Sophienlust 310 – Familienroman. Bettina Clausen

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Sophienlust 310 – Familienroman - Bettina Clausen Sophienlust

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Das sieht nach allem anderen aus, bloß nicht nach einem Kinderheim, dachte er.

      »Frau von Schoenecker erwartet Sie schon«, sagte die Kinderschwester und führte Eric in ein stilecht eingerichtetes Biedermeierzimmer.

      Eric stand Denise von Schoenecker gegenüber, einer schönen Frau mit dunkel gelocktem Haar, genau wie ihr Sohn Nick.

      »Bitte, nehmen Sie doch Platz, Herr Peters.« Denise setzte sich ihm gegenüber. »Schwester Regine hat mir von Ihrem Problem erzählt.«

      Eric beschrieb seine Lage von dem Tag an, in dem er nach Hause gekommen war. Dass er einen Abschiedsbrief seiner Frau vorgefunden und seine Tochter im Krankenhaus wiedergesehen hatte. »Um es gleich vorwegzunehmen, Frau von Schoenecker, ich möchte Doris nicht für immer bei Ihnen lassen. Denn sicher gibt es Kinder, die Ihre Hilfe dringender brauchen als meine Tochter. Ich denke daran, so eine Art Erzieherin oder Kindermädchen zu suchen. Jemand, der sich um Doris kümmert, während ich auf See bin.«

      Denise von Schoenecker nickte. »Vielleicht kann ich Ihnen dabei helfen, ich werde mich einmal umhören. Und bis Sie die richtige Aufsichtsperson gefunden haben, lassen Sie Doris bei uns.«

      »Vielen Dank, Frau von Schoenecker.« Eric atmete erleichtert auf. Vor Freude hätte er Denise am liebsten einen Handkuss gegeben.

      Aber da war Denise schon aufgestanden und schlug vor, ihm das Heim zu zeigen.

      »Ist es so ruhig, weil die Kinder in der Schule sind?«, fragte Eric.

      »Ja«, bestätigte Denise lachend. »Nachmittags ist hier manchmal der Teufel los.« Sie zeigte ihm zuerst die Räume im Parterre, dann die Schlafzimmer der Kinder im ersten Stock. Dann wurde sie am Telefon verlangt und musste den Rest der Führung Schwester Regine überlassen.

      Diese machte es umso ausführlicher. Sogar ein Stück vom Park zeigte sie Eric.

      »Wollten wir den ganzen Park abgehen, bräuchten wir mindestens eine Stunde«, erklärte sie, Eric blieb stehen. »Ich muss sagen, ich bin stark beeindruckt. Nach Heidis Schilderung habe ich mir unter Sophienlust schon etwas Besonderes vorgestellt, aber dass es so schön ist, hätte ich nicht gedacht.« Er musste über sich selbst lachen. »Dabei hatte ich Angst, Doris in ein Heim zu geben. Aber woher hätte ich auch wissen sollen, dass es so etwas hier gibt?«

      Schwester Regine schmunzelte. Seine ehrliche Begeisterung gefiel ihr, obwohl es noch keinen gegeben hatte, der von Sophienlust nicht begeistert gewesen war. »Wann wird Doris aus dem Krankenhaus entlassen?«

      »Übermorgen.« Eric blieb stehen. »Aber ich möchte sie bei mir behalten, solange ich Urlaub habe.«

      »Ja, natürlich.« Schwester Regine deutete über die Wiesen. »Dort hinten sind die Pferdekoppeln. Ein paar von den Kindern – natürlich gehört Nick dazu – sind schon ausgezeichnete Reiter.«

      Zurückgekommen zum Haus, lernte Eric Else Rennert, die Heimleiterin, kennen.

      »Herr Peters ist der Vater von Doris, die mit Heidi im Krankenhaus liegt«, erklärte Schwester Regine. »Er bringt uns seine Tochter in vierzehn Tagen.«

      *

      Der Tag, an dem Doris entlassen wurde, war herangekommen. Punkt acht Uhr betrat Eric das Krankenhaus.

