Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Einen touristischen Anziehungspunkt zum Beispiel, und mit diesem Schlößchen würde es sogar eine Attraktion haben, denn ihm schwebte etwas ganz Exklusives vor. Etwas, das es noch nicht einmal in der Kreisstadt gab.
Aus Schloß Hubertusbrunn sollte ein Spielcasino werden!
Natürlich würde man ein wenig in die Renovierung investieren müssen, und eine Zufahrt mußte auch her. Aber die Kosten würden in kürzester Zeit wieder hereinkommen.
Sozusagen spielend!
Nur wissen durfte von diesen Plänen vorläufig noch niemand. Es gab eine ganze Menge Leute, die nicht immer mit den Plänen des Bürgermeisters einverstanden waren…
Mit Feuereifer hatte sich Markus Bruckner gleich am Montag morgen an die Arbeit gemacht, und je länger er in den alte Akten blätterte, um so zuversichtlicher wurde er. Ein paar Erkundigungen mußte er noch einziehen, doch vor seinem geistigen Auge sah er schon teure Autos zum Jagdschloß hinausfahren, und elegant gekleidete Damen und Herren an den Spieltischen stehen.
Zufrieden schloß er den Ordner, es war der vorletzte aus dem ganzen Stapel, und griff zum Telefon. Sein Anruf galt dem Amtsgericht in der Kreisstadt. Dort ließ er sich mit dem Rechtspfleger verbinden, der für Erbschaftsangelegenheiten zuständig war.
Es wurde ein sehr langes Telefonat…
*
Sophie Tappert summte fröhlich das Lied mit, das aus dem Radio erklang. Dabei sauste der Putzlappen nur so über Tische und Stühle. Eckbank und Küchenschrank, daß es eine reine Freude war, der Perle des Pfarrhaushalts bei der Arbeit zuzusehen.
Auf dem Herd simmerte derweil der Suppentopf vor sich hin. Zum Mittagessen gab es einen deftigen Eintopf.
Die Haushälterin räumte Lappen und Eimer weg und deckte den Tisch. Es war kurz nach zwölf, und in ein paar Minuten würden Pfarrer Trenker und Max zum Essen kommen.
Sie hatte gerade die Suppe noch einmal abgeschmeckt, als sie die beiden Männer auch schon draußen im Flur hörte.
»Wie geht’s auf dem Ponyhof?« fragte Sebastian seinen Bruder. »Bist’ wieder einmal d’roben gewesen?«
Der Polizeibeamte pustete in seine Suppe und nickte.
»Gestern abend«, erzählte er. »Es geht voran. Der Verlobte von Sandra Haller verseht sich aufs Handwerk.«
»Das freut mich«, sagte der Geistliche. »Im Herbst wollen die beiden ja heiraten. Ich wünsch’ ihnen von ganzem Herzen, daß das Ferienhotel ein Erfolg wird.«
»Na, auf dem Anstetterhof wird man demnächst auch ’was zum Feiern haben«, meinte Max.
»So? Was gibt’s denn da Erfreuliches?«
»Der Markus kommt nach Haus’. Drei Jahr’ war er in Afrika.«
»Was, ist die Zeit schon um?«
Sebastian war erstaunt. Natürlich erinnerte er sich an den jungen Burschen, der es ja auch ihm zu verdanken hatte, daß sein sehnlichster Wunsch, als Entwicklungshelfer zu arbeiten, in Erfüllung gegangen war. Der Seelsorger erinnerte sich noch recht gut an die vielen Gespräche, die er mit Markus’ Vater geführt hatte. Es war nicht leicht gewesen, den Bauern zu überzeugen. Doch letztendlich hatte Josef Anstetter nachgegeben.
»Na, dann wird der Josef sich ja bald aufs Altenteil zurückziehen.«
Max Trenker zuckte die Schulter.
»Ich weiß net«, wandte er ein. »Solang’ der Markus net verheiratet ist, wird er wohl noch net der Bauer werden. Der Alte will doch auch einen Erben.«
Sebastian schmunzelte.
