Dr. Laurin Classic 43 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Das Kind hat einen Schutzengel«, sagte Schwester Marie.
»Es hat sich den besten ausgesucht«, stellte Leon fest. »Aber du bist dir doch im klaren, Antonia, daß die Wogen der Bürokratie in Bewegung geraten werden?«
»Ich werde sie glätten. Dieses Baby gehört unter ärztliche Aufsicht.«
»Zugegeben, aber wo ist die Mutter? Wir haben jetzt ein Kind ohne Namen.«
»Das ist auch schon mal dagewesen«, warf Schwester Marie ein.
»Ihr Frauen seid euch ja mal wieder einig«, bemerkte Leon Laurin schmunzelnd.
»Es kann sich doch nicht allein in dieser rauhen Welt behaupten«, sagte Antonia gedankenvoll. »Aber vielleicht hat sich die Mutter schon gemeldet.«
Doch der Tag ging zu Ende, ohne daß dies geschah.
Das Baby war Tagesgespräch im Hause Laurin. Ausführlich berichtete Kaja dieses Erlebnis ihren Brüdern und Großeltern, während Kyra sehr schnell eingeschlafen war.
Lena war tief enttäuscht, daß sie so wenig Anteil an dem Findelkind haben durfte. Gar zu gern hätte sie das Baby mit heimgenommen.
Konstantin dagegen war nicht erbaut, daß seine Mami so lange ausblieb.
»Hat Mami denn jetzt gar keine Zeit mehr für uns?« meuterte er.
»Sie muß es doch genau untersuchen«, sagte Kaja. »Es ist winzig, viel kleiner als eine große Puppe.«
»Ich weiß, wie winzig Babys sind«, sagte Konstantin unwillig. »Ich kann mich noch genau an Kyra erinnern. Aber das war unser Baby. Wir sind genug Kinder.«
Blanke Eifersucht sprach aus seinen Augen und seinen Worten.
Kaja dachte weniger egoistisch. »Es muß sich doch jemand um das Butzerl kümmern, wo seine Mutter es einfach weggelegt hat. So was ist ein starkes Stück.«
»Unsere Mami würde das nicht tun«, sagte Kevin. »Aber kleine Kinder brauchen Liebe, sagt Omi.«
»Es gibt genug Leute, die keine Kinder haben und welche haben wollen«, meinte Konstantin. »Ich kann mir jetzt schon denken, was es da wieder für Ärger geben wird.«
Und damit sollte er recht behalten.
*
Bei der Visite hatte Traude Rieding einen apathischen Eindruck gemacht und auf vorsichtige Fragen kaum geantwortet. Während Antonia um ihr Findelkind besorgt war, hatte Dr. Laurin sich an das Bett seiner schwierigsten Patientin gesetzt. Bevor ihr das Kind zum ersten Mal gebracht wurde, wollte er doch ihre Stimmung erkunden.
»Ich habe gestern Ihren Mann benachrichtigt, Frau Rieding«, begann er.
»Haben Sie ihn denn erreicht?« fragte sie mit rauher Stimme.
»Ja, er hat sich sehr über die Geburt des Kindes gefreut. Er war gestern noch hier, aber Sie schliefen.«
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