Initiale Topiks und Foki im gesprochenen Französisch, Spanisch und Italienisch. Christoph Hülsmann

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Initiale Topiks und Foki im gesprochenen Französisch, Spanisch und Italienisch - Christoph Hülsmann Orbis Romanicus

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die Antwort der dialogischen Sequenz in (58) implizieren, dass es dem Referenten von John auf anderer, beispielsweise finanzieller Ebene, nicht gut geht. Gäbe es keine alternative Perspektive, wäre – so Krifka (2007, 45–46) – keine Notwendigkeit für ein explizites Rahmensetzungstopik gegeben. In der Antwort in (59) wird der alternative Rahmen in der Folge explizit genannt, wodurch ein overter Kontrast zum ersten Rahmensetzungstopik entsteht. Die beiden Präpositionalphrasen in Krifkas Beispielsatz können demnach als kontrastive Rahmensetzungstopiks analysiert werden.

(58) en. How is John? – HEALTHwise/As for his HEALTH, he is FINE.
(59) en. How is business going for Daimler-Chrysler? – In GERmany the prospects are GOOD, but in AMErica they are losing MOney. (Krifka 2007, 45)

      Eine kontrastive Lesart ist nun nicht nur auf Rahmensetzungstopiks beschränkt. Auch das aboutness-Topik kann, wie etwa in (60), mit einem oder mehreren anderen Elementen in Kontrast stehen.34 Für Jacobs treten die zwei Dimensionen oft gleichzeitig auf. Sowohl die Rahmensetzung als auch die Adressierung führen einen Hintergrund ein, anhand dessen die Äußerung interpretiert werden muss.35 (cf. Jacobs 2001, 656–657)

(60) dt. Anna hat Spätzle gegessen, Paul nur Kuchen.36 (Féry 2010a, 6)

      Jacobs zieht das Fazit, dass eine informationsstrukturelle Analyse von Äußerungen jeweils alle vier Topik-Dimensionen berücksichtigen muss. Je nachdem, wie viele der genannten Eigenschaften ein Satz aufweist, nicht aufweist oder gar ausschließt, kann in der Folge von Topik-Kommentar-Strukturen gesprochen werden, oder auch nicht.37 Anti-Topik-Sätze wiederum können durch negative Werte in den Dimensionen erklärt werden. Tatsächlich könnte man, so der Autor, völlig auf den zu allgemeinen Topikbegriff zugunsten der spezifischeren Termini (Separation, Prädikation, Adressierung, Rahmensetzung) verzichten. (cf. Jacobs 2001, 674–675)

      Tatsache ist, dass in der Literatur trotz der vielfach bemängelten Operabilität auch weiterhin das aboutness-Kriterium oft als alleiniges Definitionskriterium für Topiks herangezogen wird, da es für viele „the core of topicality“ (Frey 2005, 96) darstellt. Casielles-Suárez (1999) zufolge herrscht in der Forschung zumindest Einigkeit darüber, dass dieses Kriterium eine conditio sine qua non für den Topikbegriff ist. Das Topik bildet den Ausgangspunkt für die Äußerung des Sprechers. Es ist meist initial, Subjekt, aktiviert oder salient im Diskurs und wird oft in Form von pronominalen oder nicht akzentuierten lexikalischen Konstituenten realisiert. Zu bestimmen, welche dieser Eigenschaften nötig oder ausreichend sind, um ein Element als Topik zu klassifizieren, sei jedoch problematisch. (cf. Casielles-Suárez 1999, 347–348) Die Autorin schlägt in ihrem Beitrag eine sprachenspezifische Analyse von Topiks vor. Viele Probleme würden sich nur deshalb stellen, weil man nicht näher auf die syntaktischen Charakteristika der jeweiligen Sprachen achte, also etwa darauf, dass das Spanische eine Nullsubjektsprache ist. Sprachen können sich ja schließlich durchaus darin unterscheiden, wie sie Topiks syntaktisch markieren.38 (cf. Casielles-Suárez 1999, 354)

      Auch wenn aboutness-Testverfahren existieren, die Topikkonstituenten mittels Elementen wie as for, what about und said about zu identifizieren versuchen, ist eine eindeutige Eruierung aufgrund der mangelnden Reliabilität dieser Verfahren schwierig.39 (cf. Casielles-Suárez 1999, 348) Mit besonderer Vorsicht ist der as for-Test anzuwenden, da er einen Satz zur Folge hat, der einer Linksdislokation entspricht, welche selbst Beschränkungen aufweist. So hat as for die Funktion ein Topik (wieder) einzuführen und nicht ein unmittelbar im Diskurs gegebenes Topik direkt wiederaufzunehmen. Aus diesem Grund führt das Testverfahren in (61) zu einem wenig akzeptablen Ergebnis.40 (cf. Reinhart 1981, 64) Als vergleichsweise reliabler gilt das about-Testverfahren. Sätze können nur dann nach diesem Verfahren paraphrasiert werden, wenn die auf about folgende Nominalphrase wie in (62) Topik ist. (cf. Reinhart 1981, 65)

