Dr. Laurin Classic 52 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Wollte nur mal nachschauen, was diese kleine Lebensmüde macht«, erklärte er. »Ich habe die Kinder zum Kindergottesdienst gebracht, und es lohnt sich nicht, dass ich zwischendurch heimfahre.«
Das war das Neueste auch bei den drei Laurin-Kindern, dass sie plötzlich mit Begeisterung in den Kindergottesdienst gingen. Aber es war ein neuer junger Pfarrer gekommen, der es meisterhaft verstand, mit ihnen umzugehen. Und was die Laurin-Kinder taten, das mussten Ronald und Nikki natürlich auch tun.
»Hast du eben Lebensmüde gesagt?«, fragte Leon, der jetzt nicht an den Kindergottesdienst dachte.
»War sie das nicht?«, fragte Lars. »Ich habe mir die Geschichte durch den Kopf gehen lassen. Wir kennen den See. So weit hineinzuschwimmen, kostet doch schon Anstrengung genug. Man spürt, wie die Kräfte erlahmen. Man schwimmt nicht weiter, sondern kehrt um. Aber nach Hillenbergs Schilderung muss sie in die Seemitte geschwommen sein.«
»Sie kann die Orientierung verloren haben«, warf Dr. Sternberg ein. »Allerdings… diese Kopfverletzung…«, er unterbrach sich und schwieg nachdenklich.
»Sie lässt darauf schließen, dass sie sich in einem Boot befunden hat, aber es ist kein treibendes Boot gefunden worden. Ich habe mich auch danach erkundigt«, sagte Lars.
»Es könnte ein Leck gehabt haben und abgesackt sein«, meinte Leon. »Ich habe mich schon manches Mal gewundert, was für alte Kähne da noch vermietet werden.«
»Aber das ist dennoch ziemlich teuer, und Martina behauptet, kein Geld zu haben«, erklärte nun Dr. Sternberg.
»Sie behauptet es«, meinte Leon. »Sagt sie die Wahrheit?«
»Sie ist ein verzweifelter junger Mensch«, sagte nun wieder Eckart Sternberg. »Man kann es in ihren Augen lesen. Sie ist keine Lügnerin.«
»Du scheinst länger mit ihr gesprochen zu haben. Erzähle«, forderte Leon den Freund auf. Und alle drei vergaßen, dass sie heute eigentlich dienstfrei hatten und den Sonntag ganz ihrer Familie widmen wollten. Aber wenn es um ein Menschenleben ging, kam es auf eine halbe Stunde nicht an, und die junge Martina konnte nicht ahnen, wie ernsthaft bereits über sie beratschlagt wurde.
»Auf jeden Fall bleibt sie erst einmal hier«, sagte Dr. Laurin. »Morgen werde ich mich mal mit ihr unterhalten, und eventuell könnte sie dann bei uns vorerst Arbeit finden. Karin muss nämlich unbedingt zur Kur. Ihre Arthritis macht ihr schwer zu schaffen. Es kommt darauf an, ob sie wirklich mit Kindern umgehen kann, aber das können unsere am besten selbst entscheiden.«
»Ich bin jedenfalls erst mal gespannt, was Karin sagt.«
»Sie wird nachgeben müssen, und sie wird es auch. Sie plagt sich arg«, erklärte Leon. »Sie soll einen schönen Lebensabend haben.«
Lars Petersen blickte auf seine Armbanduhr. »Höchste Zeit, dass ich die Kinder wieder abhole. Du lieber Himmel, es ist gleich elf Uhr. Heute Nachmittag wollen wir Moni und ihre Geschwister abholen, damit sie den Schrecken leichter überwinden. Bis morgen, Freunde!«
Das war nicht so hingesagt. Für sie war ihre Freundschaft etwas Bindendes, eine Verpflichtung in jeder Lebenslage. Sie konnten sich hundertprozentig aufeinander verlassen.
*
Ronald und Nikki erwarteten ihren Daddy schon, aber sie brauchten nicht allein zu warten. Konstantin, Kaja und Kevin, die drei älteren Laurin-Kinder, leisteten ihnen Gesellschaft und betreuten sie, weil sie ja die Kleineren waren.
