G.F. Barner Classic 5 – Western. G.F. Barner
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»Captain Spalding wird sicher Pause machen«, erklärte er näselnd. »Miss Pearson, Sie haben doch nicht etwa Mitleid mit diesen Deserteuren und Schuften dort hinten?«
Elena Pearson zupfte an dem hellblauen Seidentuch, das sie zum Schutz vor dem in die Kutsche wehenden Staub um das dunkle Haar gebunden hatte.
»Es sind Menschen – oder nicht?«, fragte sie etwas spitz, weil sie Millands Einstellung nur zu gut kannte. »Mister Milland, was immer diese Männer getan haben – man behandelt sie wie Vieh oder Aussätzige. Sie können sich weder bewegen, noch bekommen sie genug Luft in diesem heißen Wagenkasten, in den pausenlos der Staub hineinweht.«
»Daran hätten die Strolche vorher denken müssen – vorher!«, betonte Milland finster. »Deserteure und Leute, die Bestechungsgelder annehmen, haben nichts Besseres verdient. Vielleicht sind zwei der Strolche sogar Mörder, wie? Und dann erst dieser McCallum – so ein abgefeimter Schurke!«
McCallum, der Mann, der in Millands Augen ein abgefeimter Schurke war, überragte die anderen drei Gefangenen um Kopfeslänge. Er war so groß, dass sein Kopf über den Kasten blickte. Man hatte allen Gefangenen den Hut genommen. Wahrscheinlich war das eine weitere Bestrafungsmaßnahme. In diesem Land ritt niemand unter der prallen Sonne ohne Hut, wenn er nicht nach sechs Stunden einen Sonnenstich haben wollte.
»Der Captain sollte ihnen wenigstens erlauben, die Hüte aufzusetzen – oder sie ihnen aufsetzen lassen«, erwiderte Elena. »Es muss die Hölle für die Gefangenen sein.«
»Sie haben diese Hölle haben wollen«, sagte Milland mitleidslos. »McCallum macht die Sonne ohnehin nichts aus – der Kerl ist zäh wie ein Stück dreimal gewässertes und geklopftes Stiefelleder, Miss Pearson. Er ist früher sehr oft ohne Hut geritten. Sie kennen ihn doch auch, Pearson, oder?«
»Ich habe ihn nur einmal gesehen«, antwortete Charles Pearson knapp. »Ja, ich glaube, er ritt ohne Hut. Hatte man ihm nicht wegen seiner hellen Haare einen Spitznamen gegeben, Milland?«
»Sicher«, brummte Milland. »Die Mexikaner nennen ihn ›El Rubio, den Blonden‹, die Indianer haben das übernommen – oder die Mexikaner von den Indianern, genau weiß das niemand. Die Indianer nennen ihn ›Gelbhaar‹. Na, nun wird er einen anderen Namen bekommen, schätze ich. Vielleicht nennen sie ihn bald ›den Bestechlichen‹, wer weiß? Und der Mann war mal der beste Sergeant der Armee – das muss man sich vorstellen!«
Der »beste Sergeant der Armee« nahm in diesem Moment den Kopf herum, sah zur Stagecoach. Vielleicht blickte er auch zu den anderen Wagen oder versuchte durch den Staubschleier zu erkennen, ob Captain Spalding endlich das Kommando zur Rast gab. Der Captain führte die dreißig Mann starke Eskorte der Wagen. Vier Auswandererwagen waren westlich von Fort Defiance überfallen worden. Die Apachen hatten alle Leute umgebracht. Am Gila River im Osten war es auch zu einigen Apachenüberfällen auf Wagenkolonnen gekommen, und seitdem bekam jeder Transport seine Eskorte.
Elena wusste nicht, ob McCallum zur Kutsche oder den anderen Wagen sah. McCallums Haar saß voll Staub, und sein Gesicht war beinahe unkenntlich. Sie waren nun den achten Tag unterwegs, McCallum hatte sie manchmal verstohlen angesehen – die einzige Frau unter über fünfzig Männern. Seit dem ersten Tag der Fahrt hatte sie die beinahe animalisch wilde Ausstrahlung des ehemaligen Mastersergeanten gespürt. Von diesem Mann ging irgendetwas aus, was nicht greifbar, aber ständig spürbar war. Elena hatte immer das Gefühl, dass er sie beobachtete.
Murdock McCallum war ein großer, sehniger Mann mit breiten Schultern und dunklen Augen, die im seltsamen Gegensatz zu seinem hellen Haar standen. Er sprach kaum, gehorchte keinem Befehl, den man ihm gab und musste ständig vom Wagen gezerrt oder auf ihn gehoben werden. Man hatte ihn mit Kolbenstößen traktiert und ihm das Essen entzogen, aber er hatte sie nur angesehen und geschwiegen. Manchmal erinnerte McCallum an ein wildes Tier, das man in einen Käfig gesperrt hatte und das sich darum weigerte, zu essen oder den Kommandos seiner Wärter zu gehorchen.
