Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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glaub’ ganz fest daran, daß alles wieder gut wird«, meinte sie zuversichtlich.

      *

      Auf dem Ponyhof wußte man nicht aus noch ein. Die Brandexperten der Kripo hatten herausgefunden, daß die Ursache für das Feuer die alten elektrischen Leitungen waren. Zudem hatte sich herausgestellt, daß für den gesamten Hof kein Versicherungsschutz bestand. Die Gesellschaft hatte die Policen gekündigt, nachdem die monatlichen Prämienzahlungen ausgeblieben waren.

      »Das bedeutet das Ende für den Ponyhof«, verkündete Sandra, als sie das Ergebnis der Branduntersuchung schriftlich in den Händen hielt.

      Gemeinsam saßen sie in der großen Küche und beratschlagten. Am meisten Vorwürfe machte sich Markus. Er hatte ja alles notwendige besorgt, um die alten Leitungen zu erneuern.

      »Warum hab’ ich bloß nicht gleich damit angefangen?« fragte er immer wieder.

      »Ich muß mir Vorwürfe machen, Markus, nicht du«, sagte Sandra. »Schließlich hatte ich dir gesagt, daß du bis zum Anfang der nächsten Woche warten solltest. Mensch, du und Stephan, ihr hattet schon soviel geschuftet. Ich fand es einfach unverschämt von mir, euch so auszunutzen. Außerdem hätte das Feuer auch schon vorher ausbrechen können. Also, warum solltest du Schuld sein?«

      Markus konnte es nur zähneknirschend einsehen. Anja, die neben ihm saß, strich ihm tröstend über den Kopf und gab ihm einen Kuß.

      »Sandra hat recht«, meinte sie. »Das hat doch keiner vorhersehen können.«

      Stephan, der auf der anderen Seite Platz genommen hatte, stieß ihn an.

      »Mensch Alter, jetzt mach’ dir bloß keinen Kopf. Irgendwie kriegen wir die Sache wieder in den Griff.«

      »Fragt sich nur wie!«, mischte sich Nina ein. »Du vergißt, daß uns erhebliche finanzielle Mittel fehlen. Wir können von Glück sagen, daß der Chef vom Reiterhof uns mit dem Futter für die Ponys ausgeholfen hat. Doch auch das reicht keine Ewigkeit.«

      »Aber es muß doch irgend einen Weg geben«, rief Stephan. »Es muß!«

      Sandra nahm seine Hand und schüttelte den Kopf.

      »Es hat keinen Sinn, Stephan, der Zug ist abgefahren. Wir hatten eine kleine Chance, aber es hat nicht sollen sein. Morgen rufe ich den Oberlechner an und sag’ ihm daß er den Ponyhof haben kann.«

      »Ja, aber zu seinen Bedingungen«, entgegnete der Student. »Der zieht dich doch glatt über den Tisch.«

      »Abwarten«, konterte Sandra. »Ich kann auch hart sein, wenn’s darauf ankommt.«

      Dabei sah es in ihr ganz anders aus. Am liebsten hätte sie sich in Stephans Arme geflüchtet. Sie war ihm dankbar für die Hilfe, die er ihr in der Woche nach dem Feuer gegeben hatte. Ohne ihn hätte sie das alles wohl gar nicht durchgestanden.

      Resi Angermeier und Hubert Bachmann waren nicht weniger verzweifelt. So wie es nun aussah, waren auch ihre Tage auf dem Ponyhof gezählt. Die beiden Alten hatten aber auch darüber nachgedacht, wie sie den drei Madeln helfen konnten.

      »Der Hubert und ich haben uns was überlegt«, mischte die Magd sich ins Gespräch. »In all den Jahren, die wir hier auf dem Hof sind, haben wir net viel ausgegeben von dem, was wir verdient haben. Es ist schon ein ganzes Stückerl Geld, das wir gespart haben. Also, wir haben uns überlegt, daß wir es euch geben wollen, als Darlehen, damit’s weitergehen kann.«

      Die drei Madeln waren zu Tränen gerührt. Seit dem letzten Sonntag wurde der Ponyhof von einer wahren Hilfswelle überflutet. Der Appell des Pfarrers während seiner Predigt hatte Erfolg gezeigt. Von überall aus der Nachbarschaft kamen nicht nur Hilfsangebote, sondern auch aktive Hilfe in Form von Würsten und Käse, sowie das Futter für die Ponys. Und jetzt dieses Angebot.

