Sophienlust Bestseller 11 – Familienroman. Marietta Brem

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Sophienlust Bestseller 11 – Familienroman - Marietta Brem Sophienlust Bestseller

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war, der ihr noch etwas bedeutete.

      Als sie die Tür zu der kleinen Wohnung aufschloß, fühlten sich ihre Finger wie Eis an.

      »Was machen wir jetzt, Tante Franzi?« piepste Marion mit ihrem zarten Stimmchen.

      »Ich weiß es auch nicht, Herzchen«, gestand Franziska, die erleichtert war, daß sie den Trauergästen entkommen war.

      Die Wohnung machte einen kalten, leeren Eindruck auf Franziska, nicht zuletzt deshalb, weil sie vergessen hatte, einzuheizen. Das war immer die Arbeit ihres Bruders gewesen, der ihr jeden nur möglichen Handgriff abgenommen hatte.

      »Du tust schon so viel für uns, da ist es nur recht und billig, wenn ich dir die schweren Arbeiten abnehme.« Fast glaubte sie, seine warme, wohlklingende Stimme zu hören, und irgendwie fühlte sie sich getröstet.

      »Komm, Marion, jetzt mache ich dir erst einmal etwas zu essen, und dann legst du dich hin.«

      »Nicht schon schlafen gehen, Tante Franzi. Draußen ist es noch gar nicht dunkel«, wehrte sich das kleine Mädchen und zog einen Schmollmund. Sie sah aus wie eine Elfe mit ihrem schwarzen Lockenkopf und dem schmalen, ein wenig zu blassen Gesichtchen.

      »Natürlich ist es schon dunkel. Das Licht, das du siehst, stammt von der Straßenlaterne, du kleiner Schlauberger.« Unwillkürlich mußte die junge Frau lachen. Sie liebte ihre kleine Nichte über alles, doch nicht nur, weil diese dem toten Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten war.

      Das wußte Marion natürlich, und sie wandte ihren ganzen Charme auf, wenn sie der Tante etwas abschmeicheln wollte.

      »Was möchtest du, Marion? Brot mit Wurst oder lieber mit Rührei?« Franziska zwang sich dazu, ein freundliches Gesicht zu machen, obwohl sie immer wieder gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen mußte. Das Kind sollte es nicht sehen, denn sie hatte es noch nicht richtig begriffen, daß der Tod des Vaters ein Grund zum Traurigsein war.

      »Wurst mit Rührei«, rief das Mädchen ganz begeistert und kroch auf allen vieren über die Eckbank, bis sie endlich auf ihrem Platz zum Sitzen kam.

      Die Wohnküche war groß und behaglich eingerichtet, doch auch hier herrschte ziemliche Kälte. Aber Franziska hatte keine Lust, den Kohleofen einzuheizen. Sie schaltete den Backofen ein und öffnete die Klappe einen Spalt breit. So konnte die Wärme ungehindert entweichen. Bald war es angenehm überschlagen.

      Die junge Frau bemühte sich, sich auf das Abendessen zu konzentrieren, das sie zubereitete. Kurze Zeit später stellte sie überrascht fest, daß ihr das sogar einigermaßen gelungen war. Trotzdem war sie froh, als das Kind gegen achtzehn Uhr endlich im Bett lag.

      Artig faltete Marion ihre Hände und schaute erwartungsvoll zu der Tante auf. Beinahe hätte Franziska vergessen, mit dem Kind, wie gewohnt, zu beten. Schuldbewußt kehrte sie noch einmal zurück und setzte sich an das Bett.

      »Lieber Gott, mach mich fromm, daß ich zu dir in den Himmel komm«, murmelte die junge Frau tonlos.

      »Und zu meinem Vati«, fügte Marion noch eifrig hinzu. Dann schloß sie zufrieden die Augen.

      Franziska aber war bei den Worten des Kindes erschrocken zusammengezuckt. Hatte Marion doch mehr verstanden, als sie ahnte?

      Rasch hauchte sie dem Kind noch einen zärtlichen Kuß auf die Stirn, bevor sie das liebevoll eingerichtete Kinderzimmer verließ.

      Erst jetzt konnte Franziska sich ihrem Schmerz hingeben. Sie vermißte den Bruder unendlich, denn er war immer der ruhende Pol in ihrem Leben gewesen. Und nun war er tot.

      Müde setzte sich Franziska auf das Bett in dem kleinen Zimmer, das sie seit Hertas Tod bewohnte. Wie sollte es jetzt weitergehen? Hoffnungslosigkeit stieg in der jungen Frau auf.

