Sophienlust Classic 50 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Classic 50 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Classic

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dass er das nicht hört«, meinte Denise.

      Sie lachten alle drei. Die Stimmung war nun gelöst und heiter.

      Gegen elf Uhr brachte das Ehepaar den Gast gemeinsam nach Sophienlust zurück.

      »Schlafen Sie gut in der ersten Nacht«, wünschte Denise der jungen Frau, als sie ihr Ziel erreicht hatten. »Merken Sie sich Ihren Traum. Vielleicht geht er in Erfüllung. Nick kann ihn auch der Huber-Mutter erzählen, damit sie ihn deuten kann.«

      Angela betrat auf Zehenspitzen das kleine Zimmer, in dem Bettinas Bettchen stand. Das Kind rührte sich nicht. Es schlief tief und atmete ruhig und gleichmäßig wie alle gesunden Kinder.

      Die Mutter verließ das Zimmer leise wieder und schloss behutsam die Tür hinter sich. Wenig später legte sie sich in das einladend aufgedeckte Bett des gemütlichen Zimmers, das ihr

      für unbegrenzte Zeit zur Verfügung stand, und schloss die Augen. Sie war entspannt und fast glücklich. Für das Leid schien in Sophienlust kein Raum zu bleiben.

      *

      Angela erholte sich durch den Luftwechsel und die schöne, friedvolle Umgebung zusehends. Selbstverständlich trug auch Magdas Kochkunst dazu bei, dass ihre schmalen Wangen sich wieder ein wenig rundeten.

      Bei den Sophienluster Kindern war »Tante Angela« rasch beliebt geworden. Sie nähte abgerissene Knöpfe an und half bei den Schulaufgaben, wenn sich eine kniffelige Sache nicht lösen lassen wollte. Sie las den Kleinen vor und spielte mit endloser Geduld mit den Allerkleinsten, zu denen ja auch noch ihre eigene Tochter gehörte. Bettina hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass ihre Mutter nun immer anwesend war, und hing ihr nicht mehr ständig am Rockzipfel.

      Abends half Angela gelegentlich auch Frau Rennert im Büro aus, wenn viele Schreibarbeiten zu erledigen waren. Das bedeutete für die Heimleiterin eine willkommene Entlastung. Bald gab es nichts mehr in Sophienlust, Schoeneich, Bachenau oder der Kreisstadt, was Angela nicht bekannt und vertraut gewesen wäre.

      Denise machte Angela auch mit ihrer Stieftochter Andrea bekannt, die mit dem Tierarzt Dr. Hans-Joachim von Lehn verheiratet war, den sie schon als Schulmädchen glühend verehrt und geliebt hatte. Selbstverständlich musste Angela bei den von Lehns das Tierheim bewundern, das von Andrea gegründet worden war und das den Namen eines Dackels trug: »Tierheim Waldi & Co. – Das Heim der glücklichen Tiere«. Es gab viele ständige Gäste in diesem Heim. Aber auch heimatlos gewordene Tiere fanden hier immer wieder so lange Unterkunft, bis sich ein neuer Besitzer oder Liebhaber fand.

      Immer mehr gewann Angela den Eindruck, dass die Menschen um Denise von Schoenecker ihre Zufriedenheit und ihr Glück daraus schöpften, anderen zu helfen und die lebendige Kreatur – Mensch und Tier – zu lieben und zu beschützen. War es ihr anfänglich hin und wieder schwergefallen, die gern gebotene Hilfe anzunehmen, so begriff sie allmählich, dass sie kein Einzelfall war und dass Sophienlust schon viele Menschen vor ihr Trost und Rat erhalten hatten. So begann Angela nun auch selbst zu helfen, wo immer sich eine Gelegenheit dazu ergab.

      Dr. Baumgarten hatte Angelas weitere ärztliche Betreuung übernommen und verordnete ihr schon bald ausgedehnte Spaziergänge. Auf diesen Wegen nahm Angela gern einige Kinder mit, doch ergab es sich natürlich auch gelegentlich, dass nur Bettina mit von der Partie war.

      Nach einem besonders kalten Tag hatte es in der Nacht viele, viele Stunden lang lautlos geschneit. Die Kinder begrüßten am Morgen die weiße Pracht mit Jubel.

      Sofort wurden die Schlitten hervorgeholt, und die Schulkinder beneideten die Kleinen glühend, weil diese bereits am Vormittag Gelegenheit hatten, sich gründlich im Schnee zu tummeln.

