Dr. Laurin Classic 52 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Freunde können aber du zueinander sagen«, warf Angelika ein, »und jetzt sind wir nicht in der Klinik. Und ich finde es ganz toll, wenn der Doktor unser Freund ist.«
Die beiden trollten sich.
Moni warf Michael einen schrägen Blick zu.
»Bekomme ich jetzt eine Zurechtweisung?«, fragte er. »Ich möchte gern euer Freund sein, Moni.« Schlicht und herzlich sagte er es und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich wollte es eigentlich schon lange gesagt haben«, fügte er dann verhalten hinzu.
Ein Lächeln lagt nun um Monis weichen Lippen. »Freundschaft ist etwas sehr Schönes«, sagte sie leise. »Danke, Michael.«
Ganz schnell zog er ihre schmale schöne Hand an die Lippen.
»Ich danke dir, Moni. Dieser Augenblick bedeutet mir sehr viel.«
Ihre Blicken tauchten ineinander, und sie beide, die ihre Gefühle nicht auf den Lippen trugen, wussten, dass dieser Augenblick einen Anfang in sich barg.
Dieter und Angelika ließen sich Zeit mit dem Umkleiden, und sie sahen so ein bisschen wie Verschwörer aus, als sie dann mit dem Picknickkorb daherkamen, der wohlgefüllt war. Moni hatte vorgesorgt.
»Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen«, sagte Michael, »aber wie wäre es, wenn wir auch erst eine Runde schwimmen würden, Moni? Mit vollem Magen soll man nicht ins Wasser gehen.«
»Der Doktor hat gesprochen«, lachte Dieter. Und Moni war schon aufgesprungen und lief zum See.
»Langsam!«, rief Michael ihr zu.
Angelika sah ihnen zu, wie sie ins Wasser glitten. »Ich glaube, Michael hat unsere Moni mächtig gern«, sagte sie gedankenvoll.
»Ist doch klar, man muss sie gern haben«, meinte Dieter. »Er ist schwer in Ordnung, da braucht uns gar nicht bange sein.«
»Meinst du, dass sie heiraten werden?«, fragte Angelika.
Dieter riss die Augen auf. »So was braucht man auch nicht gleich denken, wenn man sich befreundet. Sag so was lieber nicht laut.«
»Unter uns können wir doch darüber reden«, sagte Angelika. »Mit Michael würden wir uns wenigstens prima verstehen.«
»Na, weißt du, eigentlich kann man es aber nicht von einem Mann verlangen, dass er gleich drei auf einmal heiratet«, äußerte Dieter skeptisch seine Meinung. »Und überhaupt, was sollen wir schon an so was denken?«
Später saßen sie fröhlich zusammen. Sie ließen es sich schmecken, lachten und waren so unbeschwert, wie es ein so herrlicher Tag verlangen konnte, und nicht einen Augenblick hätten sie daran gedacht, dass dieser Tag nicht auch so fröhlich enden würde, als Dieter und Angelika doch zu ihrer Bootsfahrt kamen.
Weiter draußen im See schaukelten die Segelboote auf den Wellen, die nun von einem leichten Wind vorwärts bewegt wurden, aber Dieter hätte nicht den Wunsch zu äußern gewagt, dass er auch gern mal in einem Segelboot sitzen würde. Jetzt dachte er daran auch gar nicht, denn der Kahn genügte ihm vollkommen. Doch er war es, der dann plötzlich aufsprang.
»Da treibt wer im Wasser!«, rief er aus. »Dort!«, rief Dieter aufgeregt, »ich hab’s genau gesehen. Es ist ein Mensch. Er hat die Arme hochgeworfen.«
Und diese Arme sah jetzt auch Michael. »Haltet die Ruder!«, rief er, und schon glitt er mit einem Kopfsprung ins Wasser.
Moni war eine Sekunde wie erstarrt, dann sah sie, wie sein Kopf auftauchte.
»Werdet ihr allein mit dem Boot fertig?«, fragte Dieter. »Vielleicht braucht Michael Hilfe.«
»Pass auf, Dieter«, murmelte Moni, doch sie und Angelika hielten das Boot im Gleichgewicht, als nun auch Dieter ins Wasser sprang.
»Wenn ihnen bloß nichts passiert«, sagte Angelika, und Moni schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
Bebend vor Angst warteten sie, dann endlich konnten sie die beiden dunklen Köpfe wiedersehen, und dazwischen flimmerte helles Haar.
Dieter bewies, dass er nicht umsonst seine Prüfung als Rettungsschwimmer abgelegt hatte.
Sie waren aber beide ziemlich erschöpft, als sie das Boot erreichten, denn der Wellengang war plötzlich höher geworden, und am Himmel jagten jetzt blitzschnell drohende dunkle Wolken.
Niemand außer ihnen schien diesen Zwischenfall bemerkt zu haben, aber jetzt hörten sie die Sirenen.
»Sturmwarnung«, sagte Dieter keuchend, als sie ganz in der Nähe ihres Bootes waren.
Wie sie dann hineingelangt waren, wussten sie nicht mehr, und während sich Moni und Angelika kräftig in die Ruder legten, begann Michael schon mit seinen Wiederbelebungsversuchen.
Auf seiner Stirn mischten sich die Wassertropfen, die aus seinen Haaren rannen, mit Schweiß. Doch erst als sie das rettende Ufer erreicht hatte, gab das Mädchen ein Lebenszeichen von sich, ein Keuchen, das einen Schwall Wasser aus ihrem Körper trieb.
»Sie ist verletzt«, sagte Michael tonlos. »Es wird das Beste sein, wenn wir sie schnellstens in die Klinik bringen. Verstehst du etwas von künstlicher Beatmung, Dieter?«
»Ich versuche es«, sagte Dieter, und obgleich Moni kaum klar denken konnte, kam ihr der ›kleine‹ Bruder schrecklich erwachsen vor.
»Ich hole den Wagen.«
Michael rannte schon davon, denn der Wagen stand ein ganzes Stück entfernt.
*
Irgendwann erreichten sie die Prof.-Kayser-Klinik. Die Polster des neuen Wagens waren durchfeuchtet, doch darauf achtete nur Angelika.
Sie wollte nicht mit in die Klinik gehen, dafür die Polster abreiben. Sie war noch ein Kind und sehr traurig, dass der herrliche Tag einen solchen Abschluss fand.
Moni war vorausgelaufen, verständigte die Stationsschwester Melanie und den diensthabenden Arzt.
Es war Dr. Uhl.
Michael und Dieter trugen das bewusstlose fremde Mädchen in die Halle. Schon wurde eine Trage gebracht. Die Bestürzung wurde von reger Geschäftigkeit vertrieben. Michael musste Dr. Uhl schnell Bericht erstatten. Immerhin waren die Wiederbelebungsversuche von Erfolg gekrönt, und anscheinend hatte sie doch eine recht gute Konstitution.
Dr. Petersen, der heute Dienst auf der Frauenstation machte, hatte schnell entschlossen Moni, Dieter und Angelika heimgebracht, damit sie sich nicht auch noch eine schwere Erkältung holten.
Moni sagte nichts, sie blickte nur traurig vor sich hin. Dieter stellte dagegen Betrachtungen an, wie leichtsinnig manche Menschen doch waren, und Angelika jammerte, dass Michaels schönes Auto nun so kräftig mit Wasser getauft worden war.
»Aber ihr habt ein Leben gerettet«, sagte Dr. Petersen.
»Und wenn sie gar nicht gerettet werden wollte?«, fragte nun Die-
ter.
Monika blickte