Butler Parker 172 – Kriminalroman. Günter Dönges

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Butler Parker 172 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 5

Butler Parker 172 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

Скачать книгу

Parker beendete in aller Ruhe sein Frühstück, ging dann in sein Labor und versah sich hier mit einigen nützlichen Kleinigkeiten für eine mögliche hautnahe Auseinandersetzung mit Myladys Entführern. Dann streifte er sich seinen schwarzen Covercoat über den Zweireiher, vergewisserte sich, daß der schwarze Binder korrekt saß, setzte sich die Melone auf den Kopf und langte nach seinem Universal-Regenschirm. Er war bereit, sich mit dem Gegner auseinanderzusetzen.

      *

      Der Butler stürzte sich mit seinem hochbeinigen Monstrum in das dichte Verkehrsgewühl der Innenstadt. Ihm kam zustatten, daß sein Wagen mal ein Londoner Taxi war. Modelle dieser Art waren, wenn auch etwas abgewandelt, in einer Vielzahl auf den Straßen zu sehen. Während der Fahrt in Richtung Piccadilly Circus blickte er immer wieder in den Rückspiegel und suchte nach etwaigen Verfolgern. Er wunderte sich keineswegs darüber, daß solche nicht auszumachen waren. Man erwartete ihn mit Sicherheit am Circus, um ihn dort dann auszuschalten. Was man genau plante und mit ihm vorhatte, wußte er natürlich nicht, doch er rechnete mit Schüssen aus dem Hinterhalt oder mit Messerstichen, die ihn jedoch wohl kaum tödlich verwunden sollten. Seiner Schätzung nach wollte die Person ihm nur beweisen, wie machtvoll sie war. Wenn es sich um ein Katz- und Maus-Spiel handelte, würde die mysteriöse Person, die sich als Katze betrachtete, ihn sicher kaum sofort töten wollen.

      Es war eine Kleinigkeit für den Butler, den Verkehrsstrom zu verlassen. Er wischte mit seinem hochbeinigen Monstrum in eine enge Seitenstraße und steuerte seinen Wagen dann durch ein Gewirr von Gassen, bis er sicher sein konnte, jeden noch so gekonnten Verfolger abgehängt zu haben. Er ließ seinen Wagen auf dem Hinterhof einer Musikalienhandlung stehen, ging gemessen zu Fuß weiter und benutzte einige Pubs und Warenhäuser, um seine Spuren endgültig zu verwischen. Ihm kam es darauf an, weit vor der mit Horace Pickett vereinbarten Zeit in der Carnaby Street zu sein.

      Als er sie erreichte, schritt er an der Boutique vorüber, die Silberschmuck anbot, wechselte in ein Gebäude hinüber, in dem sich einige Musikverlage befanden, und bezog im Treppenhaus Posten. Er befragte seine unförmige Zwiebeluhr, nachdem er den Sprungdeckel hatte aufspringen lassen, und faßte sich in Geduld. Es blieb noch viel Zeit. Inzwischen machte man sich am Piccadilly Circus sicher bereit, ihn angemessen zu empfangen.

      Vom Fenster des Treppenhauses aus konnte er die Boutique überblicken. Parker kümmerte sich nicht um die jungen Leute, die das Treppenhaus bevölkerten. Sie trugen mehr als nur saloppe Kleidung und sahen manchmal sogar recht abenteuerlich aus, ließen ihn jedoch in Ruhe. Hin und wieder wurde Parker zwar interessiert gemustert, doch Fragen stellte man nicht.

      Es dauerte vielleicht eine halbe Stunde, als sich unten auf der Straße etwas tat, was ihm nicht ganz regulär erschien. Zwei Männer, jeder von ihnen etwa fünfunddreißig Jahre alt, stiegen aus einem Taxi und bauten sich in der Nähe der Boutique auf. Einer von ihnen benahm sich derart unauffällig, daß er bereits schon wieder auffiel. Er entfaltete eine Zeitung und gab seinem dringenden Verlangen nach, die neuesten Nachrichten zu studieren. Hin und wieder senkte er die Zeitung und blickte kurz zu seinem Partner hinüber, der sich inzwischen um die Auslagen der vielen kleinen Geschäfte kümmerte.

      Damit war für Parker erst mal erwiesen, daß die Telefonleitung in Shepherd’s Market angezapft worden war. Die Gegenseite hatte sein Gespräch mit Horace Pickett abgehört und entsprechende Vorkehrungen getroffen. Falls er am Piccadilly Circus nicht getroffen wurde, wollte man ihn dann hier abfangen und ihm die verordnete Lektion erteilen.

      Butler Parker griff in die Innentasche seines Covercoats und holte seine zusammenlegbare Gabelschleuder hervor. Er klappte sie auseinander, fixierte beide Hälften und langte in einer seiner Westentaschen dann nach einem Spezialgeschoß. Er wählte eine hart gebrannte Tonmurmel, legte sie in die Lederschlaufe der sogenannten Zwille und öffnete das Fenster des Treppenabsatzes, auf dem er Position bezogen hatte. Wenige Sekunden später zischte das seltsame Geschoß quer über die Straße, senkte sich und traf unfehlbar den Mann, der die Auslagen der Geschäfte besichtigte.

