Fiona - Wiederkehrer. Zsolt Majsai

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Fiona - Wiederkehrer - Zsolt Majsai Die Kristallwelten-Saga

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Abend“, sage ich.

      Keuchend kommt Ben neben mir an und sagt auch „Guten Abend“. Vermutlich fällt ihm genausowenig etwas Besseres ein wie mir.

      „Was machen Sie denn hier?“, fragt Victor Burton.

      „Wir wollen mit Ihnen reden“, antworte ich und mustere ihn neugierig. Er scheint es wirklich zu sein, auch das Verhalten der Frau deutet daraufhin. „Immerhin sollten Sie verwest im Sarg liegen.“

      „Tue ich aber nicht“, murmelt er. „Ich brauche etwas zu trinken. Sie auch?“

      Ich nicke. „Ich nehme einen Scotch.“

      Er geht zur Bar und macht drei Drinks fertig. Ein Glas mit Martini reicht er seiner Frau. Dann blickt er Ben an.

      „Ich trinke nichts, danke“, sagt dieser.

      Er bringt mir meinen Scotch. Bei der Übergabe berühren sich kurz unsere Hände. Seine fühlt sich normal an. Seltsam. Sehr seltsam.

      „Wir sollten uns setzen“, sagt Victor Burton und deutet auf die Sitzgruppe.

      Wir nehmen sein Angebot an. Ben und ich sitzen nebeneinander auf der Couch, Victor und Victoria Burton getrennt in zwei Sesseln. Victoria ist sehr bleich, ihre Hand zittert leicht und vermutlich steht sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Kann ich gut verstehen.

      „Victor – ich darf doch? -, Sie sollten wissen, dass ich vertraut bin mit … sagen wir mal, mit Dingen, die sich scheinbar der rationalen Erklärungsmöglichkeiten einer aufgeklärten westlichen Welt entziehen. Allerdings bin auch ich noch niemandem begegnet, der nach zwei Jahren Totsein in seinem restaurierten Körper zurückkehrt.“

      „Das liegt vermutlich daran, dass Sie eine falsche Vorstellung über das Jenseits haben“, erwidert Victor ruhig.

      „Habe ich das?“

      „Nun, sind Sie gläubig?“

      Ich verneine kopfschüttelnd.

      „Und was glauben Sie dann über das Jenseits?“

      Ich lehne mich lächelnd zurück und nippe an meinem Glas. „Nichts. Ich war schon oft tot und weiß, wie es in der Verborgenen Welt aussieht.“

      Seine Augen weiten sich. „Sie … Sie wissen von der Verborgenen Welt?“

      Ich nicke. „Mich interessiert vor allen Dingen, warum Sie hier sind und wie Sie das geschafft haben. Wobei, den Grund kann ich mir denken. Sie haben eine sehr attraktive Ehefrau. Ist es deswegen?“

      „Ich liebe sie“, sagt Victor ruhig.

      „Ihnen ist aber schon klar, dass Sie nicht einfach von den Toten auferstehen und so weitermachen können, als wäre nichts geschehen?“

      „Ja, natürlich. Für dieses Problem habe ich noch keine Lösung.“

      „Es gibt keine. Sie sind tot, Victor.“

      „Der Tod ist eine Illusion, genauso wie das Leben. Wenn Sie die Verborgene Welt kennen, müssten Sie das doch wissen.“

      „Ich weiß es auch. Aber die meisten Menschen wissen es nicht. Die sind das Problem. Wobei mich dennoch interessiert, wie Sie das geschafft haben.“

      „Und Sie? Wie schaffen Sie das?“

      „Ich bin eine Kriegerin, deswegen regeneriert sich mein Körper grundsätzlich immer wieder.“

      „Sie sind eine Kriegerin? Sie sind doch Fiona, das Mädchen, das vor ein paar Jahren so viel in den Medien war? Wegen dieser Kindermissbrauchsgeschichte?“

      „Ja, ich war das. Damals wusste ich allerdings nicht, dass ich eine Kriegerin bin.“

      „Was ist eine Kriegerin?“, fragt Victoria leise.

      Ihr Mann antwortet. „Eine Art Engel. Das ist eine komplizierte Geschichte, weil die Welt eigentlich ganz anders funktioniert, als die Menschen das glauben.“

      „Krieger haben die Aufgabe, für das Gleichgewicht zu sorgen“, füge ich hinzu. „Leider hat der Chef vergessen, zu definieren, was er eigentlich mit Gleichgewicht meint. Wie auch immer, im Fall Ihres Mannes weiß ich nicht, was ich tun soll. Er verletzt das Gleichgewicht nicht wirklich, auch wenn es für mich völlig neu ist, dass ein gewöhnlicher Mensch in der Lage ist, sich zu regenerieren. Und das auch noch nach einer so langen Zeit.“

      „Sagen wir es mal so: Ich hatte Hilfe durch jemanden, der das auch geschafft hat, aber schon lange kein Wiedergänger mehr ist. Er hat genug von der Welt, von der Illusion. Er hat mir gezeigt, wie das geht.“

      „Beeindruckend“, erwidere ich lächelnd. „Dennoch bleibt das Problem, dass Sie in dieser Welt offiziell seit zwei Jahren tot sind. Es ist nicht vorgesehen, dass Tote wiederkehren.“

      „Das kommt aber immer wieder vor, dass Menschen, die für tot erklärt wurden, plötzlich wieder da sind“, sagt Ben.

      „Ja, aber in solchen Fällen gibt es entweder keine Leiche oder zumindest eine, die nicht ganz eindeutig identifiziert werden kann.“

      „Das stimmt“, gibt Ben zu.

      „Das ist doch Wahnsinn!“, schreit plötzlich Victoria Burton. „Ich werde doch nicht mit einem Geist zusammenleben! Ihr seid alle wahnsinnig!“

      „Ich bin kein Geist!“, protestiert Victor. „Ich bin genauso aus Fleisch und Blut wie du. Ich habe meinen Körper vollständig regeneriert. Ich werde weiterleben und altern und irgendwann wieder sterben.“

      „Nein!“

      „Doch! Und ich darf dich daran erinnern, dass ich das Haus gekauft habe. Du hast es geerbt, aber wenn ich wieder am Leben bin, dann gehört es wieder mir und ...“

      „Jetzt mal langsam“, unterbreche ich ihn. „Auch wenn es nicht den großen göttlichen Plan gibt, waren Sie trotzdem tot und damit Ihr irdisches Leben beendet ...“

      „Wir sind alle unsterblich!“

      „Nicht als menschliche Manifestierung. Victor Burton hat aufgehört zu existieren. Ihre Engagement für diese Rolle ist abgelaufen. Sie müssten sich eigentlich eine neue Rolle suchen, wenn Sie wieder leben wollen. Und dann die vorgesehene Prozedur durchmachen: Zeugung, Geburt, Aufwachsen, und so weiter.“

      „Wollen Sie mich töten? Um das Gleichgewicht zu wahren?“

      „Blödsinn. Ich kann nicht erkennen, wie Sie das Gleichgewicht stören. Trotzdem werde ich nicht einfach zur Tür rausspazieren, ohne eine Lösung für … für das Problem zu haben.“

      „Es muss doch möglich sein, irgendwie zu erklären, dass nicht ich beerdigt wurde!“

      „Hallo? Die gesamte Verwandtschaft hat Sie aufgebahrt gesehen!“

      „Ich wurde beim Unfall übel zugerichtet.“

      Ich blicke Ben an. „Der Wärter will ihn doch erkannt haben und hat ihn vorher nur bei der Aufbahrung gesehen.“

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