Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Ingrid Rössner rief ihren Mann im Büro an. Ganz aufgeregt klang ihre Stimme.

      »Stell dir vor, Walter, Markus’ Eltern haben sich gemeldet. Sie waren über’s Wochenende verreist und deshalb bekam man dort niemanden ans Telefon. Jetzt eben haben ich mit Frau Reinders gesprochen.«

      »Wissen sie etwas von Stephan?« fragte der Fabrikant zurück.

      »Ja, darum rufe ich doch an. Er macht gemeinsam mit Markus eine Wandertour in den Alpen. Sie haben nur ihre Rucksäcke dabei und etwas Kleingeld.«

      Walter Rössner lachte erleichtert.

      »Na, dieser verrückte Bursche. Hat Frau Reinders denn etwas gesagt, wann die beiden zurückkommen?«

      Einen Moment herrschte Schweigen.

      »Ja«, antwortete Ingrid Rössner dann betreten. »Markus hat seine Rückkehr für die Woche nach Pfingsten angekündigt…«

      »Wieso nur Markus? Und Stephan? Was ist denn? Du klingst so merkwürdig…«

      Stephans Mutter schluchzte.

      »Frau Reinders erzählte, daß unser Junge sich weigert wieder nach Hause zu kommen«, sagte sie, nachdem sie sich ein wenig gefaßt hatte.

      »Was?« fragte der Fabrikant ungläubig. »Na, das wollen wir doch mal sehen. Wo stecken die beiden überhaupt?«

      »Stell’ dir vor, sie sind in St. Johann. Weißt du, wo wir früher öfter mal in Urlaub waren.«

      Walter Rössner erinnerte sich sehr gut. Damals hatte er noch nicht die Fabrik und damit diesen nervenaufreibenden Job am Hals. Oft und gerne war er mit Frau und Sohn in die Berge gefahren, dafür hatte man ja leider keine Zeit mehr. Wenn es ihm wirklich gelang, sich ein paar Tage frei zu machen, dann war er froh, wenn er zu Hause seine Ruhe hatte.

      »In St. Johann also«, sinnierte er. »Weißt du was, wenn der Junge kein Einsehen hat, dann werd’ ich wohl dafür sorgen müssen, daß der Haussegen bei uns wieder gerade hängt. Wir fahren am Wochenende hinüber und ich spreche mich mit Stephan aus.«

      »Weißt du, daß ich dich ganz fürchterlich liebe?« fragte seine Frau mit leiser Stimme. »Du bist der wertvollste Mensch, den ich habe.«

      Walter Rössner spürte einen wohligen Schauer über seinen Rücken laufen. So etwas Schönes hatte seine Frau ihm eine Ewigkeit nicht mehr gesagt. Was hätte er dafür gegeben, sie jetzt in seinen Armen halten zu können!

      »Ich liebe dich auch, Ingrid«, antwortete er mit belegter Stimme.

      *

      Auf dem Ponyhof wurde fleißig gearbeitet. Stephan, der glücklich war sein handwerkliches Geschick endlich einmal unter Beweis stellen zu können, war von früh bis spät mit dem Neubau der Scheune beschäftigt. Er hatte nicht nur die Zeichnungen gemacht, er schnitt auch das Holz zu und teilte die Arbeiter ein. Dank der Fürsprache durch Pfarrer Trenker war der Bauantrag schnell und unbürokratisch genehmigt worden.

      Eine ganze Menge Helfer waren tagtäglich damit beschäftigt, die Scheune aufzubauen. Auch sie kamen, weil ihr Seelsorger in seiner Predigt darum gebeten hatte.

      Resi Angermeier hatte also für viele hungrige Mäuler zu kochen, und es machte ihr riesige Freude.

      »Das ist fast so wie früher, als noch die vielen Feriengäste kamen«, lachte sie, während sie in der Küche stand, und Kraut schnitt, Knödel drehte und ständig für Nachschub an Kaffee, Tee und Kuchen sorgte.

      »Dann ist das ja eine gute Übung«, meinte Stephan, der zwischendurch mal hereinkam und sich ein Glas Milch aus dem Kühlschrank holte. »In einigen Wochen werden die Feriengäste wieder eintrudeln.«

      Dabei freute er sich wie ein Schulbub, und so schaute er auch aus, in den viel zu großen Arbeitshosen, die er irgendwo aufgetrieben hatte und so schmutzig und verschwitzt wie er war.

      Sandra, die Resi beim Kochen half, schaute ihn verliebt an. Sie konnte immer noch nicht fassen, daß das Schicksal ihr diesen Mann geschickt hatte.

      Stephan trank das große Glas in einem Zug leer, dann wischte er sich den weißen Milchbart von den Lippen und gab Sandra einen Kuß.

      »Ich muß wieder«, sagte er in Eile. »Heut’ abend, da feiern wir Richtfest!«

      Die beiden Frauen sahen ihm hinterher.

      »Wie’s scheint, haben sich da noch zwei gefunden«, bemerkte die alte Magd und nickte zum Fenster hinaus.

      Dort standen Markus und Anja eng umschlungen.

      »Nur die Nina scheint net so recht zu wollen…«

      »Wie kommst’ denn darauf?« fragte Sandra neugierig.

      »Ach, ich mach’ mir so meine Gedanken«, erwiderte Resi. »Der Max schaut ja net gerade glücklich drein.«

      »Wirklich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«

      Sie lief ans Fenster und schaute hinaus. Nina Kreuzer stand an der Säge, auch eine Leihgabe vom Ambuscher, wie fast das gesamte Werkzeug, und wartete, bis aus einem Stamm dünne Bretter gesägt waren, die sie dann zu den Arbeitern hinübertrug.

      Nachdenklich sah Sandra ihr zu. Daß der Bruder des Pfarrers auffallend oft auf dem Ponyhof war, hatte sie natürlich bemerkt. Aber offenbar kam er nicht so zum Zuge wie er es gerne gehabt hätte…

      Sandra ahnte nicht, daß sie

      mit ihrer Vermutung goldrichtig lag.

      *

      Auch Sebastian merkte, daß irgend etwas seinen Bruder bedrückte. Bei den Mahlzeiten verhielt er sich äußerst schweigsam und schien seinen Gedanken nachzuhängen.

      »Wie geht’s denn, d’roben am Hof?« erkundigte sich der Geistliche beim Mittagessen.

      Max zuckte die Schulter.

      »Wie soll’s schon gehen?« antwortete er kurz angebunden.

      »Heut’ abend ist Richtfest.«

      »Das weiß ich«, schmunzelte Sebastian. »Schließlich sprech’ ich ja den Segen. Ich mein’, wie steht’s denn mit dir und der Nina. Ich hab’ doch gemerkt, daß du ein Aug’ auf sie geworfen hast.«

      Max ließ einen tiefen Seufzer hören.

      »Net so gut«, bekannte er. »Sie weicht mir irgendwie aus. Dabei geb’ ich mir wirklich alle Mühe.«

      Er schüttelte mutlos den Kopf, und sein Bruder sah ihn mitleidig an. So wie es ausschaute, hatte der fesche Max zum erstenmal wirklichen Liebeskummer!

      Am frühen Abend glich der Ponyhof eher einem Rummelplatz als einem Gestüt. Unzählige Leute liefen herum, eine Musikkapelle spielte, und über dem Gebälk der neuen Scheune hing der Richtkranz, den Frauen von den Nachbarhöfen geflochten hatten.

      Natürlich gab es Essen und Getränke, und

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