Familie Dr. Norden Classic 40 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Classic 40 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden Classic

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hatte, wußte er doch, daß es besser war, sich Simone nicht zum Feind zu machen.

      Ihr Blick verriet allerdings nichts Gutes und war ihm erst recht eine Warnung. Ein Taxi kam gleich, und als er sich hineinsetzte, hatte er schon wieder ein ungutes Gefühl. Es regten sich immer stärkere Gewissensbisse, und seine bangen Ahnungen sollten sich schon bewahrheiten, als er am Ziel aus dem Taxi stieg. Vor dem Eingang zu dem Hochhaus standen zwei Polizisten.

      Sie fragten höflich nach seinem Namen, und ihm fiel es sehr schwer, die Fassung zu bewahren.

      »Was ist denn passiert?« tat er unwissend und meinte, man müsse ihm die Unsicherheit vom Gesicht ablesen können.

      Die Polizisten merkten, daß er getrunken hatte.

      »Inspektor Scholtz wird mit Ihnen sprechen«, wurde ihm erklärt.

      Jetzt hatte er ein ganz flaues Gefühl im Magen. »Ich war den ganzen Abend unterwegs. Sie können mir doch wenigstens sagen, worum es sich handelt.«

      »Um einen Unfall.«

      Er sagte wenigstens Unfall, Till nahm sich zusammen. »Ich kann dazu leider nichts sagen, weil ich nicht hier war«, erklärte er.

      Inspektor Scholtz gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden, und Till erfuhr nun, daß es um Melissa ging, was er natürlich wußte. Aber es wurde ihm sehr unbehaglich, als der Inspektor sagte, daß es zwischen ihr und ihrem Angreifer anscheinend zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen war.

      »Das würde ich schon gern genauer wissen, denn schließlich bin ich mit Melissa seit langem befreundet. Warum sie allerdings hier war, weiß ich nicht, denn verabredet waren wir nicht. Es muß ein spontaner Einfall von ihr gewesen sein. Wo befindet sie sich jetzt? Ich möchte mich natürlich um sie kümmern.«

      »Das müssen Sie mit den Eltern ausmachen. Vorerst dürfen nur diese zu ihr.«

      Mit Grausen dachte Till daran, was er ihnen auftischen sollte, denn er mußte sich auch sagen, daß es ihn in ein ganz schlechtes Licht rücken würde, wenn er sich gar nicht meldete. Insgeheim verfluchte er seine Schwäche, sich mit Simone eingelassen zu haben.

      Er konnte in Teufels Küche geraten, wenn jemand ihn und Simone gesehen und seinen Streit mit Melisa beobachtet hatte. Wie sollte er sich aus der Affäre ziehen?

      Frank Vollmer war ein hoher Staatsbeamter mit beträchtlichem Einfluß. Melissa war Redaktionsassistentin und ihr Chef würde bestimmt interessiert sein, diesen mysteriösen Unfall zu klären.

      Es war ein Unfall, wenn er auch durch eine Situation zustandekam, die zu seinen Ungunsten sprach, Till wußte das. Er konnte wieder ganz klar denken. Aber gegen ihn sprach, daß er Melissa nicht geholfen hatte, daß er nicht den Notarzt verständigte, daß er sie einfach liegenließ, weil Simone ihn dazu überredete.

      Es war ihm nicht gesagt worden, wer Erst Hilfe geleistet hatte. Inspektor Scholtz hatte sich sehr reserviert gehalten, das war Till auch aufgefallen. Er war nicht gewissenlos, nur besorgt um seine Existenz. Er war Simone ausgeliefert, denn ihm war längst klar, daß sie skrupellos ihre eigenen Ziele verfolgte.

      Er konnte nicht schlafen, stand auf und trank einen doppelten Whisky, aber ihm wurde erst recht schlecht. Schließlich war er froh, als die Nacht zu Ende war, aber er mußte sich gedulden, bis es soweit war, daß er das Ehepaar Vollmer anrufen konnte.

      Er mußte das reiflich überlegen, jedes Wort, das er sagte, denn er konnte nicht einfach so tun, als wüßte er nichts von diesem Zwischenfall, nachdem er von Scholtz unterrichtet worden war. Er konnte allerdings auch nicht ahnen, daß der Inspektor bereits um neun Uhr ein Gespräch mit Uschi und Frank Vollmer hatte.

