Initiale Topiks und Foki im gesprochenen Französisch, Spanisch und Italienisch. Christoph Hülsmann

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Initiale Topiks und Foki im gesprochenen Französisch, Spanisch und Italienisch - Christoph Hülsmann Orbis Romanicus

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(85) dt. Hans meint, das Buch sei möglicherweise ausgeliehen. – Nicht nur möglicherweise, ich weiß, DASS das Buch ausgeliehen ist. (Musan 2010, 51) (86) dt. Der hungrige Hai HAT vor dem Wrack drei Heringe verspeist. (i) ‚das ist die Wahrheit‘ (ii) ‚er ist jetzt nicht mehr dabei, das zu tun‘ (Musan 2010, 51)

      Für Féry (2010a, 5) stellt der Verum-Fokus allerdings keinen eigenen Fokustyp dar, sondern einen speziellen Fall des engen Fokus, bei dem der affirmative Teil einer Aussage fokalisiert wird. In diesen Konstruktionen müssen, wie auch die hier angeführten Beispiele illustrieren, alle anderen Konstituenten gegeben und deakzentuiert sein, da jeder weitere Akzent die illokutionäre Funktion des Satzes zunichtemachen würde.

      Unter dem Begriff Assoziation mit Fokus werden in der Regel all jene Konstruktionen subsumiert, in denen ein fokaler Ausdruck mit einer Fokuspartikel verbunden ist. Das akzentuierte Element verhält sich dabei wie ein enger Fokus, der durch die jeweilige Partikel, die meist eine additive, restriktive oder skalare Bedeutung aufweist, weiter eingeschränkt wird. (cf. Féry 2010a, 4–5) Mithilfe von restriktiven Partikeln wie nur (en. only) gibt der Sprecher dem Hörer zu verstehen, dass es über den Fokusreferenten hinaus keine weiteren Alternativen gibt, die zu einer wahren Assertion führen. Additive Partikeln wie auch (en. also) hingegen drücken die Präsupposition aus, dass die Assertion zusätzliche Alternativen aufweist. Skalare Partikeln wie sogar (en. even) schließlich präsupponieren, dass die Denotation der Fokuskonstituente im Vergleich zu den Alternativen extrem ist.19 (cf. Krifka 2007, 25) Ein zentraler Unterschied zu Sätzen ohne fokussensitive Partikeln besteht nun darin, dass diese Konstruktionen den Wahrheitsgehalt von Sätzen verändern, sodass die Äußerungen (87) und (88) nicht in allen Kontexten austauschbar sind.20 (cf. Féry 2010a, 4)

(87) dt. Marianne hat auch ihrer TOCHTER Eis gegeben.
(88) dt. Marianne hat auch ihrer Tochter EIS gegeben. (Féry 2010a, 4)

      Eine Auswirkung auf den Wahrheitsgehalt von Aussagen wird auch bei Negationen wie jener in (89) angenommen.21 (cf. Krifka 2007, 26) Werden Negationen mit quantifizierten Topiks kombiniert, ergeben sich je nach Akzentuierung in diesen Fällen – wie in (90) bzw. (91) – unterschiedliche Lesarten. (cf. Reich 2012, 411–412)

(89) en. Not BILL stole the cookie, but JOHN.22 (Krifka 2007, 26)
(90) en. All of my friends didn’t COME. (‚Niemand ist gekommen‘)
(91) en. ALL of my friends DIDn’t come. (‚Nicht alle sind gekommen‘) (Reich 2012, 411)

      Die Feststellung, dass die Kategorien Topik und Fokus eine nicht unerhebliche Rolle hinsichtlich des Wahrheitsgehalts von Sätzen spielen können, sollte Grund genug dafür sein, die Informationsstruktur auch im Zusammenspiel mit der Semantik zu untersuchen.23 (cf. Steube et al. 2004, 19) Wie groß der Einfluss der Prosodie auf die Bedeutung von Sätzen auch ohne fokussensitive Partikeln sein kann, illustrieren die folgenden Beispielsätze (92)–(93). (cf. Gundel/Fretheim 2006, 190)

(92) en. DOGS must be carried. (‚no dogless people allowed here‘)
(93) en. Dogs must be CARRIED. (‚if you have a dog with you, you must carry it‘) (Gundel/Fretheim 2006, 190)

      Von Strukturen mit fokussensitiven Partikeln abgesehen, sieht Dretske (1972, 426) in Äußerungen, die sich wie jene in (94) und (95) allein in der Akzentsetzung und damit in den Fokuskonstituenten unterscheiden, dennoch eher pragmatische als semantische Unterschiede: „These utterances are composed of the same words, with the same meanings, in the same order, and they are about the same things (that is, there is no difference in what any term or expression in them is being used to refer to).“

(94) en. DAVID emptied the box.
(95) en. David EMPTIED the box. (Dretske 1972, 424)

      In Anlehnung an Dretske glaubt auch Reich (2012, 410) grundsätzlich nicht an eine direkte Auswirkung von Fokus auf die Semantik von Sätzen:

      This truth-conditional effect is not to be taken to show that focus is a semantic phenomenon, but it strongly suggests that there are expressions in natural language that are in one way or another sensitive to focus. […] it is not necessarily focus itself but rather its interaction with focus-sensitive expressions like only that matters to semantics.

      Krifka (2007) unterscheidet, wie bereits erwähnt, ganz grundsätzlich zwischen einem pragmatischen und einem semantischen Gebrauch von Fokus. Auch wenn die beiden Arten nicht immer strikt voneinander zu trennen sind, können sie – so der Autor – anhand prototypischer Beispiele illustriert werden. Die Sequenz (96) zeigt für Krifka den klassischen Fall eines pragmatischen (engen) Fokus, bei dem jener Teil der Äußerung, der auf die W-Frage antwortet, akzentuiert wird. Die Frage verändert den common ground der Gesprächspartner und zeigt das kommunikative Ziel der fragenden Person an. Dem Gesprächspartner wird signalisiert, wohin sich der CG entwickeln soll, sodass das Formulieren der Frage für Krifka eindeutig im CG management zu verorten ist. (cf. Krifka 2007, 21–22)

(96) en. Who stole the cookie? – PETER stole the cookie. (Krifka 2007, 22)

      Der Autor rechtfertigt seinen Zugang unter anderem damit, dass innerhalb des CG management auch nicht overte Fragen berücksichtigt werden können. Derart implizite Fragen spielen nach allgemeiner Auffassung eine wichtige Rolle bei der Strukturierung von kohärenten Diskursen. Der Fokus wird also auch verwendet, um verdeckte kontextuelle Fragen, wie jene der folgenden Beispielsätze, anzuzeigen.24 (cf. Krifka 2007, 22–23)

(97) en. And then something strange happened. A MEteorite fell down. (What happened?)
(98) en. Once upon a time, there was a PRINcess. (What was there?)
(99) en. Mary sat down at her desk. She took out a pile of NOTES. (What did she do?) (Krifka 2007, 23)

      Als Beispiel für einen primär semantisch motivierten Gebrauch von Fokus führt Krifka Satz (100) an, in dem die Realisierung des Operators fortunately dazu führt, dass der Fokus white (wine) mit der – hier nicht explizit realisierten – Alternative red (wine) kontrastiert. (cf. Krifka 2007, 26)

(100) en. Fortunately, Bill spilled WHITE wine on the carpet. (Krifka 2007, 26)

      Werden in einem Satz wie (101) mehrere Foki kombiniert, spricht Krifka von komplexem Fokus. Dieser

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