Familie Dr. Norden Classic 40 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Sie hätte Bescheid gesagt, so ist sie nicht, daß sie uns einfach sitzenläßt. Und sie geht gern in die Oper.«
Uschi wählte schon Dr. Nordens Nummer und wurde blaß, als Wendy ihr sagte, daß Melissa gar nicht gekommen sei.
»Wir wissen auch nicht, was los ist«, stammelte sie, »hoffentlich ist ihr nichts passiert, es ist immer noch stellenweise Glatteis.«
Sie zitterte, als sie den Hörer auflegte. »Ruf du doch mal bei Till an, ich mache das nicht gern«, flüsterte sie. »Es ist nicht Melissas Art, bestimmt ist etwas nicht in Ordnung.«
Er tat ihr den Gefallen, und suchte Tills Nummer heraus. »Es ist das Besetzzeichen«, erklärte er. Er konnte nicht ahnen, daß Till das Telefon beiseitegelegt hatte, als Simone bei ihm war, um nicht gestört zu werden.
Die Zeit verrann, Melissa kam nicht. Es wäre Zeit gewesen, zur Oper zu fahren, aber daran dachten die besorgten Eltern schon nicht mehr. Sie hatten im Büro angerufen, dann wieder versucht, Till zu erreichen, jetzt kam bei ihm das Freizeichen, aber er meldete sich nicht, sondern sein Anrufbeantworter.
»Es ist etwas passiert, Frank, ich habe solche Angst«, sagte Uschi bebend. Er bekam es jetzt auch mit der Angst.
»Ich werde bei der Polizei anrufen, ob ein Unfall gemeldet ist«, sagte er heiser.
Als er zum Telefon greifen wollte, läutete es. Es war Dr. Norden.
»Bitte nicht gleich erschrecken«, sagte er gepreßt. »Ich habe gerade die Nachricht bekommen, daß Melissa einen Unfall hatte. Sie wurde ins Klinikum gebracht. Ich fahre gleich hin.«
»Wir kommen natürlich auch. Wo können wir Sie treffen?«
»Ich weiß bisher nur, daß Dr. Lindenhoff zuständig ist.«
»Ist es schlimm?« fragte Frank Vollmer tonlos.
»Ich weiß noch gar nichts. Wir sehen uns.«
*
»Warum hast du ihm nicht gesagt, daß sie eine Gehirnerschütterung hat?« fragte Fee Norden, als Daniel das Gespräch beendet hatte.
»Was soll ich lange reden? Sie werden kommen und hören, daß sie bewußtlos ist. Sie muß schwer gestürzt sein, wenn die Bewußtlosigkeit so lange anhält. Wieso ist sie nicht zu der Impfung gekommen, sondern am anderen Ende der Stadt gefunden worden?«
»In Bogenhausen wohnt doch ihr Verlobter, vielleicht wollte sie zu ihm«, meinte Fee.
»Sie ist immer so gewissenhaft. Irgend etwas paßt da nicht zusammen, das sagt mir mein Gefühl. Ich fahre jetzt, hoffentlich ist es nicht so schlimm.«
»Wieso hat man erst dich und nicht ihre Eltern angerufen?«
»Sie hatte meine Karte in der Jackentasche. Bis bald, mein Schatz.«
»Fahr vorsichtig, Daniel.«
Fee blickte ihm nach und blieb noch eine Zeit am Fenster stehen. Anneka kam herein und schmiegte sich an ihn.
»Was ist denn mit Melissa?« fragte sie ängstlich.
»Sie hatte einen Unfall und ist jetzt im Klinikum. Ich weiß auch nicht, was passiert ist, Kleines.«
»Sie ist immer so nett, und sie wollte mir den Rittberger beibringen. Sie kann ja so gut eislaufen, Mami.«
Anneka hatte durch Melissa ihre Liebe zu diesem Sport auch richtig entdeckt und sehr gute Fortschritte gemacht. Sonst war sie nämlich gar nicht so sportbegeistert, und Fee war froh, daß sie jetzt so eifrig dabei war.
»Du hast Melissa sehr gern«, sagte sie weich.
»Ja, sehr, aber Herrn Herder mag ich nicht so sehr. Er mag wohl auch keine Kinder.«
»Ach, weißt du, das kommt bei Männern oft erst später.«
»Kam es bei Papi auch erst später?«
»Nein, das ist was anderes, er hat doch als Arzt immer schon mit Kindern zu tun gehabt.«
»Er ist auch ein sehr lieber Papi, andere Väter sind manchmal gar nicht lieb. Gabis Vater haut zu, das darf er doch eigentlich nicht.«
»Es ist nicht richtig, wenn man Kinder schlägt. Leider sind die Menschen verschieden und Väter auch. Manchmal sind auch Mütter nicht gerade lieb mit ihren Kindern.«
Sie nahm Anneka bei der Hand und ging mit ihr nach oben zu den Zwillingen, die schon im Bett waren.
»Ist Papi noch mal weg?« fragte Dési schläfrig.
»Warum denn wieder?« fragte Jan.
»Es war ein Unfall, aber ihr sollt jetzt schlafen.«
»Sing uns noch was vor, Mami«, baten beide gleichzeitig.
»Von den vierzehn Englein«, flüsterte Désiree.
Zuerst wollte Fees Stimme nicht richtig gehorchen, dann ging es doch ganz gut. Alle drei lauschten andächtig, und beim letzten Ton schliefen sie schon.
»Du kannst so schön singen, Mami«, sagte Anneka bewundernd.
»Du doch auch«, meinte Fee lächelnd. »Du bist nur zu schüchtern, und das müßte nicht sein.«
»Aber es wär’ dir nicht recht, wenn ich so frech wäre wie Tina«, meinte sie schließlich.
»Das stimmt allerdings.«
»Sie ist aber auch nicht beliebt. Sie darf zu Hause alles, das ist nicht gut.«
»Nein, das ist nicht gut. Erwachsene sollten wissen, wo die Grenzen sind, und das müssen Kinder eben auch lernen. Wenn Tina der Lehrerin die Zunge rausstreckt und Schimpfwörter sagt, ist das sehr ungezogen.«
»Aber ihre Mutter hat zu Frau Breitner gesagt, daß sie keinen Humor hat und so was viel zu ernst nimmt. Da war Frau Breitner erst recht sauer. Sie ist die netteste Lehrerin, die darf man doch nicht vergraulen.«
Durch dieses Gespräch war Fee für kurze Zeit von ihren Gedanken über Melissa abgelenkt. Anneka ging dann doch zu Bett, und für Fee begann das Warten auf Daniel.
Er hatte Uschi und Frank Vollmer bei Dr. Lindenhoff getroffen. Dessen Sohn Manuel könnte Daniel Norden als sehr guten Psychologen. Nun lernte er auch den Vater kennen, der sicher an die sechzig Jahre sein mochte, aber sehr viel jünger wirkte. Daniel war er sofort sympathisch, während das Ehepaar Vollmer ihn ängstlich ansahen.
»Ich kann bisher nur sagen, daß die Patientin eine mittelschwere Rückenprellung und Gehirnerschütterung hat. Am linken Arm hat sie Druckstellen, so daß angenommen werden kann, daß sie festgehalten wurde. Es wurde mir auch mitgeteilt, daß zwei Zeugen eine Auseinandersetzung hörten, aber nur wenig verstanden und auch nicht viel sehen konnten. Darüber kann Ihnen die Polizei sicher besser Auskunft geben. Es ist nicht auszuschließen, daß Ihre Tochter einen psychischen Schock erlitten hat, der diese lange Bewußtlosigkeit auslöste. Sie wird jetzt