(61) en. Kracauer’s book is probably the most famous ever written on the subject of the cinema. ??As for this book, many more people are familiar with its catchy title than are acquainted with its turgid text. (Reinhart 1981, 64)
(62) en. He said {about/of} the book that many more people are familiar with its catchy title than are acquainted with its turgid text. (Reinhart 1981, 65)

      In der Regel deutlich weniger kontrovers diskutiert als das Topik wird die Kategorie Kommentar, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass diese – wie bereits am Anfang des Kapitels erwähnt – meist als komplementärer Teil zum Topik definiert wird. Analog zur Annahme einer Korrelation zwischen Topik und Gegebenheit wurde in anfänglichen informationsstrukturellen Analysen auch ein Zusammenhang zwischen Kommentar und neuer Information postuliert, wie etwa von Daneš (1964, 228): „[A]n utterance may usually be divided into two portions: the theme (or topic), conveying the known (given) elements, and the rheme (or comment), conveying the unknown (not given) elements of an utterance.“ Die Antwort in Beispiel (63) zeigt jedoch, dass der Kommentar auch aus gegebenen, d.h. vorerwähnten Elementen bestehen kann.

(63) dt. Auf dem Tisch liegen so viele Bücher: die Bibel, „Harry Potter und der Halbblutprinz“, „Die Forsyte-Saga“. Was hat Eva gelesen? – Eva hat „Harry Potter und der Halbblutprinz“ gelesen. (Musan 2010, 29)

      Um die in diesem Beispiel aus informationeller Sicht festzustellende Relevanz der Objekt-Nominalphrase adäquat beschreiben zu können, ist eine weitere Kategorie nötig, die im folgenden Kapitel vorgestellt wird.

      2.4 Fokus-Hintergrund-Gliederung

      Neben der Ebene des zum Zeitpunkt der Äußerung bei den Gesprächsteilnehmern vorhandenen bzw. angenommenen Informationsstatus von Referenten und der Topik-Kommentar-Gliederung auf der Ebene des Satzes wird innerhalb der Informationsstruktur eine weitere Dimension angenommen, die einen Satz in Fokus und Hintergrund teilt.

      Erneut sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die einzelnen informationsstrukturellen Ebenen in der Literatur meist nicht ausreichend voneinander abgegrenzt werden, was wiederum eine zum Teil sehr uneinheitlich verwendete Terminologie zur Folge hat. Gundel und Fretheim (2006, 176) etwa arbeiten mit einer Topik-Fokus-Dichotomie, bei der Fokus das bezeichnet, was im vorhergehenden Kapitel Kommentar genannt wurde: „Topic is what the sentence is about; focus is what is predicated about the topic.“ Gleichzeitig werden – wie bereits erwähnt – Topiks häufig mit alter Information gleichgesetzt, während Foki meist als Träger neuer Information gelten. Auf letztere Korrelation weist etwa Halliday (1967b, 205) hin: „The focus of the message […] is that which is represented by the speaker as being new, textually (and situationally) non-derivable information.“

      Die komplexe terminologische Situation rund um den Begriff Fokus ist darüber hinaus auch darauf zurückzuführen, dass dieser von manchen Autoren mit Zusätzen wie psychologisch oder semantisch verwendet wird. Als psychologischen Fokus bezeichnet Gundel (1999, 294) jene Entität, auf der die Aufmerksamkeit der Gesprächspartner aufgrund ihrer zu einem gewissen Diskurszeitpunkt gegebenen Salienz liegt. Wie Casielles-Suárez (2004, 143) anmerkt, handelt es sich hierbei eindeutig um – die im vorhergehenden Kapitel behandelten – Topiks. Um terminologische Konfusionen und Redundanzen zu vermeiden, schlägt sie vor, gänzlich auf den Begriff des psychologischen Fokus zu verzichten.

      Mit einer sehr weiten Fokusdefinition arbeitet Wehr (2011, 190), die Fokus als „concept qui est d’une importance particulière pour le locuteur (ou, selon lui, pour l’interlocuteur)“

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