Dr. Laurin Classic 39 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Laurin Classic 39 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Laurin Classic

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waren, blickten Antonia an, dann kam sie schnell hinaus in die Halle.

      »Frau Laurin«, sagte sie leise. »Sie haben es gehört?«

      »Was ist geschehen, Monika?« fragte Antonia verwirrt.

      »Papa ist vor drei Tagen tödlich verunglück. In den Dolomiten. Im Urlaub.«

      Antonia war blaß geworden. Ihr fehlten augenblicklich die Worte.

      »Es ist so schrecklich«, sagte nun Schwester Friedel. Sie wischte die Tränen aus den Augen.

      »Wie ist das geschehen?« fragte Antonia erschüttert.

      »Gehen wir in Papas Zimmer«, bat Monika. »Sie sind doch sicher mit einem Anliegen gekommen, Frau Laurin?«

      »Das hat jetzt Zeit«, sagte Antonia. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es tut mir so entsetzlich leid, Monika. Es gibt keine Worte, die mein Mitgefühl ausdrücken könnten.«

      »Die können ja auch nichts ändern«, flüsterte Monika. »Papa kommt nicht mehr wieder, und – ach, es ist alles so schrecklich.«

      »Können wir Ihnen behilflich sein? Haben Sie Sorgen mit einer Vertretung?«

      Monika schüttelte den Kopf. »Das macht Dr. Weigand. Papa kann sich auf ihn verlassen. Deshalb hat er sich doch mal einen Urlaub in seinen geliebten Bergen gegönnt. Nun haben sie ihn behalten. Es ist unfaßbar.«

      »Er ist abgestürzt?« fragte Antonia beklommen.

      Monika nickte. »Das macht ja alles noch unbegreiflicher. Papa war ein geübter Bergsteiger.«

      »Sie dürfen sich jetzt nicht das Herz noch zusätzlich schwermachen, Monika«, sagte Antonia behutsam.

      Da tat sich die Tür auf. Ein junger Mann im weißen Arztkittel erschien.

      »Oh, Verzeihung, Monika«, sagte er überstürzt. »Ich wußte nicht, daß Sie Besuch haben.«

      »Das ist Frau Laurin«, sagte Monika geistesabwesend. »Entschuldigung, ich muß Dr. Weigand vorstellen.« Sie war maßlos verwirrt, und als sie die Hand hob, sah Antonia, daß am Ringfinger ein Verlobungsring blitzte, wie es neuerdings üblich war, mit Brillanten besetzt. Aber Monika war von dem jungen Mann gesiezt worden. Er konnte kaum der Verlobte sein.

      Antonia fand den Arzt sympathisch. Sie reichte ihm die Hand, und um etwas zu sagen, rückte sie mit ihrem Anliegen heraus.

      »Ich kam wegen unserer Zwillinge«, sagte sie. »Sie scheinen eine Mandeloperation nötig zu haben, aber ich wollte die Diagnose eines Facharztes hören.«

      Monika blickte zu Boden. »Wenn Sie Papa vertraut haben, können Sie auch Dr. Weigand Vertrauen schenken, Frau Laurin«, sagte sie. »Ich muß heute nach Bruneck fahren, um die Formalitäten zu regeln. Mein Verlobter begleitet mich. Ja, wir wollten nach Papas Rückkehr heiraten.« Ihre Stimme erstickte in einem leisen Schluchzen.

      Antonia sah, daß Dr. Weigand die Lippen aufeinanderpreßte. Es sah aus, als wolle er das Mädchen in den Arm nehmen, und sein Mienenspiel verriet Empfindungen, die Antonia nachdenklich stimmten.

      »Vielleicht darf ich Sie nach meiner Rückkehr einmal besuchen«, flüsterte Monika. »Entschuldigen Sie, mein Verlobter wartet.«

      Sie verabschiedete sich, auch von Dr. Weigand, mit einem kurzen Händedruck. Ein Ausdruck der Resignation lag über ihrem feinen Gesicht.