      Er fand noch nicht mal Zeit, nach dem Genick zu langen. Wie vom Blitz getroffen, sackte der Mann in sich zusammen und breitete sich auf dem Gehweg aus. Es dauerte nur noch zusätzliche Sekunden, bis einige Passanten sich um ihn bemühten.

      Der Zeitungsleser neben dem Hydranten war aufmerksam geworden, faltete das Blatt hastig zusammen und lief dann zu der Menschenansammlung. Er hatte sie noch nicht erreicht, als Parker die Treppe hinabstieg und das Haus verließ. Er überquerte die Straße und mischte sich unter die hilfsbereiten und neugierigen Menschen. Geschickt schob er sich an den ehemaligen Zeitungsleser heran und... hatte keine Mühe, ihn heimlich zu beschenken.

      Er bedachte ihn mit einem völlig normal aussehenden Kugelschreiber, den er dem Mann, mit der Fingerfertigkeit eines professionellen Taschendiebes, vorn in die Ziertuchtasche gleiten ließ. Parker wandte sich ab und lustwandelte gemessen die Straße hinunter.

      *

      Josuah Parker saß in seinem hochbeinigen Monstrum und näherte sich der Carnaby Street.

      Schon von weitem sah er, daß dort inzwischen vor der bewußten Boutique ein Krankenwagen eingetroffen war. Parker hielt, beobachtete die Szene und bekam gerade noch mit, daß die beiden Männer ein Taxi bestiegen. Der Rettungswagen setzte sich schon wieder in Bewegung und fuhr ohne Patienten weiter. Er war sicher von Anwohnern alarmiert worden, doch der von der Tonmurmel Getroffene hatte sich geweigert, liegend weggeschafft zu werden.

      Parker folgte dem Taxi, schaltete das Radio ein und betätigte einen versteckt angebrachten Schalter unter dem Armaturenbrett. Daraufhin war ein feiner Piepton zu vernehmen, der ihm genau sagte, wo sich der momentane Träger des Kugelschreibers befand. In diesem Schreibgerät, das aus seinem Labor stammte, befand sich ein kleiner, sehr leistungsstarker Sender.

      Am Trafalgar Square stiegen die beiden Männer aus dem Taxi und mischten sich unter das Fußvolk. Sie waren hier innerhalb weniger Augenblicke völlig verschwunden, was Parker aber nicht sonderlich bedauerte. Er setzte auf den Miniatursender im Kugelschreiber, suchte und fand einen Parkplatz für seinen Wagen, öffnete das Handschuhfach und holte eine Art Hörgerät hervor. Er befestigte den Clip an seinem rechten Ohr und nahm den kleinen Empfänger in die rechte, schwarz behandschuhte Hand.

      Nachdem er das Gerät eingeschaltet hatte, hörte er einen feinen Piepton, der ihm sagte, daß er die Sendesignale des Kugelschreibers noch relativ gut empfing.

      Diese Signale wurden schnell lauter. Parker hatte die Richtung genommen, die die beiden Männer gewählt hatten. Von Schritt zu Schritt wurden die Signale deutlicher und erreichten schließlich ein Maximum. Parker befand sich vor einem Restaurant, dessen Spezialitäten Steaks waren. Der Butler konnte sich kaum vorstellen, daß die beiden Männer ausgerechnet jetzt das dringende Bedürfnis hatten, Steaks zu essen. Wahrscheinlich wollten sie von diesem Restaurant aus nur anrufen.

      Er sollte sich nicht getäuscht haben...

      Nach wenigen Minuten tauchten die Männer wieder auf. Butler Parker hatte Deckung hinter einem Kiosk genommen und war gespannt, was die beiden unternehmen würden. Sie waren zum Straßenrand gegangen und schienen hier zu warten. Sie redeten wenig miteinander, und der Mann, dessen Genick Parker mit der Tonmurmel bedacht hatte, griff immer wieder nach der sicher noch schmerzenden Stelle und machte einen irritierten Eindruck. Wahrscheinlich rätselte er noch immer darüber, was ihn da wohl getroffen und außer Gefecht gesetzt hatte.

      Nach knapp zehn Minuten tauchte ein Auto auf. Es handelte sich um einen Ford, der nur solange hielt, bis die beiden Männer eingestiegen waren. Parker prägte sich das Kennzeichen ein und schritt dann gemessen zurück zu seinem Privatwagen. Mehr war im Augenblick nicht zu tun. Selbst wenn sein Fahrzeug in der Nähe gewesen wäre, hätte er auf eine Verfolgung verzichtet. Die Gefahr, dabei entdeckt zu werden, war einfach zu groß.

Скачать книгу