freundinnen den Vertrag mit der Bank unterzeichnet. Damit waren sie alle drei zu Eigentümerinnen des Ponygestüts geworden, auch wenn die Partnerschaft erst noch notariell besiegelt werden mußte. Aber auch das würde in der nächsten Woche geschehen. Die Hauptsache war ja die finanzielle Seite abzusichern, und das war gestern geschehen.

      Dank der Hilfe durch Pfarrer Trenker. Sandra wußte, daß sie und die anderen sich gar nicht genug dafür bedanken konnten. Aber sie hatten sich schon vorgenommen, ein großes Fest für alle Bewohner des Dorfes zu geben. Einerseits, um sich allen vorzustellen, andererseits aber auch, um ein wenig Reklame für den Ponyhof zu machen. Pfarrer Trenker würde auf jeden Fall der Ehrengast sein.

      Und dann gab es noch einen Grund für Sandra, glücklich zu sein – Stephan hielt sie in seinen Armen.

      Glückselig tanzte sie und schaute ihn verliebt an.

      Stephan, dem dieser Blick nicht verborgen bleiben konnte, lächelte sie an. Ohne ein Wort zu sagen, hatte jeder dem anderen verständlich gemacht, was er für ihn empfand.

      Dann und wann schwebten Nina oder Anja mit ihren Tanzpartner vorbei, und auch ihnen war anzusehen, daß sie im siebten Himmel schwebten.

      Es war kurz vor Mitternacht, als ein Mann das Podium betrat, auf dem die Kapelle spielte. Er breitete die Arme aus und bat um Ruhe.

      »Alle Mitglieder der Feuerwehr zum Einsatz«, rief er durch das Mikrophon. »Das ist keine Übung – auf dem Ponyhof brennt’s!«

      Sandra, die gerade wieder mit Stephan auf der Tanzfläche stand, glaubte, ihr Herz bliebe stehen. Mit aschfahlem Gesicht sah sie ihn an. Um sie herum herrschte plötzlich hektisches Treiben, als die Männer der Feuerwehr aufsprangen und hinauseilten.

      »Los, wir müssen zum Hof«, rief Stephan durch den Lärm.

      Markus, Anja und Nina kamen zu ihnen.

      »Habt ihr das gehört?« fragte Nina ungläubig. »Das ist doch wohl ein Scherz.«

      »Leider net«, sagte Max Trenker, der hinzugekommen war und die letzten Worte mitbekommen hatte. »Ich hab’ gerade mit dem Brandmeister gesprochen. Es brennt tatsächlich auf dem Ponyhof. Die Scheune steht in Flammen.«

      *

      Schon von weitem konnten sie den roten Feuerschein am Himmel sehen. Stephan, der am Steuer des Golfs saß, preßte die Lippen aufeinander. Markus, hinter ihm, schüttelte ungläubig den Kopf, während die drei Madeln verzweifelt und in Tränen aufgelöst waren.

      Blitzschnell hatten sie ihre Zeche bezahlt und waren in das Auto gesprungen. Stephan fuhr so schnell er konnte. Vor ihnen saß Max Trenker in seinem Dienstwagen, mit Blaulicht und Sirene.

      Schier endlos war die Zeit, bis sie den Hof erreichten. Die Feuerwehr war bereits vor Ort und hatte mit der Brandbekämpfung begonnen. Als die jungen Leute durch die Einfahrt bogen, stürzten Hubert und Resi auf sie zu. Bestürzt schauten die fünf auf die Scheune, die lichterloh brannte.

      »Was ist denn geschehen?« fragte Sandra die alte Magd, die selbst den Tränen nahe war.

      Resi Angermeier hob hilflos die Arme. Zusammen mit dem Hubert sei sie im Wohnzimmer gesessen, vor dem Fernsehgerät. Plötzlich habe das Bild geflackert und sei für einen Moment dunkel geworden. Dann war es wieder da, und es gab keine weiteren Störungen, bis es kurz vor halb zwölf irgendwo draußen einen lauten Knall gab. Als die beiden Alten nachschauten, brannte die Scheune bereits.

      Max Trenker kam zu ihnen. Er hatte zwischenzeitlich wieder mit dem Brandmeister gesprochen. Was der Polizeibeamte zu sagen hatte, war niederschmetternd. Die Scheune sei nicht mehr zu retten. Die Flammen fraßen sich durch das trockene Holz, wie durch Zunder. Die Wehr hatte das Gebäude schon aufgegeben, jetzt galt es nur das Übergreifen des Feuers auf das Wohnhaus und die Ställe zu verhindern. Es war ein Segen, daß die Ponys in dieser warmen Jahreszeit auch nachts draußen auf der Weide blieben. So war den Feuerwehrleuten und den Helfern zumindest die Arbeit erspart geblieben, die Tiere zu evakuieren.

      Sandra schüttelte immer wieder den Kopf. Sie wagte gar nicht daran zu denken, was dieses Feuer für ihre weiteres Schicksal und das der Freundinnen bedeutete. Unter Umständen würden ihre ganzen schönen Pläne umsonst gewesen sein. Wahrscheinlich war die Scheune nicht einmal versichert. Sandra hatte, ehrlich gesagt, schlicht und einfach vergessen zu klären, ob und wie der Hof und die Tiere versichert waren, und für einen Neubau fehlten einfach die finanziellen Mittel. Der Kreditrahmen war so eng gesteckt, daß die drei Madeln sich ohnehin schon »bis an die Decke strecken mußten«, um einigermaßen vernünftig wirtschaften und leben zu können, und jetzt war auch noch das Futter für die Ponys mitsamt der Scheune verbrannt.

      Wahrscheinlich blieb ihnen doch keine andere Wahl mehr als an diesen Oberlechner zu verkaufen.

      Sandra starrte auf das Feuer, und die Bemerkung des Bauunternehmers fiel ihr wieder ein, die Bemerkung, die wie eine Drohung geklungen hatte.

      Sollte der Mann diese Drohung wahrgemacht ahben?

      Stephan Rössner hielt sie in seinen Armen, tröstend strich er über ihr Haar. Sandra hielt die Tränen nicht mehr zurück.

      »Kopf hoch, Madel«, sagte er. »Es wird schon wieder alles gut werden. Ich bin ja auch noch da.«

      Sandra sah ihn durch einen Tränenschleier an. Sie versuchte tapfer zu sein, auch wenn sie glaubte, einen fürchterlichen Alptraum zu haben. Stephan holte ein Taschentuch hervor und tupfte ihr Gesicht ab. Sie äußerte ihm gegenüber ihren Verdacht gegen den Bauunternehmer. Der junge Mann schüttelte den Kopf.

      »Ich weiß net, du solltest vorsichtig mit solchen Äußerungen sein«, meinte er. »Solange du keine handfesten Beweise hast – der Oberlechner bringt es glatt fertig, dich wegen Verleumdung anzuzeigen.«

      Sandra

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