Fiona - Gefühle. Zsolt Majsai

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Fiona - Gefühle - Zsolt Majsai Die Kristallwelten-Saga

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Seiten herunterhängen. Schlanke, sehnige Gestalt, flacher, muskulöser Bauch, kleine, runde Brüste. Kurze Haare. Gefährlich sehe ich wirklich nicht aus. Wer mich nicht kennt, hält mich für ein schüchternes, unsicheres Mädchen. Zumindest wer nicht genau hinschaut, denn ich stehe aufrecht.

      Viel wichtiger ist jedoch, dass ich sehr deutlich auch das kleine Mädchen im Spiegel sehe.

      Ich trete wieder näher an den Spiegel heran und betrachte mein Gesicht. Die unauffällig vollen Lippen, die fast immer angedeutet diesen zynischen Zug haben. Die gerade, schmale Nase. Und die grauen Augen. Sie sind kalt – ja, fast leblos.

      „Wer bist du?“, flüstere ich.

      In einem Anfall von Trotz beschließe ich, dass mich der Traum kreuzweise kann und verlasse empört das Badezimmer. James ist gerade fertig mit dem Tischdecken, als ich nackt auftauche. Er mustert mich eindringlich. Ich kenne diesen Blick und mag ihn grad nicht. Er scheint es zu merken, denn die obligatorische Frage kommt nicht. Stattdessen reicht er mir stumm meinen Kaffee.

      „Schatz.“ Er mustert mich noch eindringlicher. Wenn ich nackt „Schatz“ sage, scheint das was Bedrohliches zu haben. „Schatz?“

      „Ja.“

      „Was Ja?“

      „Was du auch immer fragst.“

      „Wie kommst du darauf, dass ich was fragen will?“

      „Weil du 'Schatz' gesagt hast. Mit einem Punkt. Kein Fragezeichen, kein gedehntes 'Schaaaaatz', sondern kurz und knackig 'Schatz'. Das bedeutet, du willst mir eine Frage stellen, und von der Antwort hängt mein Leben ab. Also habe ich schon mal vorsorglich Ja gesagt.“

      Ich starre ihn mit offenem Mund an.

      „Wie lautet denn nun die Frage?“

      „Äh … habe ich vergessen.“

      „Glück gehabt. Möchtest du frühstücken, mein Schatz?“

      Ich nicke stumm und setze mich. Er grinst. „Das kommt nicht oft vor, dass man dich sprachlos kriegt.“

      „Das stimmt. – Meinst du, ich sollte zum Psychoterroristen?“

      „Was willst du da?“

      „Na ja, vielleicht kann er mir den Traum erklären.“

      „Wieso sollte dir ein Psychotherapeut den Traum erklären können?“

      „Er hat das gelernt.“

      James verschüttet vor Lachen seinen eigenen Kaffee. „Scheiße!“ Dann blickt er mich fassungslos an. „Das glaubst du aber nicht ernsthaft, oder?“

      „Wieso nicht? Er hat wirklich was drauf.“

      „Das glaube ich dir ja. Aber ein Trauma zu behandeln ist was ganz anderes, als einen Traum zu erklären.“

      „Freud hat auch ...“

      „Freud! Lass den mal schön aus dem Spiel. Kannst ja deinen Psychoterroristen fragen, was er von dem hält.“

      „Nicht viel. – Und wie finde ich jetzt heraus, was mir der Traum sagen will?“

      „Hm. Bist du sicher, dass es ein Traum war?“

      „Fast. Also, eigentlich ziemlich sicher. Die Stimmung, das Körpergefühl … sehr untypisch für eine Außerkörperlichkeit. Und die Begegnung mit dem Kind … eigentlich nur in einem Traum möglich.“

      Mir fällt ein, dass ich frühstücken könnte und nehme ein Brötchen. Als ich hineinbeißen will, nimmt James es mir aus der Hand, schneidet es auf und schmiert Marmelade auf beide Hälften. Dann bekomme ich es zusammengelegt wieder.

      „Danke … was symbolisiert ein Kind, das eigentlich mein junges Ich ist und in einem Sarg liegt? Dass ich bald sterben werde?“

      „Na, dann brauchst du dir ja keine Sorgen zu machen. Darin hast du nun wirklich viel Übung.“

      „Du ...!“ Ich atme laut aus. „Ja. Und ich bin erwachsen.“

      „Eben. Kannst ja tagsüber darüber nachdenken oder nächste Nacht das Kind fragen. Ich muss jetzt los, habe in einer Viertelstunde eine Besichtigung.“

      „Soll ich heute Danny nehmen?“

      „Das wäre super.“ Er gießt den Kaffee hinunter und gibt mir einen Kuss. „Bis heute Abend. Und vergiss nicht, dich anzuziehen, bevor du zur Arbeit fährst.“

      Manchmal hasse ich ihn. Fast. Wenigstens ein bisschen. Wie kann ein Mensch nur so zynisch sein? Mich ausgenommen!?

      Mit 10 war ich ein Einzelkind. Nachdenklich betrachte ich meine Mutter, während ich lustlos im Essen herumstochere. James unterhält sich angeregt mit meinem Vater, aber ich weiß genau, dass er mitkriegt, wie ich drauf bin. Deswegen unterhält er sich so angeregt mit meinem Vater. Aber er schafft es nicht, auch meine Mutter abzulenken. Sie beobachtet mich eine Weile, ehe sie mich anspricht.

      „Was ist los, mein Schatz?“

      „Nichts.“ Wir alle wissen, dass das gelogen ist.

      „Erzählst du mir, welches Nichts dich so beschäftigt?“

      „Du bist fast so zynisch wie ich, Mama.“

      „Ja, ich habe viel von dir gelernt.“

      Ich grinse. „Echt? Die schlimmen Sachen auch?“ Ich atme tief durch. „Ich habe blöd geträumt, das ist alles.“

      „Mein Kind, hast du so wenig Vertrauen zu mir?“

      Was soll ich dazu sagen? Mütter sind lästig. Meiner Mutter kann ich nichts vormachen, sie kennt mich viel zu gut. Sie spielt oft und erfolgreich die Gattin des reichen Ex-Unternehmers und Entrepreneurs, aber sie kriegt einfach alles mit. Fast alles.

      Ich stehe auf und gehe nach draußen. Es regnet leicht, daher bleibe ich unter dem Terrassendach stehen und zünde mir eine Zigarette an. Meine Mutter legt von hinten ihre Arme um mich.

      „In letzter Zeit wirkst du oft traurig“, sagt sie plötzlich.

      „Traurig?“

      „Ja. Nicht immer. Aber ab und zu.“

      „Oft oder ab und zu?“

      „Mir kommt es oft vor, aber wahrscheinlich ist es gar nicht so oft, wie ich mir einbilde. – Gibt es Probleme mit James?“

      „Mit James?“ Ich schüttle den Kopf. Nein, mit James habe ich keine Probleme. Ich liebe ihn. Mein Problem heißt Katharina. Aber das weiß niemand außer ihr. Ich lehne den Kopf zurück, bis unsere Wangen sich berühren. „Mama, ich weiß es nicht. Ich meine, was mich so traurig macht. Mit James ist alles in Ordnung. Ich liebe ihn.“

      „Wann werde ich Großmutter?“

      „Was?!“ Ich richte mich auf und starre sie entgeistert an.

      „Warum

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