Im Sonnenwinkel Classic 45 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Classic 45 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Classic

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Tage schien es tatsächlich, als wollte Claudius sich ernsthaft mit den Neuplanungen für das Unternehmen beschäftigen. Dann wurde es ihm zu langweilig in dem einsamen Haus, und er schlug seinem Vater vor, sich in der Fabrik umzusehen.

      Ludwig Röttgen war skeptisch, aber er wollte sich nicht von diesem Gefühl dazu verleiten lassen, Claudius zu kontrollieren. Er war so tolerant, von seinem Sohn nicht von heute auf morgen eine völlige Wandlung zu erwarten.

      In seiner Stadtwohnung fand Claudius einen Brief von Eva vor. Es waren nur wenige Zeilen.

      Wir starten zwei Tage früher als vorgesehen. Lass es Dir gut gehen, Claudius. Vielleicht erinnerst Du dich auch einmal zweier wunderschöner Tage, die wie ein Traum für mich waren.

      Wie ein Traum! Er sah sich mit Eva Hand in Hand durch den Wald gehen, er sah ihr Gesicht vor sich, als er sie in den Armen hielt, das Glück in ihren Augen, dieses scheue Lächeln. Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. Der Traum zerstob. Es war Anke von Halling.

      »Bist du endlich wieder im Lande, Claudius?«, fragte sie. »Übermorgen ist meine Geburtstagsparty. Hast du es vergessen?«

      Er hatte es fast vergessen, aber nun erinnerte sie ihn ja daran. Und sie erinnerte ihn auch daran, dass für diesen Tag ihre Verlobung geplant war.

      Also gilt, dachte Claudius, versuchen wir mal ein solides Leben. Er rief seinen Vater an und unterrichtete ihn davon, dass er sich mit Anke verloben wolle.

      »Du wirst doch kommen, Papa?«, fragte er.

      »Ich fühle mich nicht wohl. Außerdem werde ich lieber warten, ob auch die Hochzeit zustande kommt«, tönte die Antwort durch den Draht.

      Claudius fuhr zum Wohnsitz der Hallings. Hier wurde er auf das Freundlichste empfangen. Anke sah bezaubernd aus, und Claudius kam zu der Überzeugung, dass es sich mit ihr leben lassen würde.

      Die Verlobung war perfekt, die Hochzeit war für vier Wochen später geplant.

      *

      Bambi Auerbach spielte Babysitter bei ihrem Neffen Henrik. Sie war unsagbar stolz, in so jungen Jahren schon Tante zu sein, und erfüllte ihre Pflicht mit größter Gewissenhaftigkeit.

      Ricky war mit ihrer Mutter nach Hohenborn zum Friseur gefahren, denn am Abend waren sie bei den Münsters eingeladen, die Besuch von Ludwig Röttgen bekommen hatten. Er hatte sich endlich doch zu einer dreiwöchigen Kur aufgerafft und machte auf der Heimfahrt bei ihnen Station.

      Henrik klatschte gleich in seine Händchen, als Bambi ihm die Rassel hinhielt.

      »Bist ja ein ganz braver Junge«, meinte Bambi zärtlich. »Unser allerliebster Schatz. Wirst wohl gar nicht müde heute, mein Kleiner.«

      Es sah bezaubernd aus, wie sie sich über den Kleinen neigte, und Ricky, die unbemerkt eingetreten war, betrachtete hingerissen das Bild, das sich ihren Augen bot. Selbst ihr kleiner Sohn konnte die Liebe, die sie für ihr Schwesterchen empfand, nicht schmälern.

      »Da bin ich wieder«, sagte sie.

      Bambis dunkles Lockenköpfchen nickte empor.

      »Das ging aber schnell, Ricky, wir waren ganz brav.«

      »Das weiß ich ja«, äußerte Ricky liebevoll. »Auf unsere Bambi können wir uns verlassen.«

      »Das wäre auch noch schöner«, erwiderte Bambi. »Du siehst sehr, sehr hübsch aus. Es ist Post gekommen, Ricky. Darf ich Hannes die Briefmarken mitnehmen?«

      »Wir wollen erst mal sehen, wer geschrieben hat«, meinte Ricky. »Oh, Eva! Das ist aber eine liebe Überraschung.«

      »Von der Eva, die ihr auf dem Fest kennengelernt habt?«, fragte Bambi.