Der pfiffige Konstantin hatte auch gleich eine Erklärung dafür, dass Lars nicht pünktlich war.
»Wenn euer Daddy in die Klinik gefahren ist, dann hat er bestimmt unseren Papi getroffen, und sie haben sich wieder verschwatzt«, meinte er.
»Bei den Männern ist es nämlich auch nicht anders, wie wenn eure Mami und unsere Mami und Tante Corinna sich treffen«, schloss Konstantins Zwillingsschwester Kaja sich an.
»Und wenn dann erst noch Tante Sandra dabei ist, ist es ganz aus«, sagte Kevin. »Die weiß immer am meisten!«
Aber nun war Lars schon da, und das allgemeine Abschiednehmen kam. Die Laurin-Kinder gingen zu Fuß heim. Sie machten das gern. Weit hatten sie es nicht. Aber sie gingen dann immer am Tabea-Heim vorbei, das auch zur Prof.-Kayser-Klinik gehörte und auf das sie nun doppelt stolz waren, nachdem es noch hatte erweitert werden können.
Im Tabea-Heim konnten alleinstehende Mütter mit ihren Kindern so leben wie in einer richtigen Familie. Die Mütter konnten ihrem Beruf nachgehen, die Kinder wurden betreut.
Und wenn die Kinder von Dr. Laurin, der die Schirmherrschaft hatte, kamen, gab es immer ein großes Hallo.
Antonia kalkulierte eine halbe Stunde ein, weil sie genau wusste, dass es nicht ohne Aufenthalt im Tabea-Heim abgehen würde.
Leon war vor den Kindern zu Hause.
»Ist unser Nachwuchs noch nicht da?«, fragte er.
»Der Weg führt am Tabea-Heim vorbei«, erwiderte Antonia lä-chelnd.
»Und wo ist Kyra?«, fragte Leon, der seine Jüngste am meisten vermisste.
»Schon bei Omi und Opi. Wir sollen zum Essen rüberkommen, damit Karin ihre Ruhe hat.«
»Dann muss es ihr aber arg schlecht gehen«, sagte Leon. »Ich schaue mal nach ihr.«
»Tu das und rede ihr ins Gewissen, dass sie eine Kur macht. Bad Gastein wäre doch das Richtige. Die Berge mag sie, und wir könnten sie bei Dr. Brugger unterbringen. Der ist ihr auch nicht fremd. Wir würden und ewig Vorwürfe machen, Leon, wenn wir jetzt nicht mal energisch eingreifen würden.«
»Drück mir die Daumen, dass ich energisch mit ihr reden kann«, sagte Leon.
Leicht fiel ihm das nicht. Früher hatte immer Karin energisch mit ihm geredet. Sie war seine erste Sprechstundenhilfe gewesen, schon eine Krankenschwester mit sehr viel Erfahrung. Er dachte an die vielen Jahre zurück, die sie mit ihm geteilt hatte, an den nicht leichten Anfang, an ihre Treue, ihre nimmermüde Bereitschaft. Sie hatte ihren Teil auch dazu beigetragen, dass die bezaubernde Ärztin Dr. Antonia Kayser, die ihren eigenen Kopf und ganz konsequente Ansichten hatte, dann doch verhältnismäßig schnell Frau Dr. Laurin geworden war.
Als Leon dann die Leitung der Prof.-Kayser-Klinik übernahm, hatte Karin die Haushaltsführung bei den Laurins übernommen.
Sie gehörte zur Familie, sie war nicht wegzudenken, wie damals die gute Tina, die Antonia aufgezogen hatte. Aber auch Tina war kein ewiges Leben beschieden gewesen, und eines Tages würden sie wohl auch Abschied von Karin nehmen müssen.
Nicht so bald, dachte Leon, als er in Karins kleines Reich eintrat. Es war ihm gar nicht wohl zumute, als er sie so müde in ihrem Lehnstuhl sitzen sah.
»So