Waco 6 – Western. G.F. Waco

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Waco 6 – Western - G.F. Waco Waco

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»Man könnte meinen, der Brand wäre ein paar Monate alt.«

      »Wußte ich es doch«, der Alte lacht breit. »Wo ist Brian?«

      »Zu den Nachbarn, er bleibt sicher über Nacht dort. Dimp, wann treiben wir sie weg?«

      »Übermorgen«, brummt Dimp Madock. »Paßt mir ja auf, hier hat keiner was verloren, das ist unser Land. Und wer ungebeten heraufkommt, der fliegt im Bogen herunter. Auch O’Learys verrückte Burschen. Ah, die werden sich hüten, hier ihre Nasen blicken zu lassen, sonst schießen wir sie ihnen ab. Die Rinder sind schon verkauft, ich war drüben in Arizona.«

      »Hardison«, sagt Lemuel leise und bitter, als der Alte fort ist, »was würdest du an O’Learys Stelle tun, wenn dir zwei Leute erschossen werden?«

      »Suchen, ob ich die Mörder finde«, brummt Hardison mürrisch. »Verdammt, es paßt mir so wenig wie dir, aber wir können nie reden. Wir würden Mutter damit umbringen, Lemuel. Dieser Teufel bringt uns noch alle an den Galgen. Na, hierher wird schon niemand kommen.«

      Und wenn sie doch herkommen, denkt Lemuel Madock beklommen. Das geht nicht gut auf die Dauer mit Dimp. Eines Tages packen sie uns.

      *

      Lemuel Madock lehnt sich gegen das noch warme Holz und starrt müde in die Nacht hinaus. Im Haus ist jetzt alles ruhig. Dimp, der alte Teufel, schläft seinen Rausch aus. Hardison ist in sein Bett gekrochen, und Claire hat vor einer halben Stunde das Licht gelöscht. Stille um Lemuel Madock, in der er mit dem Gewehr zwischen den Knien am Holzstapel kauert.

      Weggehen, denkt Lemuel Madock bitter, einfach die Sachen nehmen und weggehen. Und dann? Das läßt einen doch nie los. Man wird sich erinnern, daß Mutter hier ist – hier, bei dem Teufel da hinten im Haus.

      Er seufzt leise. Geht er fort, läßt er seine Mutter im Stich. Dann wird hier alles verfallend, denn Hardison ist faul, bequem, träge. Er arbeitet nicht gern. Und der Alte wird vielleicht die Ranch verkaufen.

      Er lehnt sich zurück, kauert sich bequem hin und döst. Das Mädchen fällt ihm ein, ein schlankes schwarzhaariges Mädchen mit seltsam hellgrauen Augen. Patricia Mallings. Tochter eines reichen Mannes, schön, sanft... Wenn Lemuel sie sieht, bleibt er stehen und blickt ihr nach. Bemerkt sie ihn, nickt sie ihm zu und lächelt. Er hat ihr einmal geholfen, als ihr Sattelgurt gerissen war. Seitdem träumt Lemuel, der kleinste Madock, von ihr. Ein hoffnungsloser Traum. Sie ist reich, stinkreich, würde der alte Dimp sagen. Und er... ein Madock.

      Träume, denkt der arme Lemuel Madock, der gern anständig leben möchte und doch einen Teufel zum Stiefvater hat.

      Er schließt die Augen und träumt. Und darüber schläft er ein, statt Wache zu halten.

      Jemand kommt – und der Wachposten schläft.

      *

      Sie stiegen durch die Corralstangen und sehen sich an, als sie hinter den Schuppen huschen. Drei Männer nun im Schattenfall des Schuppendaches.

      »Brennan, kein Irrtum«, sagt der eine kleine Mann so leise, als wolle er gleich ersticken. »Da steht eins unserer Rinder. Das Horn, Brennan, du warst doch dabei...«

      »Ja«, erwidert Luke Brennan, der Vormann der O’Leary Ranch, mit vor Grimm rauher Stimme. »Natürlich ist es unser Rind. Ich weiß genau, daß ihm das eine Horn so krumm wuchs, daß wir es abscheiden mußten, ehe es ihm ins Auge stach. Unser Rind, aber der Brand... Verdammt, der ist alt!«

      »Künstlich alt gemacht, was?« zischt Edison, ein bulliger Mann mit schweren Fäusten, dessen bester Freund bei dem Überfall an den Las Uvasbergen starb.

