Karin Bucha Classic 45 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Wir haben es zu spät erfahren, Mutter.« Gerhard läßt sich unweit von Marias Ohrenstuhl nieder. »Du trägst das Unglück mit Fassung. Es tut uns allen schrecklich leid, daß gerade Peter…«
»Was ist mit Peter?« fällt sie ihm scharf ins Wort.
»Daß – daß es gerade Peter ist, der dir dieses Leid zugefügt hat.«
»Welches Leid?«
Gerhard weist mit der Hand hin-über zu dem Hof, wo man immer noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt ist. »Ich meine, daß gerade Peter unseren Hof in Flammen aufgehen ließ«, vollendet er rasch.
Maria Warburg neigt sich vor. Keine Miene der Überraschung zeigt sie. »Du glaubst also auch, was man über Peter spricht?«
Nervös entzündet Franz sich eine Pfeife. »Du glaubst es natürlich nicht. Peter war schon immer dein Lieblingssohn.«
Maria Warburg fährt herum. »Willst du damit sagen, daß ich einen von euch vernachlässigt habe? Oder ist einer von euch benachteiligt worden nach dem Tode eures Vaters? Dann muß ich euch daran erinnern, daß lediglich Peter sein Erbteil noch nicht beansprucht hat. Er hat seinem älteren Bruder treu gedient, ohne nach Geld zu fragen.«
»Dafür hat er sich genommen, was er brauchte«, wirft Franz hämisch ein.
»Man sagt es«, erwidert sie ruhig, und die drei Brüder sind sich nicht klar darüber, wie sie wirklich denkt.
»Wie geht es euren Frauen? Warum lassen sie sich nicht einmal bei mir sehen?« erkundigt Maria Warburg sich in aller Ruhe, als hätte es nie einen Brand gegeben, der alles zerstört hat, was ihr einst lieb und wert war.
»Sie stecken mitten in der Arbeit«, entschuldigt Friedrich seine Frau und gleichzeitig seine Schwägerinnen. »Willst du zu einem von uns kommen?«
»Danke« sagt sie kurz und endgültig. »Ich fühle mich hier sehr wohl und bleibe hier. Außerdem bin ich nicht allein. Ich habe Gundel.«
»Aber Franzi nehme ich mit.« Franz klopft seine Pfeife aus und macht ein paar mächtige Schritte durch den Raum.
In Maria Warburgs Augen flackert etwas wie Angst auf. »Bitte, Franz, laß mir das Kind. Laß es mir wenigstens solange, bis ihr selbst in Ordnung gekommen seid.«
Unschlüssig blickt Franz auf seine Brüder, dann erklärt er sich zu seiner Zusage bereit.
»Aber nur kurze Zeit, Mutter.«
Es sieht aus, als wolle Maria Warburg eine heftige Erwiderung geben, doch sie unterläßt es.
Es herrscht eine ungemütliche Stimmung, und es wird kaum ein Wort gesprochen. Die Brüder trinken ihren Kaffee und verlassen in überstürzter Eile das Haus.
Aus großen Augen sieht Maria Warburg hinter ihnen her. Ihre Hand fährt dabei liebkosend über Franzis Kopf. Sie spürt den kleinen warmen Kinderkörper und fühlt sich nicht mehr so verlassen.
*
»Du also bist Peter Warburg«, sagt Stephan Warburg, der kleine, drahtige Mann, der eine so verblüffende Ähnlichkeit mit Peters Bruder Franz hat, daß er Peter damit einen heillosen Schrecken einjagt. Er reicht Peter beide Hände. »Sei mir willkommen, Peter. Freue mich, daß der alte Onkel Stephan drüben nicht vergessen ist.«
»Nur Mutter spricht manchmal von dir«, erklärt Peter ehrlich, und er gewahrt den sinnenden Ausdruck auf des Onkels Zügen. »Sie war es auch, die mich zu dir schickte.«
Stephan Warburg nickt, und seine Gedanken gleiten ab, weitab in die Vergangenheit. Maria, die er geliebt hat mit seinem ganzen Herzen, und die doch seinen Bruder nahm, dessen Ebenbild jetzt vor ihm steht.