      Ricky nickte. Sie hatte den Umschlag geöffnet und den Briefbogen auseinandergefaltet. Ihr Gesicht überschattete sich immer mehr, je weiter sie las. Bambi beobachtete die große Schwester.

      »Schreibt sie traurig?«, fragte sie.

      Geistesabwesend sah Ricky die Kleine an.

      »Nicht eigentlich traurig.«

      »Hat sie Heimweh? Wo ist sie denn jetzt?«

      »In Rio.«

      »Wo immer der große Karneval ist? Da waren Mami und Papi doch auch schon.«

      Rickys Augen hingen an den Zeilen.

      Vielleicht erinnern Sie sich meiner gar nicht mehr, Ricky, aber ich muss so oft an Sie denken und hatte Ihnen doch einen Kartengruß von dieser großen Reise versprochen. Nun wird es ein Brief. Einen Abend habe ich mal für mich. Es ist eine einzige Hetze. Das Klima bekommt mir auch nicht recht.

      Die Tournee ist ein großer Erfolg, und eigentlich sollte ich glücklich sein.

      Aber sie war es nicht. Ricky fühlte es, als sie diese Zeilen las, und sie hatte eine ferne Ahnung, dass Claudius Röttgen schuld daran war.

      In acht Tagen wäre sie in New York, schrieb Eva weiter, und die Adresse ihres Hotels hatte sie auch angegeben.

      Ein Gruß von Ihnen würde mich sehr freuen und auch aufmuntern, Ricky. Ist das sehr vermessen?

      Ricky schrieb noch am gleichen Tag, und sie nahm sich vor, Ludwig Röttgen ein wenig auf den Zahn zu fühlen, was eigentlich mit seinem Sohn los sei, wenn sich dazu eine Gelegenheit bot.

      Bambi trabte mit den Briefmarken heim und verkündete ihrer Mami, dass Ricky einen Brief aus Rio bekommen hätte.

      »Von Eva«, erklärte sie. »Sie hat wohl Heimweh. Gell, wir hätten auch welches, wenn wir so weit weg wären.«

      »Und wir haben Post von Jörg und Stella«, sagte Inge Auerbach. »Nächste Woche kommen sie für ein paar Tage.«

      »Fein! Sie haben bestimmt auch Heimweh«, meinte Bambi. »Kannst du dich an Eva nicht mehr erinnern, Mami?«

      »O doch«, erwiderte Inge, aber ihre Gedanken waren dabei nicht froh, denn vor ein paar Minuten hatte Sandra Münster ihr erzählt, dass Claudius Röttgen am Wochenende heiraten würde. Da sie es von seinem Vater höchstpersönlich erfahren hatte, gab es keinen Zweifel daran.

      Arme kleine Eva, dachte Inge Auerbach, und Bambi wunderte sich, dass auch ihre Mami so betrübt dreinschaute.

      *

      Ludwig Röttgen hatte selbst den Wunsch geäußert, Magnus von Roth und Professor Auerbach kennenzulernen, nachdem Sandra so viel von dieser Familie erzählt hatte. So war es zu dieser Einladung gekommen, zu der Magnus und Teresa von Roth, Werner und Inge Auerbach, Fabian und Ricky Rückert wie auch Marianne und Carlo Heimberg mit Lothar Dressler erschienen.

      Ludwig Röttgen fühlte sich in dieser harmonischen Gesellschaft sichtlich wohl.

      »Diese drei Tage haben meine Lebensgeister mehr gestärkt als die ganze Kur«, erklärte er.

      »Sie hätten halt ein paar Wochen bei uns verbringen sollen, Herr Röttgen«, sagte Sandra. »Aber warum wollen Sie nicht noch einige Tage bleiben?«

      »Es

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