Dr. Laurin Classic 43 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Laurin Classic 43 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Laurin Classic

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japste Antonia. »Aber das hat doch bestimmt einen Grund.«

      Leon lächelte verschmitzt. »Natürlich hat es einen. Ich würde ja ganz gern mal zu diesem Bauern fahren, aber ich habe keine Zeit. Aber den Kindern würde es sicher Spaß machen. Ich habe da nämlich eine Patientin…«

      Nun endlich wurde Antonias Neugierde befriedigt. Sie erfuhr die Geschichte von Traude Rieding.

      »Und da soll ich mich wohl umhorchen?« fragte sie.

      »Nicht so direkt, aber vielleicht kannst du so nebenbei erfahren, wie die Nachbarn zu den Riedings eingestellt sind. Ich möchte vermeiden, daß sie Reißaus nimmt. Ob ich mit gutem Zureden Erfolg haben werde, weiß ich ja noch nicht.«

      »Das wäre doch das erste Mal, daß du keinen Erfolg hast«, sagte Antonia.

      Ja, aber es gibt möglicherweise auch ein erstes Mal.«

      »Die Kinder werden sicher begeistert sein«, sagte Antonia nach kurzem Überlegen. »Nur gut, daß du es nicht in ihrer Gegenwart gesagt hast, sonst wären Konstantin und Kevin bestimmt dafür, daß wir gleich morgen hinfahren, und für morgen habe ich ja bereits etwas vor.«

      »Und von deinem Stadtbummel bist du nicht abzubringen«, sagte Leon.

      »Wenn es nicht unbedingt nötig ist. Ich bin mit Sandra verabredet. Kyra braucht unbedingt Schuhe. Die kaufe ich nicht mehr auf gut Glück. Sie müssen genau passen. Sie hat empfindliche Füße.«

      »Wie ihre Mami«, lächelte Leon, denn bis Antonia Schuhe fand, die ihr gefielen und in denen sie sich wohl fühlte, dauerte es lange.

      »Teresa könnte doch mit Konstantin und Kevin zu dem Bauern fahren«, überlegte Antonia dann noch mit einem unterdrückten Gähnen. »Sie kriegt viel schneller Kontakt zu Fremden.«

      »Dann wäre Kaja vielleicht wieder beleidigt«, meinte Leon.

      »Wir können sie ja fragen, was sie lieber möchte«, sagte Antonia.

      Kaja überlegte nicht lange. »Schweine stinken, das mag ich nicht«, erklärte sie. »Ich fahre lieber mit in die Stadt.«

      »Schweine können nichts dafür, wenn sie stinken«, erklärte Kevin. »Sie können sich ja nicht in Schaum baden.«

      »Landluft ist gesund«, erklärte Konstantin. »In der Stadt stinkt es viel mehr.« Manchmal waren auch die Zwillinge verschiedener Meinung!

      Teresa Kayser war jedenfalls schnell bereit, Eier und Geflügel zu besorgen und sich dort auf dem Dorf ein bißchen umzuschauen.

      Antonia und Leon hatten ihre Wagen getauscht, da auch Sandra nur einen kleinen hatte, und so konnte der Stadtbummel losgehen.

      »Ich bin richtig froh, daß ich mal wieder aus dem Haus komme«, sagte Sandra. »Die acht Tage mit den Handwerkern haben mich mächtig geschlaucht. Die neuen Gardinen sind bildschön. Ein richtiges neues Wohngefühl hat man. Jetzt müßt ihr auch mal wieder zu uns kommen.«

      »Neue Gardinen für das Wohnzimmer könnte ich eigentlich auch gleich besorgen«, sagte Antonia.

      »Ach, du liebe Güte«, sagte Kaja. »Jetzt fällt Mami bestimmt dauernd was ein. Jetzt fahren wir aber erst zum Kaufhaus Meiling.«

      Dort waren sie bald angelangt. Schon die Schaufensterfront zeigte verlockende Angebote.

      »Es gibt ja so entzückende Sachen«, sagte Antonia.