»Ich freue mich über deinen Besuch, Peter«, beteuert Stephan Warburg. »Wirklich, es freut mich sehr.« Er weist auf den Sessel ihm gegen-über. »Setz dich, Junge.«
»Es handelt sich um keinen Besuch, Onkel«, beginnt Peter ohne Zögern und nimmt den angewiesenen Platz ein. Unverwandt sind seine stuhlblauen Augen auf den Onkel gerichtet. Er bemerkt keinerlei Überraschung an ihm. »Wenn es dir recht ist, möchte ich eine Zeitlang bei dir bleiben. Ich möchte arbeiten, hart arbeiten.«
»Schön, kannst du.« Stephan Warburg bückt sich und entnimmt dem Seitenfach seines Schreibtisches eine Flasche und zwei Gläser. Indem er sie vollgießt, bemerkt er mit aller Gelassenheit: »Du bist ausgerückt, nicht wahr?«
»Ja, Onkel.« Ein harter Zug steht um Peters Mund. »Willst du auch die Gründe wissen?«
»Kannst sie mir sagen, brauchst es aber nicht«, kommt die gelassene Antwort. Er schiebt Peter ein Glas zu.
»Wenn du dir einmal das Herz freisprechen willst, will ich dir gern zuhören«, vernimmt er die etwas heisere Stimme seines Onkels. »Werde erst selbst mit allem fertig. Inzwischen wirst du dich auch etwas bei mir eingewöhnt haben. Zunächst wollen wir etwas Kräftiges zu essen bestellen. Du bist in einen Junggesellenhaushalt gefallen. Aber die alte Sammy betreut mich ganz gut.«
Als hätte die alte Dienerin auf ihr Stichwort gewartet, kommt sie ins Zimmer gestürzt.
»Essen ist fertig, Master«, sprudelt sie hervor.
»Dann komm, Junge.« Stephan Warburg schiebt seinen Arm unter den Peters und führt ihn auf die Veranda des Hauses. Es ist ein gutgebautes, stabiles und hell getünchtes Haus.
Stephan Warburg macht eine weit ausholende Bewegung weit über das Land hin. »Das gehört alles mir, soweit du sehen kannst, Peter. Die Weiden und das Vieh sollst du bald kennenlernen. Oder –« Er wirft einen raschen Seitenblick zu dem Neffen auf, »interessierst du dich nicht für Landwirtschaft?«
»Ganz im Gegenteil, Onkel. Ich bin im Eichenhof groß geworden und liebte jeden Stein, jeden Baum, jeden Strauch und alles Vieh. Jetzt ist er ein Trümmerhaufen!«
»Wer? Der Eichenhof?« fragt Ste-phan Warburg erschrocken.
»Er ging in Flammen auf, der Eichenhof«, sagt er hart und kurz.
»Donnerwetter«, entfährt es Ste-phan. »Und was hat deine Mutter getan?«
Peter streift die kleinere Gestalt des Onkels mit einem traurigen Blick.
»Sie hat sich in das Gartenhaus zurückgezogen«, bemerkt er bitter. »Scheinbar haben ihre Söhne keinen Platz für sie.«
»Gut, sehr gut«, erwidert Stephan und berührt den Arm des Neffen mit der Hand. Es ist eine kleine unscheinbare Geste, und doch spürt Peter, daß viel Anteilnahme darin liegt. Warum er es aber gutheißt, daß Mutter sich in dieses kleine, unscheinbare, unbequeme Haus zurückgezogen hat, nachdem sie auf dem komfortablen Eichenhof die Herrin war, das begreift er nicht.
»Mutter ist und bleibt die Herrin«, wirft Peter eigensinnig ein.
Stephan lächelt überlegen. »Mein lieber Peter. Du bist noch sehr jung und kennst die Menschen schlecht. Es wundert mich durchaus nicht, daß du meinst, alles bliebe beim Alten,