      Antonia raffte sich zu ein paar Worten auf. »Es ist ein unglücklicher Augenblick«, murmelte sie, »aber vielleicht könnten Sie sich unsere Zwillinge einmal anschauen, Herr Kollege. Sie werden jetzt allerdings vermutlich überlastet sein.«

      »Am Abend bliebe mir schon eine halbe Stunde Zeit«, erwiderte Dr. Weigand. »Es wäre wohl auch im Sinne meines verehrten Chefs, und ich möchte mich sehr für Ihr Vertrauen bedanken, Frau Laurin.«

      Was bedrückt ihn? überlegte Antonia, als sie heimwärts fuhr, nachdem sie verabredet hatten, daß er am morgigen Abend zu ihnen kommen sollte. Und mit wem war Monika Winterfeld wohl verlobt? Ob Teresa das wußte?

      Teresa hatte Dr. Winterfeld zwar nur dem Namen nach gekannt, aber sie war doch betroffen, als Antonia ihr die Hiobsbotschaft verkündete.

      Über Monikas Verlobung wußte sie auch nichts.

      Doch Sandra Brink, Leon Laurins Schwester, konnte Antonia weiterhelfen, als sie nachmittags kam, um den Zwillingen einen Krankenbesuch zu machen.

      »Ich habe was läuten hören«, sagte sie. »Jürgen Kunow heißt er. Er scheint es nicht so genau zu nehmen mit der Treue.«

      »Es wird viel geschwatzt«, sagte Antonia. »Sie wollten bald heiraten.«

      Wieviel Tragik der Tod dieses Arztes mit sich bringen sollte, wußte Antonia noch nicht, aber sie machte sich unentwegt Gedanken über Dr. Weigand. Sie hatte ein feines Gefühl für bestimmte Regungen und ahnte, daß Monika diesem jungen Arzt mehr bedeutete, als sie wohl annehmen durfte.

      *

      Ahnte Monika es doch? In ihr herrschte ein wildes Durcheinander, das sich noch verschlimmerte, als Jürgen Kunow sagte, er könne sie nicht begleiten.

      Monika sah an ihm vorbei. »Dann werde ich jetzt wohl allein fahren müssen«, murmelte sie.

      »Natürlich nicht. Das würde ich doch nicht zulassen. Wolf begleitet dich. Es ist schon abgemacht. Wir fahren jetzt zu Wolf und holen ihn ab. Du bist doch gar nicht fähig, am Steuer zu sitzen«, sagte Jürgen.

      Ich muß Papa noch einmal sehen, ging es Monika durch den Sinn. So schrecklich es auch sein mag, ich muß ihn sehen.

      Er warf ihr einen schrägen Blick zu. »Ich will dir nicht dreinreden, aber ich glaube, dein Vater hatte Sorgen.«

      Damit hatte er vielleicht nicht unrecht. Monikas Gedanken wanderten jetzt zu Wolf Kunow, und plötzlich fror es sie. Doch da waren sie schon vor dem Haus angelangt, in dem er wohnte, und Jürgen stieg aus. Sie brauchten nicht lange zu warten. Wolf Kunow kam schnell.

      »Paß gut auf meine Kleine auf«, sagte Jürgen.

      Er nahm Monika in den Arm, aber sie zog die Schultern zusammen und wich zurück.

      »Du bist mir doch nicht etwa böse?« fragte Jürgen gekränkt. »Ich muß jetzt wirklich an uns denken, Monika.«

      Es war ihr unerklärlich, aber plötzlich mißtraute sie auch ihm, und zu Wolf hatte sie erst recht kein Vertrauen, aber sie war viel zu hilflos, um sich gegen seine Begleitung zu wehren.

      *

      Antonia Laurin sprach an diesem Abend noch lange mit ihrem Mann über Dr. Winterfeld.

      Leon Laurin hörte nachdenklich zu. »Das klingt ja fast so, als würdest du annehmen, er hätte seinem Leben selbst ein Ende bereitet«, sagte er.

      »Um Gottes willen, Leon!« rief Antonia aus. »Ich kann mir nur nicht erklären, wie ein sportlicher rüstiger Mann, wie es Winterfeld war, in den Bergen verunglückt.«

      »Vielleicht war er nicht mehr gar so rüstig.

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