Dr. Norden Classic 42 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Als Vater und Tochter auf die Terrasse traten, saß der Rest der Familie schon um den Esstisch herum und ließ sich das marinierte Gemüse schmecken, das Lenni als Vorspeise zubereitet hatte.
»Da seid ihr ja endlich«, begrüßte Fee die beiden und rückte ein Stück zur Seite. »Wir haben euch gerufen, aber ihr habt nicht gehört.«
»Wir hatten etwas zu besprechen«, erklärte Daniel vielsagend und zwinkerte seiner Tochter zu.
Tatjana lag eine Frage auf der Zunge, aber sie beherrschte sich. Sie wusste, dass sie das Vertrauen der Familie besaß. Früher oder später würde sie erfahren, was Dési bedrückte. Deshalb erzählte sie von dem, was sich an diesem Vormittag bei ihr in der Arbeit ereignet hatte.
»Frau Bärwald hat heute einen Anruf von einer Nachbarin ihrer Mutter bekommen«, berichtete sie und hielt Danny ihren Teller hin, damit er ihr noch eine Portion Gemüse geben konnte. »Ihre Mama hat irgendein gesundheitliches Problem. Leider hat sie sich heute nicht mehr gemeldet, sodass ich keine Ahnung hab, was eigentlich los ist.«
»Heißt das, du bist morgen auch allein in der Bäckerei?«, erkundigte sich Danny alarmiert.
»Keine Panik, das schaffe ich schon«, versuchte Tatjana, ihren Freund zu beruhigen.
»Wenn du willst, kann ich dir nach der Schule gern wieder helfen«, bot Dési ohne Zögern an. Auch Anneka und Felix wollten helfen.
Doch all das konnte Danny nicht beruhigen.
»Ich weiß, dass du alles kannst«, murrte er unwillig und nahm sich eines von den Alufolien-Päckchen, die Felix ihm auf einer Platte vor die Nase hielt. Er legte es auf seinen Teller und öffnete es vorsichtig. »Autsch, ist das heiß!« Er hatte sich prompt die Fingerspitzen verbrannt. Doch der köstliche Duft nach Fisch, Knoblauch und Kräutern, der dem Inneren entströmte, ließ die Schmerzen schnell vergessen sein. »Lenni, du hast dich mal wieder selbst übertroffen mit dieser Forelle.«
»Wenn ich nach so vielen Jahren immer noch nicht kochen könnte, würde ich mir wahrhaft Sorgen machen«, quittierte sie das Lob mit einem schnoddrigen Spruch. Bis auf den heutigen Tag konnte sie nicht recht mit Anerkennung umgehen und versteckte ihre Freude, so gut es ging.
Doch Dannys Gedanken waren inzwischen ohnehin weitergewandert.
Er schickte seiner Freundin einen besorgten Blick.
»Hoffentlich kommt Hilde bald zurück. Ich brauche nämlich deine moralische Unterstützung. Jetzt so dringen wie nie zuvor«, sprach er laut die Gedanken aus, die ihn bewegten.
Ungerührt befreite Tatjana ihre Forelle von den Gräten.
»Ich wusste, dass das schwierig wird … du und deine Doktorarbeit, ich mit meiner Ausbildung zur Bäckerin und Konditorin …«
»Wer weiß, vielleicht ist das auch die Chance für euer junges Glück, und die Liebe bleibt auf diese Art und Weise noch länger frisch«, platzte Felix frech dazwischen und lockerte das allzu ernste Gespräch mit seiner anzüglichen Bemerkungen wenigstens ein bisschen auf. »Ich hab irgendwo gelesen, dass Alltag der Liebes-Killer Nummer Eins ist.«
»Das sagt ein Mann, der sich perfekt in Liebesdingen auskennt«, spottete Danny und zog eine Gräte aus dem Mund.
»Moment mal, nur weil ich keine Lust auf halbe Sachen habe wie mit Elena bin ich noch lange nicht beziehungsunfähig«, erwiderte Felix ungerührt und streckte die Hand nach der Schüssel Kartoffelsalat aus, die sich bereits bedenklich geleert hatte.