      Sie hatten schlecht geschlafen, was nicht verwunderlich war. Frank hatte früh bei der Polizei angerufen, daß er auch wissen wollte, was mit Melissas Auto und ihren Sachen, die sich darin befanden, geschehen war. Er wurde an Inspektor Scholtz verwiesen, und der bat um ein persönliches Gespräch. Ihnen war es nur recht, daß es schon früh stattfinden sollte, denn sie wollten bald wieder in der Klinik sein.

      Sie erfuhren von Inspektor Scholtz, daß der Wagen mit seinem Inhalt sichergestellt wurde und noch auf Fingerabdrücke untersucht werden sollte. Er sagte ihnen auch, daß der Mann, der Melissa gefunden hatte, Kai Erlander hieß und im selben Hochhaus wohnte wie Till Herder.

      »Haben Sie mit ihm gesprochen?« fragte Frank Vollmer.

      »Das werde ich nach dem Gespräch mit Ihnen tun. Aber ich habe gestern abend noch Herrn Herder gesprochen. Er behauptet, den ganzen Abend unterwegs und nicht mit Ihrer Tochter verabredet gewesen zu sein. Er machte einen ziemlich verwirrten Eindruck, hatte aber auch anscheinend einiges getrunken.«

      »Er hatte sich noch nicht bei uns gemeldet, allerdings sind wir über diese Verbindung auch nicht so ganz glücklich und haben uns reserviert verhalten«, erklärte Frank.

      »Aus der Afrikareise wird nun ja nichts«, warf Uschi ein. »Wir möchten uns gern bei Herrn Erlander bedanken, daß er Melissa geholfen hat. Wären Sie so freundlich, uns seine Adresse zu geben?«

      »Ich werde mit ihm sprechen und ihm sagen, daß er sich mit Ihnen in Verbindung setzen soll.«

      Uschi und Frank Vollmer fuhren zum Klinikum, nachdem sich Inspektor Scholtz verabschiedet hatte, und er fuhr zu seiner Verabredung mit Kai Erlander. Da sollte er allerdings ein paar Einzelheiten erfahren, die sehr interessant waren.

      Kai Erlander war trotz seiner erst dreißig Lebensjahre eine Persönlichkeit, wie Inspektor Scholtz feststellen konnte.

      Er beeindruckte durch seine Ruhe und Sachlichkeit, redete nicht lange herum, sondern erklärte unmißverständlich, was er zu sagen hatte.

      »Da ich im selben Haus wohne, kenne ich Herder vom Sehen, wir haben auch schon mal ein paar Worte gewechselt. Ich habe ihn erkannt, als er mit der jungen Dame sprach. Er war nicht allein, sondern war mit einer anderen Frau aus dem Haus gekommen.«

      »Von wo aus konnten Sie das sehen?« fragte Inspektor Scholtz.

      »Von meinem Wagen aus. Es ist ein Kombiwagen, und ich war vollbeladen gekommen. Eine Großtante von mir ist kürzlich gestorben und hat mir ein paar schöne, antike Kleinmöbel hinterlassen, die hatte ich abgeholt.«

      »Sie hörten also einen Streit?«

      »Es war ein erregter Wortwechsel, deutlich zu verstehen war er nicht. Erst als sich Herder mit seiner Begleiterin entfernte, hörte ich, daß sie ihn bedrängte, schnell wegzufahren. Sein Auto stand nicht weit von meinem Parkplatz. Ich hatte schon gefürchtet, daß sie mich gesehen hätten, aber das war wohl nicht der Fall. Sie sagte, daß jemand sie schon finden würde, und das machte mich stutzig. Als sie abgefahren waren, zwang mich eine Eingebung, zu der Stelle zu gehen, an der ich die junge Dame dann tatsächlich fand. Ich habe sofort den Notarzt verständigt. Später habe ich darüber nachgedacht, warum Herder nichts dergleichen unternahm, das wäre doch seine Pflicht gewesen. Ich erkannte in der Verletzten jene junge Dame, mit der ich ihn früher schon mal gesehen hatte. Ihren Namen wußte ich allerdings nicht.«

      »Melissa Vollmers Eltern möchten sich gern persönlich bei Ihnen bedanken, daß Sie ihrer Tochter geholfen haben. Es dürfte für das Ehepaar auch interessant sein zu erfahren, was Sie beobachtet haben, da Herr Herder so gut wie verlobt war mit ihrer Tochter.«

      »Ich rede nicht gern darüber, aber von Treue scheint er nicht viel zu halten«, sagte Kai spöttisch,

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