Beakys (Lügen-)Tagebuch. Barry Hutchison

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Beakys (Lügen-)Tagebuch - Barry  Hutchison

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er diese albernen kleinen Lieder schreiben, damit wir Essen auf dem Tisch haben.“

      „Alberne kleine Lieder?“, sagte Dad, schnappte nach Luft und schlug sich auf die Brust. „Noch nie wurde ich so beleidigt!“

      „Du weißt schon, was ich meine“, sagte Mom und machte eine herablassende Handbewegung.

      Dad zuckte mit den Achseln. „Na dann.“

      Offenbar lag sie nicht ganz daneben, dachte ich. Trotzdem war ich nicht davon überzeugt, dass mein Vater Schwerstarbeit leistete. Der letzte Jingle, den er für eine Hundefutter-Werbung geschrieben hatte, ging nur „Wau, wau, wau, wau, wau“, immer und immer wieder.

      „Sorry, Dad“, entschuldigte ich mich. „Natürlich ist dein Lied großartig.“

      Dad schüttelte den Kopf. „Nein, ist es nicht. Es ist schrecklich. Aber trotzdem danke.“

      „Was ist mit dir, Jodie?“, fragte Mom.

      Alle Augen richteten sich auf meine Schwester, die mit der Gabel gelangweilt Bohnen auf ihrem Teller zur Seite schob. Sie schaute kurz auf und zog einen Stöpsel ihrer Kopfhörer aus dem Ohr.

      „Was?“

      „Wie war dein Tag?“, fragte Mom.

      „Ganz okay.“ Sie zuckte mit den Achseln und stöpselte den Hörer wieder ins Ohr.

      Mom schaute sie weiter lächelnd an, vielleicht gab´s ja noch ein bisschen mehr Information. Aber da kam nichts.

      „Okay“, sagte sie schließlich und drehte sich zu mir um. „Dylan?“

      „Ich habe gegen einen Schwan gekämpft.“

      Mom blinzelte. Diese Antwort hatte sie definitiv nicht erwartet. Sie schaute zu Dad, der ebenfalls mit den Augen rollte.

      „Gut, gut“, sagte Mom, „ein rundum produktiver Tag also für alle.“ Dann räusperte sie sich nervös und griff rüber zu Jodie, um ihr den Stöpsel aus dem Ohr zu ziehen.

      „Hey!“, protestierte Jodie.

      „Ich habe gute Neuigkeiten für euch“, sagte Mom und grinste unnatürlich breit. „Tante Jas kommt zu Besuch!“

      Ich prustete in mein Glas und merkte, wie Orangensaft durch meine Nasenlöcher lief. Wie überraschend erfrischend.

      „Was?“, fragte Dad. „Was meinst du mit, ‚Tante Jas kommt zu Besuch’?“

      Tante Jas ist meine Tante, wie schon der Name sagt. Sie ist die Schwester meiner Mutter und eigentlich auch ein bisschen wie sie. Nur jünger, dunkelhaarig und viel, viel lauter. Ihr letzter Besuch ist über ein Jahr her, trotzdem haben wir uns erst jetzt von der Tortur erholt.

      Tante Jas neigt, nun sagen wir … zur Übertreibung. Sie spricht 100 Prozent zu laut – immer. Sie schreit geradezu, das klingt, als würde man mit Fingernägeln auf einer Tafel entlang kratzen. Sie und Mama haben irgendwie ständig Stress miteinander und sie versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Ihr letzter Besuch endete mit einer Schreierei im Kino vor 200 Menschen. Während des Films.

      Ich bezweifelte, dass Mom sich auf den Besuch ihrer Schwester freute, aber sie tat ihr Bestes, um einen tapferen Gesichtsausdruck zu wahren. Beherzt biss sie auf ein Stück Käsekruste, knackte diese im Mund und zuckte beim Kauen mit den Achseln. „Ich meine damit, Jas kommt übers Wochenende. Sie und Steve und …“

      „Nicht die Kinder“, sagte Dad und riss die Augen entsetzt weit auf. „Bitte, nicht die Kinder.“

      „Natürlich bringt sie die Kinder mit“, sagte Mom spöttisch. „Was sollte sie denn sonst mit ihnen machen?“

      „Sie an den Zoo verkaufen“, murmelte Jodie.

      „So redet man nicht über seine Cousinen“, blaffte Mom. Langsam wurde sie sauer. Gleich würde sie anfangen, mit dem Fuß auf den Boden zu tippen, und dann würde sie explodieren. Die Situation musste entschärft werden. Und zwar schleunigst. Zeit, dass ich meinen Charme spielen ließ.

      Ich prustete den Saft aus meinen Nasenlöchern und stellte das Glas auf den Tisch. „Also ich denke, es wird schön, wenn sie hier sind.“

      Dad und Jodie starrten mich ungläubig an. Auch Mom blinzelte überrascht. „Du hast ja schon einige Klöpse in deinem Leben gebracht, Zinkie“, sagte Jodie. „Aber das eben war der beste.“

      „Hör auf, deinen Bruder Zinkie zu nennen“, schimpfte Mom.

      „Alle nennen ihn Zinkie.“

      „Dann sollen sie eben alle damit aufhören“, sagte Mom und beugte sich vor, um mir tröstlich die Hand zu tätscheln. „Er kann doch nichts dafür, dass er so eine riesige Nase hat.“

      „Ich würde nicht sagen, dass sie riesig ist“, protestierte ich.

      Jodie nickte. „Doch ist sie. Sie ist sogar richtig riesig.“

      „Sie ist statuesk“, verteidigte ich mich.

      „Eher elefantesk oder so.“

      Ich schoss mit der Gabel eine in Ketchup getunkte Nudel in Jodies Richtung. Sie duckte sich im letzten Moment, und unsere Deutsche Dogge, Destructo, sprang sofort vom Boden auf und schnappte sich die Nudel in der Luft. Das hatte schon eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Szene aus „Jurassic Park“, nur dass es hier unser Hund statt eines Dino­sauriers war und eine Nudel statt eines schreienden Touristen. Destructo hatte nicht ganz die Größe eines T-Rex, aber sein Appetit war ähnlich groß.

      „Hey!“, schrie Jodie und schnappte sich eine Handvoll wabbeliges Ei.

      Dad hob die Arme und ermahnte uns. „Aufhören, beide“, rief er. „Alle beruhigen sich jetzt mal wieder. Hört auf, mit dem Essen zu werfen. Und ich will nichts mehr hören über Zinkies Riesennase. Lasst uns das Problem systematisch angehen.“

      Er wartete, dass Jodie das Ei wieder zurück auf den Teller legte (was sie zu Destructos Enttäuschung auch tat), dann biss er ein Stück von seiner Wurst ab, kaute nachdenklich und fragte: „Wann kommen sie denn?“

      „Heute Abend“, antwortete Mom.

      Dad verschluckte sich, die Wurst blieb ihm im Hals stecken. Verzweifelt riss er seine Augen weit auf und schlug sich heftig gegen die Brust. Panisch hustete er und begann zu spucken.

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