Dr. Laurin Classic 40 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Laurin Classic 40 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Laurin Classic

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an und lächelten. Sie waren sich einig.

      Über Dr. Petersen konnten sie erst später sprechen, denn für die nächste halbe Stunde wurde Leon von den Kindern belagert. Sie schauten zu, wie er aß und animierten ihn immer wieder, nur ja richtig zu essen.

      Karin, die treue Seele des Hauses, konnte die Kleinen dann endlich mit dem Versprechen ins Bett locken, ihnen noch eine Geschichte zu erzählen.

      »Hoffentlich verkünden sie nun nicht in der Schule, daß sie so lange aufbleiben dürfen«, sagte Leon. »Sonst kommt man zu der Erkenntnis, daß ich nicht gerade der richtige Vertreter für die Elternschaft bin.«

      »Das wäre dir doch nur recht«, neckte ihn Antonia.

      »Ach, weißt du, so ist es auch nicht«, meinte Leon. »Man kann vielleicht doch manches beeinflussen. Übrigens war heute Frau Roth bei mir.«

      Antonia sah ihn überrascht an. »Sind sie nun verheiratet oder nicht?« fragte sie.

      »Natürlich sind sie verheiratet«, erwiderte Leon, »nur weil er unkonventionell aussieht und einen Bart hat, braucht man ihm doch wahrhaftig nicht auch noch eine wilde Ehe anzuhängen. Außerdem ist es heutzutage nichts Besonderes mehr, wenn junge Paare unverheiratet zusammenleben.«

      »Manche sind aber so«, sagte Antonia lächelnd. »Ist sie auch so nett wie er?«

      »Nett und natürlich. Dennoch ein ziemlich schwieriges Kapitel für mich.«

      »Wieso denn das?« fragte Antonia interessiert.

      »Rhesus negativ«, erwiderte er lakonisch.

      »Liebe Güte, aber es ist doch ihr erstes Kind«, sagte Antonia. »Da wäre wohl eigentlich nichts zu befürchten.«

      »Wenn sie nur nicht schon mal eine Fehlgeburt gehabt hat«, sagte Leon nachdenklich. »Man kann ja nicht wissen. Ich werde sie fragen müssen. Du weißt ja selbst, daß die eigentliche Gefahr erst bei dem zweiten Kind gegeben ist, gleich, ob ein erstes ausgetragen wurde oder nicht.«

      »Dann wollen wir hoffen, daß dies nicht der Fall ist«, sagte Antonia. »Und nun erzähl mal von Dr. Petersen.«

      »Ja, was soll ich da schon sagen, Antonia. Wir haben Glück gehabt. Er kann mehr, als ich erhofft habe. Eigentlich wäre er der geborene Chefarzt. Sicher in der Diagnose, jeder Situation gewachsen.«

      »Soll das etwa heißen, daß du dich zur Ruhe setzen willst?« scherzte Antonia.

      »Nein, weiß Gott nicht, aber es bleibt zu fürchten, daß er uns nicht lange erhalten bleibt.«

      »Oh, ich weiß nicht. Ich glaube nicht, daß er unbedingt Karriere machen will. Er sucht Ruhe.«

      »Schön wäre es ja. Ich hoffe auch, daß wir ihm mit dem hübschen Haus die Stellung schmackhaft gemacht haben.«

      *

      Dieses Haus betrat Dr. Petersen erst gegen elf Uhr abends. Er hatte noch gewissenhaft die Krankenberichte zweier Patientinnen studiert, die an diesem Tag eingeliefert worden waren, und danach hatte er sich mit Dr. Thiele unterhalten, der in dieser Nacht Dienst tat. Es hatte sich ganz von selbst ergeben, weil sie sich beide Gedanken über Frau Wenniger machten, der ein Eierstock entfernt werden sollte und die aus diesem Grunde unter schweren seelischen Depressionen litt.

      Sie war gerade erst siebenundzwanzig Jahre alt geworden und wünschte sich sehnlichst Kinder.

      Seit ihr Mann sie in die Klinik gebracht hatte, weinte sie unaufhörlich. Dr. Petersen hatte sie endlich beruhigen können. Sie war eingeschlafen.

