Dr. Daniel Classic 42 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Classic 42 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Classic

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Sie, Fräulein Bogumil«, mischte sich Claudia Gröber jetzt ein und ersparte ihrem Schwiegervater damit eine knifflige Antwort. »Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.«

      Elisa zog die Augenbrauen hoch. »Mein Zimmer? Meine liebe Frau Gröber, ich bin es gewohnt, über eine Suite zu verfügen.«

      Mit einem freundlichen Lächeln sah Claudia sie an. »Tut mir leid, Fräulein Bogumil, aber Suiten führt der Gröber-Hof leider nicht.«

      Elisa seufzte abgrundtief. »Ich sag’s ja: das Ende der Welt.« Ihr Blick wurde teilnahmsvoll. »Sie tun mir wirklich leid, Frau Gröber. Es muß doch ganz entsetzlich für Sie sein, hier in dieser Einöde leben zu müssen.«

      »Ich bin in der Stadt aufgewachsen«, entgegnete Claudia. »Aber erst hier habe ich wirklich angefangen zu leben. Wissen Sie, die gute Luft hier oben, die Stille und die unbändige Freiheit, die wir alle hier genießen, ist weit mehr wert als das bißchen Komfort, das die Stadt mir bieten kann.« Sie wies zu dem Hang hinüber. »Sehen Sie, da drüben spielen meine beiden Kinder, und ich muß keine Angst haben, daß sie womöglich von einem Auto überfahren werden könnten.«

      »Na ja«, meinte Elisa nur, dann folgte sie Claudia ins Haus. Ihre Koffer würdigte sie keines Blickes mehr. Sie war es gewöhnt, daß ihr irgend jemand ihre Sachen schon hinterhertrug.

      »So, Fräulein Bogumil, hier sind wir«, meinte Claudia und öffnete eine Tür auf der linken Seite. »Ich bin sicher, daß Sie sich bei uns wohlfühlen werden.«

      Mißmutig betrachtete Elisa das breite Bauernbett, den mit üppigen Schnitzereien verzierten Schrank und den bunten Fleckerlteppich.

      »Ich glaube kaum, daß ich mich hier wohl fühlen werde«, entgegnete sie ärgerlich, dann sah sie sich wie suchend um. »Wo ist denn eigentlich die Tür zum Badezimmer?«

      »Toilette und Dusche sind am anderen Ende des Flurs«, antwortete Claudia und wies nach hinten. »Wir haben das extra für unsere Gäste einrichten lassen.«

      »Wie nobel!« meinte Elisa, und ihre Stimme triefte dabei vor Sarkasmus, dann griff sie wieder an ihre Schläfen. »Meine Güte, wie ich das alles hier hasse! Hätte ich bloß nicht auf Professor Stresemann gehört.« Dann wandte sie sich Claudia wieder zu. »Ich bin es gewohnt, bis gegen zehn Uhr morgens zu schlafen. Anschließend dusche ich ausgiebig. Das heißt, daß Sie mein Frühstück für etwa elf Uhr richten können. Das Mittagessen nehme ich gewöhnlich gegen vierzehn Uhr ein, und abends esse ich dann nur noch eine Kleinigkeit – einen gemischten Salat, Weißbrot mit etwas Kaviar dazu.«

      Claudia ließ sich nicht anmerken, was sie über ihren Gast dachte. Ihr Lächeln war gleichbleibend freundlich.

      »Ich fürchte, Fräulein Bogumil, da werden Sie sich ein wenig umstellen müssen«, meinte sie. »Weißbrot und Kaviar gibt es bei uns grundsätzlich nicht. Sie sind hier auf einem Bauernhof, vergessen Sie das bitte nicht. Wir selbst frühstücken gegen sechs Uhr morgens, aber unsere Wirtschafterin wird Ihnen gern bis zehn Uhr Frühstück servieren. Danach muß sie aber das Mittagessen zubereiten. Um zwölf wird gegessen, und da können wir für Sie leider auch keine Ausnahme machen. Abends gibt es nur noch eine Brotzeit mit Wurst, Käse und Schwarzgeräuchertem – übrigens alles selbstgemacht, sogar das Brot. Aber wenn Ihnen das zu deftig ist, kann ich Ihnen auch einen Früchtequark zubereiten.«

      Elisa hatte das Gefühl, als müßte sie jetzt unbedingt in Ohnmacht fallen.

