G.F. Barner Classic 5 – Western. G.F. Barner
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Diesmal fiel er wie ein Baum um, und Elena wusste, dass er ohnmächtig geworden war, ehe sie nach der Wasserflasche griff, einfach den Schlag aufriss und aus der fahrenden Kutsche sprang. Der Wagen hinten fuhr weiter – der Mann hing am Strick, den Hals in der Schlinge, die sich zusammenziehen und ihn erdrosseln musste.
»Halt – um Gottes willen, haltet an!«, schrie sie entsetzt. »Roscoe, Sie Teufel, lassen Sie halten!«
Nun erst bemerkte sie, dass Roscoe, der das andere Lasso in der einen Hand hielt, bereits nach vorn geritten war und jenes Halslasso gelockert hatte.
»Halt!«, befahl Roscoe scharf. Elena wusste nicht, ob sein Befehl ihr oder dem Fahrer des Wagens galt, sie lief weiter, sank neben McCallum in die Knie und bettete seinen Kopf in ihrem Schoß. Wie schnell sie die Flasche öffnen, das Mundstück zwischen McCallums Lippen anhob, hätte sie nie sagen können. Etwas Wasser rann über das Gesicht des Gefangenen, sie strich es ihm über die Wangen und die Stirn – und dann bewegte er die Lippen, er trank, aber er war noch nicht voll bei Bewusstsein. Plötzlich presste er die Lippen wieder fest zusammen. Nun war er genug bei Verstand, das wusste sie. Er öffnete die Lider, sah sie an – trotzig zuerst, seltsame Härte und Kälte in den dunklen Augen, bis er lächelte. Es war ein hilfloses, ja, es kam ihr vor, als wenn es ein beschämtes Lächeln war, das um seinen Mund kroch und in seine Augen trat.
Plötzlich hatte sie nicht das Gefühl, dass dieser Mann ein Wilder, ein um sich beißender Wolf war. Er war ein Mensch, der Hilfe brauchte – jemand, dessen Augen ihr sagten, dass der Mensch nicht schlecht sein konnte.
»Trinken Sie«, sagte sie zitternd. »Bitte, trinken Sie doch!«
Der Hufschlag dröhnte hinter ihr, das Pferd schnaubte in ihrem Rücken.
»Zurück – lassen Sie ihn los!«, brüllte Spalding. »Zur Hölle, was fällt Ihnen ein, Miss? Loslassen!«
»Das werde ich nicht tun!«, antwortete sie. »Spalding, Sie sind ein Unmensch, Sie haben kein Herz im Leib – und so ein Mann führt und kommandiert andere Männer?! Spalding, Sie sollten sich zutiefst schämen, hören Sie? Er wird jetzt trinken, er wird …«
»Sir, ein Reiter!«, schrie jemand irgendwo. »Sir, ein Mann – er liegt auf seinem Pferd – nordöstlich, Sir!«
Spalding nahm den Kopf herum, sein Gesicht war bleich.
Elena sah nichts davon, sie blickte nur auf den Mann hinab, der nun trank und nicht mehr lächelte. Ihr war, als hätte sie eine Sekunde das andere Ich dieses Mannes gesehen, die andere Seite seines Wesens, das nicht schlecht sein konnte, obgleich das, was er getan hatte, ein Verbrechen in den Augen der Armee und vielleicht auch vieler Zivilisten sein musste.
McCallum trank, er atmete dabei durch die Nase, atmete sehr tief und saugend, und sie hatte das Gefühl, dass er, als er die Augen schloss, über sie und ihre Tat nachdachte.
Nein, dachte sie, er ist kein Verbrecher. Ich möchte mit ihm reden und herausfinden, warum er das getan hat. Hat er es aus Angst vor der ungewissen Zukunft getan? Warum tut ein Mann das, wenngleich er doch weiß, dass es Verrat an den Gesetzen der Armee und vielleicht der Tod für Siedler ist? Warum hat er das getan?
»Sir, um Gottes willen, das ist Shelby!«, keuchte Roscoe in diesem Moment. »Sir, das ist Hartney Shelby!«
»Shelby?«, sagte Spalding erschrocken. »Roscoe, reiten Sie ihm entgegen! Mein Gott, er muss verwundet sein, er hat uns gesehen, aber sein Pferd scheint am Ende zu sein. Schnell, Roscoe, schnell!«
Der Mann, dessen Kopf in ihrem Schoß lag, öffnete jäh die Augen, sein Mund schloss sich, Wasser lief über seine Kinnwinkel in den Sand. Elena war, als tauchte tödlicher Schreck in den Augen des Gefangenen auf, als der Name Shelby fiel. Danach glaubte sie zu sehen, wie ein Schleier den Blick des Gefangenen trübte, bis McCallum die Lieder fest schloss.
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