Der Tonfall zwischen den Brüdern war ein wenig gereizt, sodass es Fee vorzog, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
»Du willst also wirklich anfangen mit der Doktorarbeit?«, erkundigte sie sich interessiert bei ihrem ältesten Sohn.
Seit Danny nach seinem Studium als Juniorarzt in die Praxis Dr. Norden eingestiegen war, stand dieses Thema im Raum. Manche Patienten störten sich am fehlenden Doktortitel, andere nahmen es noch nicht einmal zur Kenntnis. Mangels eines geeigneten Themas hatte Danny dieses Vorhaben immer wieder beiseite geschoben. Der abfällige Kommentar einer Patientin hatte aber schließlich eine Entscheidung herbei geführt: Danny würde über das höchst seltene Stevens-Johnson-Syndrom berichten, das seine Mutter vor kurzem um ein Haar das Leben gekostet hatte.
Während der junge Arzt eine weitere Gabel Fisch in den Mund schob, nickte er nachdrücklich.
»Irgendwann muss ich ja mal anfangen.«
»Wie lange dauert sowas denn?« Anneka hatte die Unterhaltung aufmerksam verfolgt.
»Kommt aufs Thema an«, erklärte Danny bereitwillig. »Es gibt stupide Fleißarbeiten, die man in einem halben Jahr schaffen kann. Zum Beispiel könnte man bereits vorhandene Statistiken auswerten und Behandlungsmethoden daraus ableiten.«
»Aber das ist eurem ehrgeizigen Bruder natürlich zu wenig«, scherzte Tatjana und warf Danny stolz eine Kusshand über den Tisch. Selbst ehrgeizig und unerbittlich gegen sich selbst hatte sie in dem jungen Arzt einen ebenbürtigen Partner gefunden, mit dem sie sich gern maß.
Danny verstand den bewundernden Blick aus den riesigen, dunkelblauen Augen und war stolz darauf. Aus Erfahrung wusste er, dass seine Freundin nicht gerade verschwenderisch mit Anerkennung umging.
»Mal abgesehen davon, dass ich das schon allein Mum und Dad schuldig bin, ist diese Doktorarbeit auch für meine berufliche Zukunft interessant.« Satt und zufrieden lehnte er sich zurück. »Wenn es mir gelingt, eine richtig gute Arbeit hinzulegen, könnte ich sie sogar in einem renommierten Journal veröffentlichen. Das wiederum bringt mir möglicherweise ordentlich Respekt bei einem zukünftigen Arbeitgeber ein«, geriet er unvermittelt ins Schwärmen.
Daniel Norden musterte seinen ältesten Sohn mit einer Mischung aus Belustigung und echter Sorge.
»Ist es möglich, dass du mir gerade durch die Blume etwas sagen willst?«, erkundigte er sich zurückhaltend.
Danny verstand sofort, was sein Vater meinte.
»Solange du dich gut benimmst, musst du dir keine Gedanken machen.«
Alle lachten, und sämtliche Sorgen lösten sich zumindest für diesen Abend in Wohlgefallen auf, obwohl sich auch Tatjana Gedanken darüber machte, wie es mit ihr und Danny weitergehen sollte, wenn Hilde Bärwald für längere Zeit ausfiel.
*
Trotz des gelungenen Abends, der damit endete, dass Tatjanas Torten ratzeputz vertilgt wurden, erinnerte sich Dr. Norden am nächsten Morgen an das Versprechen, das er seiner Tochter Dési gegeben hatte.
»Wie sieht es denn in den nächsten Tagen aus?«, erkundigte er sich, als er frühmorgens die Praxis betrat.
Wie immer war Wendy bereits in der Praxis, und es roch nach frisch gekochtem Kaffee. Die Fenster waren weit geöffnet und ließen die frische Morgenluft herein.
»Brauchen Sie einen Termin?«, fragte sie belustigt und stellte die Gießkanne an ihren Platz zurück. »Was darf’s denn sein? Ein Generalcheck mit Langzeit-EKG? Oder doch lieber nur eine kleine Auffrischungs-Impfung?«
Daniel