»Also, ich kenn’ da ein junges Madel, das wartet bestimmt schon sehnsüchtig auf Markus’ Rückkehr.«
»Du meinst Michaela Engler? Die Tochter der alten Magd?«
»Natürlich. Die beiden sind doch von Kindesbeinen an füreinander bestimmt.«
»Na, ich weiß net«, unkte der Polizist. »Wenn da man der alte Anstetter mitspielt.«
»Warum sollte er net?« wollte der Pfarrer wissen. »Eine bessere Frau für seinen Sohn kann er sich doch gar net wünschen. Das Madel kennt den Hof, hat alles von der Mutter gelernt. Also, wenn das net die besten Voraussetzungen sind, um Bäuerin zu werden, dann weiß ich auch net!«
*
Die letzten Kilometer mußte Markus Anstetter mit dem Bus zurücklegen. Schon als er auf dem Bahnhof in der Kreisstadt stand und tief die heimische Luft einatmete, spürte er das beglückende Gefühl, wieder zu Hause zu sein.
Langsam schlenderte er zu der Abfahrtstelle hinüber und setzte sich dort auf eine Bank. Er hatte nur eine Reisetasche mit dem Nötigsten bei sich. Sein anderes Gepäck befand sich noch in München auf dem Flughafen. Es sollte in den nächsten Tagen mit einer Spedition gebracht werden.
Die afrikanische Sonne hatte seine Haut dunkel gefärbt. Im Kontrast dazu waren seine blonden Haare beinahe noch heller geworden.
Markus hatte gern auf dem fernen Kontinent gearbeitet. Es war ihm ein Bedürfnis gewesen, sein Wissen und Können weiterzugeben und anderen Menschen damit zu helfen. Unter seiner Leitung waren in Simbabwe, dem früheren Rhodesien, mehrere Projekte entstanden, die in erster Linie dazu dienten, die Bevölkerung anzuleiten, aus eigener Kraft landwirtschaftliche Erzeugnisse anzubauen, zu pflegen und zu ernten, und so von teuren Importen unabhängig zu werden. Hilfe zur Selbsthilfe hieß das Motto, unter dem Markus’ Arbeit geschah.
Es waren drei harte Jahre gewesen, mit vielen Rückschlägen und etlichen Hindernissen, die oftmals bürokratische Ursachen hatten. Doch mit Fleiß und Eifer war es dem jungen Deutschen und seinen einheimischen Helfern gelungen, auch diese zu meistern. Jetzt konnte Markus Anstetter mit Stolz auf seine Zeit in Afrika zurückblicken.
Auf der Fahrt nach St. Johann dachte er daran, wie sehr sich sein Leben jetzt wieder verändern würde. Der Vater wollte sich nun bald zur Ruhe setzen. Erst in seinem letzten Brief war davon die Rede gewesen.
Allerdings erwartete er auch, daß der Sohn sich erst verheiratete, so hatte er es zumindest anklingen lassen. Aber das würde das geringste Problem sein. Markus wußte, daß für ihn keine andere in Frage kam, als die Freundin seiner Jugendzeit. Ob sie die Sehnsucht aus seinen Briefen herausgelesen hatte? So ganz erklärt hatte er sich ihr nie, aber spüren mußte sie doch, daß er sie liebte. Früher waren sie wie Bruder und Schwester gewesen, doch heute würden sich ein Mann und eine Frau gegenüberstehen. Wie würde die erste Begegnung nach so vielen Jahren verlaufen?
Ungeduldig schaute er aus dem Busfenster. In der Ferne konnte er schon die beiden Gipfel der ›Zwillige‹ sehen, den Himmelsspitz und die Wintermaid. Lange würde es nicht mehr dauern, bis sie St. Johann erreichten. Doch für den Heimkehrer konnte es gar nicht schnell genug gehen.
Ob sie ihn wohl von der Haltestelle abholte?
Enttäuschung machte sich auf seinem Gesicht breit, als er aus dem Bus gestiegen war und sich vergeblich umgesehen hatte. Niemand wartete auf ihn. Nicht einmal der Vater.
Einen