      Am Nachmittag dachte Nick sich dann etwas Besonderes aus. Die Ponys, auf denen die Kinder so gern ritten, wurden vor die Kinderschlitten gespannt. Das gab eine herrliche Ausfahrt durch den verschneiten Wald.

      Bettina war dafür noch zu klein, so packte Angela ihr Töchterchen warm in Decken ein und zog es auf dem Schlitten hinter sich her. Auch sie schlug den Weg zum Wald ein, weil die frisch beschneiten Bäume so wundervoll aussahen. Vielleicht begegneten sie ja auch den anderen Kindern.

      Angela schritt in ihren hohen Stiefeln munter drauflos. Manchmal hielt sie inne, um zu lauschen. Doch von den Sophienlust-Kindern war nichts zu hören.

      Angela fiel ein, dass um diese Nachmittagsstunde vielleicht schon die ersten Rehe an der Wildfütterstelle sein könnten. Die Tiere zu beobachten würde Bettina gewiss Freude machen.

      Ein paarmal musste Angela überlegen, um die Stelle zu finden. Endlich tauchte die überdachte Futterraufe auf. Zwar waren deutlich Wildspuren im Schnee zu erkennen, doch ließ sich vorerst kein Reh erblicken.

      Neben den Tierspuren entdeckte Angela auch Schuhabdrücke, die nicht von des Oberförsters großen Stiefeln stammen konnten. Es musste ein Frauenschuh gewesen sein, vielleicht sogar der eines halben Kindes. Hatte vor ihr schon jemand die Rehe beobachten wollen? Neugierig geworden folgte Angela den Tritten im Schnee, die bis zur Fütterungsstelle führten, wo frisches Heu, Kastanien und anderes Futter bereitlag.

      Es war Bettinas Händchen im roten Fausthandschuh, das plötzlich aufgeregt ins Heu wies. »Da, Mama!«

      Nun sah es auch Angela. Im Heu

      lag ein Bündelchen, unverkennbar … Nein, sie konnte es nicht glauben! Hatte ein Kind seine Puppe hier im weichen Heu versteckt?

      Angela trat näher und schaute genauer hin. Keine Puppe lag da warm eingehüllt im Heu – es war ein Kind, sicherlich erst wenige Tage alt. Ein Blatt Papier war mit einer Sicherheitsnadel an der Wolldecke befestigt: Herrn Oberförster Bullinger: Bitte bringen Sie meinen Sohn nach Sophienlust ins Kinderheim. Er heißt Wolfi (Wolfgang).

      »Bettina, das ist ein kleiner Junge«, rief Angela. »Wir werden ihn gleich mitnehmen nach Sophienlust, damit er in ein richtiges Bettchen kommt.«

      Bettinas Mund stand vor Überraschung offen.

      »Kleiner Junge«, echote sie.

      Es war ein bisschen mühsam, das Bündelchen aus dem Heu zu ziehen, denn wer immer das Kind dort niedergelegt haben mochte, er hatte es tief ins wärmende Heu gesteckt. Angela bekam heiße Wangen, bis sie das Kind endlich im Arm hielt.

      »Tina will mal gucken«, bettelte Bettina.

      Angela beugte sich nieder und zeigte ihr das Baby. »Jetzt müssen wir euch zusammen auf den Schlitten packen, Tinchen«, überlegte sie laut. »Hoffentlich fällt uns der kleine Kerl nicht herunter.«

      »Tina hält ihn fest«, beteuerte Bettina.

      Während Angela noch überlegte, wie sie beide Kinder sicher auf dem kleinen Schlitten unterbringen könnte, wurde das Geräusch eines Autos hörbar. Ein wenig erschrocken wandte sich Angela in die Richtung, aus der der Wagen kam. Zu ihrer Freude und Erleichterung erkannte sie den wei-ßen Bart des Oberförsters hinter der Windschutzscheibe. Sofort winkte sie ihn heran und berichtete ihm von ihrer Entdeckung.

      Oberförster Bullinger schüttelte den Kopf. »Das hätte ein schlechtes Ende nehmen können«, meinte er. »Beinahe wäre ich heute nicht mehr hierhergekommen, weil uns die Kinder im Forsthaus mit den Ponys und ihren Schlitten besucht haben. Natürlich musste Kakao getrunken werden. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Sache einigermaßen organisiert war. Da wollte ich schon die Futterstelle heute nicht mehr kontrollieren. Ich habe ja gestern genug

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