      »Dafür gebührt Ihnen ein Orden«, sagte Dr. Thiele. »Das hat nicht mal der Chef fertiggebracht. Wie ist es Ihnen gelungen, Kollege?«

      »Ich habe ihr eindringlich gesagt, daß sie die Hoffnung auf ein Kind nicht aufgeben müßte.«

      »Das ist augenblicklich aber nur ein frommer Wunsch. Wir wissen noch nicht, ob der zweite Eierstock auch zu retten ist«, sagte Dr. Thiele skeptisch.

      »Aber was nützt es, wenn sie völlig verzweifelt an diese Operation herangeht? Sie braucht jetzt ihre ganze Widerstandskraft und einen eisernen Lebenswillen. Manche Leiden kann man nicht mit einer Operation heilen.«

      Natürlich mußte ihm Dr. Thiele recht geben, nur hätte er soviel Einfühlungsvermögen bei dem anderen nicht vorausgesetzt. Doch nach diesem Gespräch ahnte er bereits, daß man wohl noch manche Überraschung mit ihm erleben würde.

      Nun betrat Dr. Petersen das hübsche Haus, das dicht am Wald gelegen war. Als er durch den Garten gegangen war, hatte er gedacht, daß Ronald sich hier wohl fühlen müßte. Immer fühlte er sich beklommen, wenn er an seinen kleinen Sohn dachte, den er so selten gesehen hatte. Er empfand auch ein Schuldbewußtsein seiner Schwester Birgit gegenüber, die Ronald nun schon von Geburt an betreute.

      Endlich konnte er sie nun beide zu sich holen, und doch bedrückte es ihn, daß er nicht vollends glücklich bei dem Gedanken war.

      Als er Ronald zum ersten Mal im Arm gehalten hatte, war der einzige Gedanke gewesen, daß sein Leben das Leben seiner Mutter gekostet hatte. Darüber war Lars Petersen bis heute nicht hinweggekommen.

      Als er nun den hellen Wohnraum betrat, fiel sein erster Blick auf die Fotografie, die auf einem niedrigen Schränkchen stand.

      Ein anmutiges Gesicht blickte ihn an.

      Seine Finger schlossen sich so fest um den schmalen Silberrahmen, daß sie ganz weiß wurden.

      »Malita«, flüsterte er, »warum hast du mich verlassen?«

      Die Jahre, die seit ihrem Tode vergangen waren, hatten den Schmerz nicht verlöschen lassen. Wie sehr hatte er dieses junge Geschöpf geliebt, das nur für so kurze Zeit eine glückliche Frau sein konnte. Seine Frau, Ronalds Mutter!

      Wie ähnlich ihr der Junge war! Wie sollte er es nur ertragen, ihn Tag für Tag zu sehen und immer an Malita dabei zu denken?

      Er mußte damit fertig werden. Der Junge brauchte ihn. Er konnte nicht alles Birgit überlassen. Sie war jung. Sie hatte ein Recht auf ein eigenes Leben. Auch ein Recht auf eigene Kinder.

      Wir werden jetzt eine Heimat haben, ging es ihm durch den Sinn, ein schönes, ein friedliches Haus. Hier gab es Menschen, die Ronald wegen seiner etwas dunkleren Hautfarbe nicht als Fremdling betrachten würden.

      Er liebte sein Kind. Er wollte es um sich haben. Ronald war Malitas Vermächtnis, alles, was von ihr geblieben war, außer der Erinnerung an eine unendlich glückliche, doch viel zu kurze Ehe.

      Jetzt verspürte Lars Petersen das brennende Verlangen, mit seiner Schwester zu sprechen. Selbst auf die Gefahr hin, sie aus dem Bett zu holen, rief er sie an.

      *

      Birgit Petersen hatte leise den Hörer aufgelegt und wollte in ihr Zimmer zurückgehen. Auch sie empfand eine tiefe innige Freude, nun bald bei ihrem Bruder sein zu können. Es hatte sie froh gestimmt, daß Lars ihr mit so liebevollen Worten gesagt hatte, wie sehr er sich auf ein Wiedersehen freute.

      »Biggi«, tönte ein Flüsterstimmchen an ihr Ohr, als sie den schmalen Gang der kleinen Wohnung entlangging.

      Schnell

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