      »Damit bringen Sie mich aus meinem ganzen Rhythmus!« begehrte sie auf. »Ich fasse es einfach nicht! Mittagessen um zwölf! Wo gibt’s denn so etwas?«

      »Bei uns auf dem Gröber-Hof«, antwortete Claudia gelassen. »Sobald mein Mann und seine beiden Brüder aus dem Holz kommen, werden sie Ihre Koffer herauftragen.«

      »Wie bitte?« brauste Elisa erneut auf. »Ich soll warten, bis die aus dem Holz kommen? Ich glaube, Sie haben noch immer nicht begriffen, daß ich anderes gewöhnt bin! Der Bauer ist doch noch da! Kann der nicht…«

      »Mein Schwiegervater ist fünf-undsiebzig Jahre alt«, fiel Claudia ihr ins Wort. »Sie erwarten ja wohl nicht, daß der sieben Koffer über die steile Treppe heraufschleppt.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Es kann sich höchstens noch um eine halbe Stunde handeln, bis mein Mann und seine Brüder auf dem Hof eintreffen. In der Zwischenzeit können Sie sich ja den Reisestaub abwaschen und sich ein bißchen von den Strapazen der Fahrt erholen.«

      Elisa war so perplex, daß sie kein Wort der Erwiderung parat hatte. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedete sich Claudia von ihr und ging nach unten.

      »Na, hast du dem verwöhnten Früchtchen das Zimmer gezeigt?« wollte ihr Schwiegervater wissen.

      »Ja«, antwortete Claudia, dann schüttelte sie den Kopf. »Was die sich alles einbildet. Frühstück um elf, Mittagessen um zwei und abends noch ein Stück Weißbrot mit Kaviar.«

      »Diese Frau hat wohl wirklich nicht mehr alles Tassen im Schrank«, polterte der alte Gröber. »Wenn alle Urlaubsgäste so sein sollten wie die, dann gute Nacht.«

      »Nein, Vater, das glaube ich nicht«, erwiderte Claudia. »Die da oben ist mit Sicherheit ein arg verwöhntes Einzelexemplar.« Sie seufzte. »Wahrscheinlich wurde sie schon als Kind maßlos verzogen, und ihre Umwelt darf es jetzt ausbaden.«

      *

      Als das Telefon klingelte, wußte Holger Bogumil schon, wer dran sein würde, noch bevor er den Hörer überhaupt abgehoben hatte.

      »Ich bleibe keinen Tag länger hier!« drang ihm dann auch schon die Stimme seiner Schwester ans Ohr. »Das sind Bauern!«

      Holger lachte ganz ungeniert. »Natürlich, Schwesterherz. Oder hast du auf einem Bergbauernhof etwa andere Menschen erwartet?«

      »Mach dich gefälligst nicht lustig über mich!« brauste Elisa auf. »Stell dir vor, die verlangen doch allen Ernstes, daß ich mich hier unterordnen soll! Frühstück nur bis zehn, Mittagessen um zwölf – das ist doch wirklich unzumutbar!«

      »Nein, Elisa, das ist es ganz und gar nicht«, widersprach Holger und war dabei auf einmal sehr ernst. »Du bist nur verwöhnt, das ist alles. Vielleicht solltest du dich mal in die Lage dieser Leute versetzen. Sie können doch nicht jeden Feriengast individuell versorgen. Die arme Frau käme ja nie aus der Küche…«

      »Das ist mir völlig egal!« fiel Elisa ihm ins Wort. »Wenn die schon Gäste aufnehmen, dann müssen sie auch dafür sorgen, daß diese sich wohlfühlen.«

      »Du, meine liebe Elisa, würdest dich nirgends wohl fühlen, wo nicht jeder nach deiner Pfeife tanzt.« Holger schwieg einen Moment. »Soll ich ehrlich sein? Ich bin froh, daß es auf diesem Bauernhof einmal nicht nach deinem bezaubernden Köpfchen geht. Auf diese Weise wirst du nämlich lernen, daß auch du durchaus in der Lage bist, dich unterzuordnen.«

      Sekundenlang war Elisa sprachlos, und das kam bei ihr nicht allzu häufig vor.

      »Und du willst mein Bruder sein!« schleuderte sie Holger wütend entgegen, als sie die Sprache endlich wiedergefunden hatte, dann legte sie einfach auf. Noch immer aufgebracht, verließ sie die Telefonzelle und sah sich suchend um. Nicht einmal ein Taxi gab es in diesem Kaff!

      Vorhin, in dem Bedürfnis, rasch wieder nach Hause zu kommen, war sie den weiten Weg vom Gröber-Hof nach Steinhausen zu Fuß gegangen, doch der Gedanke an den ebenso weiten Rückweg verursachte ihr regelrecht Übelkeit.

      »Grüß

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