      Sandra nahm ihr Taschentuch und wischte sich über das Gesicht. Dann nahm sie die beiden in die Arme.

      »Ich dank’ euch wirklich von Herzen«, sagte sie. »Aber ich fürchte, es reicht net. Die Scheune allein kostet ja…«

      Sie unterbrach sich, weil es draußen auf dem Hof lärmte. Ein Lastwagen bog in die Einfahrt. Dahinter kam ein dunkler Mercedes. Ein Mann stieg auf der Fahrerseite aus, und drüben – Pfarrer Trenker.

      *

      Der Anruf aus der Sägemühle überraschte selbst Sebastian. Martin Ambuscher, der Besitzer, bot seine Hilfe an, indem er dem Ponyhof eine Wagenladung Holz liefern wollte.

      »Ich ruf’ eigentlich nur an, weil ich wissen wollt’, ob die Madeln denn weitermachen«, sagte er. »Das Holz können’s umsonst haben. Ist zwar alles Ausschuß, also, für die Möbelindustrie net mehr zu gebrauchen, aber für eine neue Scheune ist’s allemal gut genug.«

      »Mensch Martin, dein Angebot das könnt’ die Rettung sein«, freute sich der Geistliche. »Unter diesen Umständen müssen die Madeln einfach weitermachen. Vor allem, wenn alle mit anpacken. Weißt’ was, wir fragen gar net erst, sondern überraschen sie einfach. Wann könntest’ denn liefern?«

      »Von mir aus gleich nach dem Mittag«, lautete die Antwort. »Dann fangen wir jetzt mit dem Laden an. Ich bin eh’ froh, wenn ich wieder Platz im Lager hab’.«

      Die Bewohner vom Ponyhof standen wie vom Donner gerührt, als der Fahrer des Lastwagens den Kran betätigte, der das Holz herunterhob.

      »Wo soll’s überhaupt hin?« rief er.

      »Hier, hier drüben«, antwortete Stephan, der die Situation gleich erfaßte.

      Er lief zu der Stelle dicht neben den Trümmern der abgebrannten Scheune. Sandra und ihre Freundinnen schauten mit offenen Mündern zu.

      »Ich… ich versteh’ das alles nicht«, stammelte sie.

      »Das ist doch ganz einfach Schatz«, lachte Stephan und gab ihr einen dicken Kuß. »Das Holz ist Ausschuß, und Pfarrer Trenker scheint den Mann da drüben gut zu kennen – bestimmt steckt er dahinter.«

      »Das stimmt«, nickte der Sägemühlenbesitzer. »Der Appell unseres Geistlichen konnte net ungehört bleiben.«

      Er reichte Sandra die Hand.

      »Ich bin der Ambuscher-Martin. Mir gehört die Sägemühle droben an der Klamm, beim

      Ainringer Wald. Als Bub bin

      ich oft hier gewesen und auf

      den Ponys geritten. Ich möcht’, daß meine Kinder das eines Tages auch wieder können. Darum schenk’ ich Ihnen das

      Holz.«

      Stephan, der neben Sebastian stand, zog den Seelsorger beiseite.

      »Sagen Sie, Hochwürden, auch wenn das alles hier nur Ausschuß ist, wenn der Ambuscher das Holz an die Bauindustrie verkaufen würde, käme doch immer noch ein kleiner Gewinn dabei heraus. Ich schätze mal, daß das Holz immer noch einen Wert von, na, fünfundzwanzigtausend Mark hat.«

      »Fünfunddreißigtausend hat Martin mir gesagt«, verriet der Pfarrer. »Seine Frau ist in anderen Umständen. Sie erwartet Zwillinge, und er möchte wirklich, daß sie später einmal, wie

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