      Franziska Bölz wußte, daß sie Marion niemals würde im Stich lassen können, dazu liebte sie das Mädchen viel zu sehr. Außerdem war sie es ihrem Bruder und auch Herta schuldig, daß sie sich um deren Töchterchen kümmerte, jetzt, da sie es selbst nicht mehr konnten.

      Mit leerem Blick schaute sie sich in dem Zimmer um. Der dunkle Schrank, der noch von den Eltern stammte, schien drohend auf sie zuzukommen, und die dünnen Vorhänge bewegten sich leicht vor dem halb geöffneten Fenster. Kühle Abendluft drang ins Zimmer. Von der Straße konnte man die Geräusche hektischer Betriebsamkeit hören.

      Aber Franziska nahm das alles gar nicht wahr. Sie mußte an Ulrich denken, der jetzt so weit von ihr entfernt war. Für ihren Bruder war das Leben ohne seine geliebte Frau sinnlos geworden. Eigentlich hatte der Tod für ihn eine Erlösung dargestellt.

      Franziska erschrak bei diesem Gedanken. In welche irren Phantasien verirrte sie sich nun in ihrer Trauer?

      Nein! Soweit durfte es nicht kommen. Entschlossen stand sie auf und machte das Fenster zu. Dann ging sie ins Bad, füllte ihren Zahnputzbecher mit Wasser und holte aus dem Medizinschränkchen, das sich hinter dem Spiegel verbarg, die Schlaftabletten ihres Bruders. Ulrich hatte sie seit Hertas Tod täglich genommen.

      Es zischte leise, als sie die weiße Tablette ins Wasserglas fallen ließ, dann sprudelte es, und schließlich hatte sie sich aufgelöst. Angewidert verzog Franziska das Gesicht, als sie die milchige Flüssigkeit auf ihrer Zunge spürte. Aber sie fühlte schon nach zehn Minuten, wie sich eine bleierne Müdigkeit in ihr ausbreitete.

      Franziska schloß die Augen, bereit, sofort einzuschlafen. Da läutete das Telefon. Die Frau zuckte zusammen, aber sie öffnete nicht die Augen. Sie hatte beschlossen, es läuten zu lassen.

      Aber der Anrufer blieb hartnäckig, und schließlich hielt sie das Gebimmel nicht mehr aus. Seufzend erhob sie sich und mußte sich einen Augenblick am Bettpfosten festhalten. Ihr wurde schwindlig, denn die Tablette war stark und ihre Wirkung zuverlässig.

      »Ja, hallo«, murmelte sie schwach und preßte den Hörer an ihr Ohr.

      »Franziska, endlich. Ich dachte schon, du…« Die Stimme des Mannes klang aufgeregt und auch ein wenig ärgerlich. »Ich habe es vorhin schon einmal versucht. Wenn du jetzt nicht abgenommen hättest, dann wäre ich sofort zu dir gefahren.«

      »Ach, Manfred, du bist das«, antwortete Franziska leise auf den Redestrom des Mannes am anderen Ende der Leitung. Sie gähnte verstohlen und war froh, daß er es nicht sehen konnte. Sicher hätte er sie sonst getadelt. »Ich lag schon im Bett.«

      Daß Manfred Hirzel vor lauter Ärger die Augen verdrehte, konnte sie zum Glück nicht sehen. Aber im Moment hätte es sie wahrscheinlich auch nicht besonders interessiert.

      »Na, du hast vielleicht Nerven, Mädchen. Ich dachte, daß du dir vor lauter Kummer um deinen geliebten Bruder vielleicht das Leben nimmst, und dann gehst du seelenruhig ins Bett und läßt den lieben Gott einen guten Mann sein.«

      »Sprich nicht so respektlos von meinem Bruder und vom lieben Gott. Vielleicht brauchst du ihn auch einmal«, antwortete Franziska ärgerlich. Plötzlich war sie hellwach. Manfred hatte sich um sie gesorgt. Das war ja etwas ganz Neues.

      »Von wo rufst du überhaupt an? Ich dachte, du wärst in Zürich?« Die Verbindung war so deutlich und ohne Nebengeräusche, daß Franziska sofort merkte, daß Manfred Hirzel zumindest in Deutschland war.

      »Die Verabredung hat sich zerschlagen«, gestand der Mann. »Überhaupt ist der ganze Auftrag flöten gegangen.«

      »Ach,

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