      »Bärle«, jauchzte Kyra. »Wummibärle.«

      »Spielsachen habt ihr wahrhaftig genug«, erklärte Antonia. »Du kannst dir schon mal Pullover aussuchen, Kaja«, sagte sie, denn sie mußte jetzt ihre ganze Aufmerk-samkeit der lebhaften Kyra zuwenden, und Schwägerin Sandra suchte Kleidchen für ihr Töchterchen Lena aus.

      Kaja ging auf Erkundungsreise. Hier im Geschäft konnte sie ja nicht verlorengehen, und es gab unendlich viel zu sehen. Die modernen Kinderwagen gefielen ihr sehr gut, und da gab es Tragetaschen für Babys mit Guckfenstern. So eine hatten sie für Kyra nicht gehabt. Und in einer lag eine Puppe, die aussah wie ein richtiges Baby. Sogar solche Laute gab sie von sich.

      In andächtiger Versunkenheit stand Kaja davor und konnte den Blick nicht wenden, denn die Babypuppe fuchtelte sogar mit den Armen herum.

      Das erschien ihr so bemerkenswert, daß sie es unbedingt ihrer Mami erzählen mußte.

      »Du, Mami, hier gibt es eine Puppe, die möchte ich auch haben. Sie ist wie lebendig«, sagte sie.

      Antonia, hocherfreut, daß Kaja tatsächlich mal Interesse an einer Puppe hatte, wollte sich diese unbedingt ansehen. Sie folgte Kaja zu der Tragetasche, während Sandra sich um Kyra kümmerte, die man in einen Schaukelstuhl gesetzt hatte.

      »Horch mal, Mami, sie weint sogar wie ein richtiges Baby«, sagte Kaja.

      Antonia hörte es, und diese menschlichen Laute kamen ihr sehr merkwürdig vor.

      Ihre Augen weiteten sich, als sie sich der Tragetasche näherte. Wie versteinert stand sie.

      »Das ist keine Puppe, Kaja«, stammelte sie, »das ist ein Baby, ein richtiges Baby.«

      »Toll«, sagte Kaja. »Kann man das kaufen?«

      Eine Verkäuferin eilte herbei, dann die Geschäftsführerin und dann auch Sandra mit Kyra auf dem Arm und Lena an der Hand.

      »Wie ist das möglich?« stöhnte die Geschäftsführerin. »Wie kommt das Baby da hinein?«

      »Weiß ich nicht«, sagte Kaja. »Es lag schon drin, wie ich mich umgeschaut habe.«

      »Es ist höchstens zehn Tage alt«, sagte Antonia ernst. »Hat jemand die Tasche hier abgestellt?«

      »Nein, sie gehört zu der neuen Kollektion, die erst gestern eingetroffen ist«, sagte die Geschäftsführerin beklommen. »Das kann man doch nicht einfach machen.«

      Jedenfalls lag das Baby in der Tasche, und Antonia Laurin nahm es jetzt behutsam empor.

      »Es ist nicht warm genug angezogen«, sagte sie. »Vielleicht kauft die Mutter ein und will auch die Tasche nehmen.«

      Doch irgendwie hatte sie schon jetzt das Gefühl, daß ihre Vermutung nicht zutraf. Eine junge Mutter ließ ihr Kind doch nicht so unbeachtet liegen!

      Und da schon lange Minuten vergangen waren, ohne daß sich jemand blicken ließ, kam ihr ein schrecklicher Gedanke.

      »Das Kind ist naß und hat Hunger«, sagte sie. »Haben Sie einen Raum, wo ich es untersuchen kann?«

      Die Geschäftsführerin wußte, daß Antonia Laurin Ärztin war, wenn sie jetzt auch nicht praktizierte, aber sie war so konsterniert, daß sie nur wortlos nickte.

      »Ein Findelkind«, murmelte Sandra atemlos.

      »Man wird es sehen. Wenn sich die Mutter nicht bald meldet, muß man das wohl annehmen.«

      »In unserem Geschäft«, stöhnte die Geschäftsführerin. »Ich begreife das nicht! Ich muß die Verkäuferin fragen!«

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