»Unheimlich!«, stieß Milland hervor, als er den Blick des degradierten Mastersergeanten bemerkte. Der Pferdeaufkäufer zog die Schultern hoch. »Ein unheimlicher Bursche! Der hat so etwas in den Augen, dass man das Fürchten bekommt, wenn er einen ansieht. Ich sage, das ist seine angeborene Wildheit! Er ist nicht umsonst ein halber Indianer. Wenn seine Mutter eine Weiße gewesen wäre, hätte er längst Lieutenant sein können. Das wäre ein Skandal geworden! Ein Offizier, der sich von einem Indianerhändler bestechen lässt – nicht auszudenken!«
Charles Pearson hatte viel von McCallum gehört. Es war wie ein Lauffeuer herumgegangen, als man McCallum verhaftet hatte. Der Mastersergeant hätte in einigen Wochen seine Dienstzeit bei der Arme beendet gehabt. Weshalb er einen Indianerhändler gedeckt, ja, ihm sogar die Routen der Armeepatrouille verraten hatte, damit Bishop, der Händler, den Patrouillen entging und seinen Fusel und Waffen unbemerkt an die Indianer liefern konnte, war vielen ein Rätsel geblieben. Dann hatte McCallum selbst seine Beweggründe geschildert.
Angeblich hatte McCallum Angst vor dem Zivilleben gehabt und Geld zur Gründung einer eigenen Ranch gebraucht – Geld, das ihm die Armee nicht geben konnte. Bishop war von McCallum erwischt worden, hatte gefleht und gebettelt, der Mastersergeant möge ihn laufen lassen – und McCallum hatte ihm für sein Schweigen zweitausend Dollar abgenommen. Wie üblich, war der Mastersergeant weit vor seiner Patrouille gewesen. Es hatte keine Zeugen für den Handel gegeben, und Bishop war auf Wegen, die nur McCallum kannte, den beiden anderen Patrouillen entgangen. Allerdings war er auf einer der nächsten Fahrten von First Sergeant Jim Roscoe gestellt worden.
Bishop und sein Gehilfe hatten zu fliehen versucht, das Feuer auf die Kavalleristen eröffnet und waren beide niedergeschossen worden. Der Gehilfe starb nach wenigen Sekunden, Bishop lebte noch lange genug, um über seinen gemeinen Handel mit McCallum zu erzählen. Tatsächlich hatte man dann bei dem Mastersergeanten mehr als zweitausend Dollar gefunden.
Der Mann, der sich sein Schweigen hatte bezahlen lassen, starrte immer noch nach vorn.
»Der kann anderen Leuten seinen Willen aufzwingen«, sagte Milland schaudernd, als er aus dem Fenster blickte. »Ich sage Ihnen, Pearson, ein unheimlicher Kerl mit unheimlichen Augen – hypnotischen Blicken. Da …«
»Halten – halten, Mittagsrast!«, schrie es von vorn. »Alle rechts heran unter die Felswand! Rast, Leute, Rast!« Milland bückte sich nach seinem Kneifer und stammelte: »Der Teufel hat den Captain behext, endlich Rast zu machen, sage ich. Er kann hexen, dieser Bursche. Hoffentlich sind wir morgen in Camp San Carlos, dann sind wir ihn los, diesen unheimlichen Kerl, denn er soll nach Fort Grant ins Straflager gebracht werden. Zuerst sitzt er dort seine Strafe ab, ehe er unehrenhaft aus der Armee gejagt wird. Mein Gott, werde ich froh sein, wenn ich den Burschen nicht mehr sehen muss. Ich bin neugierig, ob er jetzt essen wird.«
Die Wagen fuhren in Doppelreihen unter der Felswand auf. Das Endbrett des Gefangenentransporters wurde hochgezogen. Dann stieg First Sergeant Jim Roscoe, das gefürchtete Raubein der Armee, ein untersetzter, breitschultriger und stiernackiger Mann, auf den Wagen. Roscoe hatte kurz geschnittenes krauses Haar, ein derbes, wettergegerbtes Gesicht und stahlharte Augen.
Der Sergeant hatte sechzehn Jahre Armeedienst hinter sich, wurde immer dort eingesetzt, wo es gerade brannte und bildete sonst Rekruten aus. Man nannte ihn nur den »Bullen«, denn er hatte Ähnlichkeit mit einer Bulldogge.
»Absteigen, ihr Halunken!«, befahl Roscoe finster. Er hatte die Schlüssel zu den Handschellen, machte einen Mann nach dem anderen los, schloss danach aber die Schellen sofort wieder zu und kam schließlich zu McCallum.
Augenblicklich zog der zweite Sergeant der Wacheskorte, Joe Lannon, ein baumlanger, kräftiger Mann, seinen Revolver und schlug auf McCallum