      Doris saß fertig angezogen neben ihrem Köfferchen.

      »Endlich«, rief sie und sprang vom Stuhl auf.

      Eric verabschiedete sich von den anderen Mädchen.

      »Bringst du Doris nach Sophienlust?«, wollte Heidi wissen.

      »Ja, in zwei Wochen. Wann darfst du denn nach Hause?«

      »Morgen.« Fragend schaute Heidi zu Ingrid.

      Das ältere Mädchen nickte. »Es stimmt schon. Morgen darfst du nach Hause.«

      »Dann sehen wir uns ja bald in Sophienlust«, sagte Eric. »Bis bald, Heidi.«

      »Wiedersehen!« Heidi winkte und schluckte. Als die Tür hinter Doris ins Schloss fiel, sprang Heidi aus dem Bett und lief zum Fenster.

      »Du kannst sie nicht sehen«, sagte Ingrid. »Unser Fenster geht nicht auf die Straße.«

      »Schade«, maulte Heidi und kroch zurück ins Bett.

      »Müssen wir mit dem Bus fahren, Vati?«, fragte währenddessen Doris.

      »Nein, wir haben ein Auto.« Eric blieb stehen und suchte nach seinem Schlüssel.

      »Das schöne Rote hier?«, fragte Doris. Rot war ihre Lieblingsfarbe.

      Eric nickte und stellte das Köfferchen auf den Rücksitz.

      »Haben wir das morgen auch noch, Vati?«

      »Solange ich da bin, haben wir es.«

      »Toll!« Doris kletterte auf den Rücksitz. »Damit können wir ja jeden Tag spazieren fahren.«

      »Das machen wir auch.« Eric hatte sich vorgenommen, Doris in diesen vierzehn Tagen jeden Wunsch zu erfüllen. Er sah sie ohnehin viel zu selten. »Warst du in Sophienlust, Vati?«

      »Ja, und es ist wunderschön dort.« Er beschrieb das Haus und den Park.

      »Hast du auch Schneeröschen und …, nein … Jetzt habe ich vergessen, wie sie heißen.«

      »Wie wer heißt?«

      »Heidis Kaninchen.« Doris überlegte, aber die beiden Namen wollten ihr nicht einfallen.

      »Also, Kaninchen habe ich keine gesehen«, sagte der Vater.

      »Vielleicht sind sie krank, die Armen.«

      »Das glaube ich nicht. Bestimmt waren sie im Stall.«

      »Wohnen Kaninchen in einem Stall, Vati?«

      »Ja, als ich noch ein Junge war, hatten wir auch Kaninchen.«

      »Wirklich?«, fragte Doris begeistert. »Und was haben die gemacht?«

      Eric überlegte. »Nichts. Sie waren im Stall, bis wir sie geschlachtet haben.«

      Doris stieß einen Schrei aus, sodass Eric auf die Bremse trat. »Was ist?«

      Mit großen, entrüsteten Augen schaute Doris ihn an. »Ihr habt die Kaninchen geschlachtet?« Ihre Augen wurden feucht. »Warum habt ihr sie geschlachtet?«

      »Um sie zu …«, zu essen, hatte er sagen wollen. Doch Doris’ Entsetzen verschloss ihm den Mund. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie man mit Kindern umgeht, dachte er. »Vergiss es«, murmelte er.

      Aber so schnell konnte Doris das nicht vergessen.

      »Heidi würde so etwas nicht tun!«, sagte sie anklagend.

      »Natürlich nicht. So etwas tut man ja auch nicht.« Eric versuchte sich an die Kaninchen in seiner Kinderzeit zu erinnern. Dabei fiel ihm ein, dass er geheult hatte, als es zu Ostern Kaninchenbraten gegeben

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