      »Die haben ein H übergebrannt und danach das Fell behandelt. Man kann es nicht mehr sehen, aber...«

      Es schabt an der Schuppenecke, dann taucht der vierte Mann auf. Mitchell schiebt sich herab und blickt in die grimmigen Gesichter seiner Partner.

      »Na?«

      »Unser Rind, kein Zweifel«, knirscht Brennan, der Vormann. »Das sind unsere Rinder, Mitchell. Ein Glück, daß wir erst nach Einbruch der Nacht hergeritten sind. Sheriff Bothwell hat recht gehabt – die Madocks scheinen gefährlich zu sein und wirklich jeden Mann, der sich auf ihrem Land herumtreibt, zum Zielschießen zu nehmen. Was macht der Kerl da oben am Holz?«

      »Der schläft«, berichtet Mitchell finster.

      »Los, Trevor, machst du das da vorn?«

      Der kleine Zureiter Trevor nickt flüchtig. Dann huscht er los und kriecht an der Fenz entlang auf das Holz zu. Dort kauert Lemuel Madock – und schläft!

      *

      Das Holz, denkt Lemuel und schrickt jäh zusammen, das Holz knackt. Der Alte, alle Teufel, habe ich geschlafen? Der Alte kommt...

      Er nimmt jäh den Kopf herum. Und dann sieht er gerade noch den Schatten eines Mannes. Es ist nicht der Alte, der Mann ist viel kleiner.

      Das ist alles, was Lemuel Madock noch denkt, ehe ihn der Kolbenhieb erwischt und der kleine Zureiter Trevor zurückspringt, um ihn aufzufangen. Für Lemuel wird es nach diesem knallharten Hieb wieder tiefste Nacht. Schlaff rutscht er zusammen. Hände recken sich hoch, heben ihn an und von den Stämmen herunter. Dann binden sie ihn und sehen sich an.

      »Das Haus umstellt – langsam, nur kriechen«, flüsterte Luke Brennan heiser. »Mitchell, Edison, ihr bleibt draußen. Du rechts, Edison links. Zieht die Stiefel jetzt aus, ich will sie lebend haben.«

      Lebend, denkt Edison finster, wozu lebend? Es genügt, wenn wir einen erwischt haben. Der Kerl wird schon reden, warum der Brand so alt aussieht und weshalb ausgerechnet das Rind mit dem abgesägten Horn hier steht. Mörder, Viehdiebe, verfluchtes Gesindel.

      *

      Die Haustür steht auf, kühlere Nachtluft streicht in die Küche.

      Narren, denkt Brennan, verdammte Narren, gleich haben wir euch. Da rechts schnarcht einer, hin zu ihm. Nur langsam, die dürfen nicht zur Gegenwehr kommen.

      Er winkt Trevor. Der kleine, geschickte Zureiter steht schon an der Tür zu dem Zimmer drüben. Links ist ein Gang, liegen noch weitere Räume in der Dunkelheit des Hauses der Madocks.

      Es knackt nicht einmal, als Trevor die Zimmertür öffnet. Lautlos gleitet der kleine Mann in den Raum und starrt auf das Bett.

      Da liegt er, der bärtige Teufel Dimp Madock. Er schnarcht laut, und das Mondlicht fällt durch das Fenster auf sein wildes Gesicht.

      Als Trevor ausholt, bricht das Schnarchen jäh ab. Es ist, als hätte der Schläfer im Unterbewußtsein die Gefahr gespürt. Dimp Madock macht jäh die Augen weit auf und sieht nur die Schatten im Raum. Augenblicklich wirft er sich herum. Und dann fegt sein langer Arm von unten nach oben. Trevor, der zuschlägt, trifft nur den Arm, hört den brüllenden Schrei des Alten und sieht noch den Fuß aus dem Bett auftauchen. Dann tritt ihn der Alte auch schon in den Leib und schleudert den kleinen Trevor hintenüber.

      Ein wildes Tier, denkt Brennan entsetzt, mein Gott, das ist ja ein Tier. Hund, verdammter...

      Brennan ist groß und breit, Brennan ist eisenhart. Und doch hat er noch nie einen Mann gesehen, der von einer Sekunde zur anderen hellwach werden kann.

      »Lemuel...

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