Sophienlust Bestseller 11 – Familienroman. Marietta Brem

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Sophienlust Bestseller 11 – Familienroman - Marietta Brem Sophienlust Bestseller

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daß mich keiner von euch vermissen wird. Aber mir ergeht es ebenso. Ich werde froh sein, wenn ich mich nicht mehr ständig über euch ärgern muß.« Mit einem lauten Knall flog die Tür ins Schloß.

      »Was… hat denn die Mami?« fragte Holger ziemlich verschüchtert. Seine dunklen Augen schimmerten verdächtig.

      »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Sei nur ganz beruhigt, mein Sohn. Wir Männer werden schon gut miteinander auskommen, oder glaubst du nicht?« Aufmunternd nickte Werner dem Jungen zu, der noch immer ziemlich skeptisch dreinschaute. Sein Gesicht drückte Ratlosigkeit und eine geheime Furcht aus, die so gar nicht zu seinem Alter paßte.

      Und das war alles Irinas Verdienst, dachte der Mann grimmig.

      Holger zuckte die Schultern, auf denen ein viel zu großer Schlafanzug schlotterte. »Wir sind ja bis jetzt auch gut miteinander zurechtgekommen. Und es stimmt, daß ihr euch nicht scheiden laßt?« Ein bißchen Hoffnung glomm in seinem Blick auf.

      Besorgt stellte Werner Rombold fest, daß die Zähne des Jungen wie im Fieber aufeinanderschlugen. War es die Aufregung, oder fror er so erbärmlich?

      »Komm, Holger. Jetzt gehst du erstmal ins Bett, morgen reden wir noch einmal über alles, einverstanden?«

      »Ja, Vati.« Folgsam stieg der Junge die teppichbespannte Treppe hinauf und war froh, als er endlich wieder in seinem Bett lag.

      Mit einem liebevollen Lächeln setzte sich Werner auf die Bettkante und strich Holger das wirre Haar aus der Stirn, die sich fiebrig heiß anfühlte. Sorge stieg in dem Mann hoch, obwohl er sich immer wieder sagte, daß Fieber bei Kindern durchaus normal war.

      »Jetzt vergiß das, was du gehört hast, Holger, und mache deine Augen zu. Morgen ist wieder ein neuer Tag, und dann sieht alles auch gleich nicht mehr so schlimm aus. Einverstanden?«

      »Vati…«

      »Ja, mein Sohn?« Werner furchte die Stirn.

      »Du… du bleibst aber bei mir, auch wenn die Mami fortgeht. Versprichst du mir das?«

      »Ja, Holger. Das kann ich dir mit gutem Gewissen versprechen. Niemals werde ich dich verlassen, solange du mich noch brauchst. Schließlich bist du alles, was ich habe. Für dich lebe ich.«

      Wie erwachend strich sich der Mann über die Augen. Wozu hatte er sich nur hinreißen lassen? Das konnte der Junge doch niemals verstehen, nie verkraften.

      Aber ein Blick in das Gesicht seines Sohnes beruhigte ihn wieder. Holger war eingeschlafen. Seine Wangen waren rosig angehaucht. Wahrscheinlich hatte er sich auch das Fieber nur eingebildet.

      Leise erhob sich Werner und ging zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte. Lange blieb sein Blick auf dem entspannten Gesicht seines Kindes hängen, bis er sich endlich davon losreißen konnte.

      Mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf stapfte er die Stufen wieder hinunter. Er sah aus wie ein alter Mann, der alles verloren hatte. Dabei war er gerade achtunddreißig Jahre alt. Aber danach fragte das Schicksal eben nicht.

      *

      Franziska spürte, wie die Erstarrung langsam von ihr wich. Auch jetzt, zwei Tage nach der Beerdigung ihres Bruders, fühlte sie sich noch wie ausgehöhlt, und doch griff das Leben schon wieder ein bißchen nach ihr.

      Nicht zuletzt wegen Marion, dem kleinen Mädchen, das innerhalb eines Jahres seine Eltern verloren hatte. Wie schrecklich mußte es erst für das Kind sein, plötzlich fast allein in der Welt zu stehen. Nur die Tante war Marion noch geblieben.

      Wieder einmal nahm sich Franziska ganz fest vor, Marion niemals im Stich zu lassen. Sie hatte dieses Versprechen bereits Herta gegeben, ehe sie gestorben war, und auch Ulrich hatte sie kurz vor seinem Tod noch um diesen Liebesdienst gebeten.

      Forschend schaute die junge Frau in den kleinen Spiegel im Badezimmer. Wie sehr hatte sie sich in den letzten Wochen und Monaten verändert, seit das Leid sich bei ihnen die Tür in die Hand gab. Irgendwie kam sie sich älter und auch gereifter vor als andere mit vierundzwanzig Jahren.

      Rasch griff sie nach der Truhe mit Make-up. Wenn Manfred nachher gleich zu ihr kam, dann wollte sie hübsch und gepflegt aussehen. Er mochte es nicht, wenn sie traurig war und sich ihrem Kummer hingab. Das wußte Franziska nur zu gut.

      Schon um acht Uhr hatte sie Marion in den Kindergarten gebracht. Wie schon die ganze letzte Woche war das Wetter regnerisch und kalt und dementsprechend war auch ihre Stimmung.

      Nur eines hielt Franziska aufrecht: Manfred hatte am Vorabend angerufen und sein Kommen für diesen Vormittag angekündigt. Immer wieder mußte die junge Frau daran denken, wie geheimnisvoll seine Stimme geklungen hatte.

      Etwas Dringendes hätte er mit ihr zu besprechen, das keinen Aufschub duldete, hatte er gesagt.

      Rasch fuhr sich Franziska mit der Bürste durch ihr langes dunkles Haar, das von Naturlocken beherrscht wurde.

      Gerade als sie fertig war, klingelte es. Franziska warf noch einen abschließenden Blick in den Spiegel. Ja, sie konnte mit ihrem Äußeren zufrieden sein.

      »Manfred.«

      Der blonde Mann rang sich ein Lächeln ab. Nur schwer konnte er seine Überraschung verbergen. Daß Franziska so hübsch aussehen würde, damit hatte er natürlich nicht gerechnet.

      »Hallo, Kleines«, begrüßte er sie mit seiner etwas zu hohen Stimme, die so gar nicht zu einem Mann paßte. Ohne auf ihre Einladung zu warten, strebte er hastig an ihr vorbei in die Wohnung hinein.

      »Wo ist denn das Gör?«

      »Wenn du Marion meinst, die habe ich in den Kindergarten gebracht«, antwortete Franziska verärgert. Ihre ganze freudige Erwartung schlug augenblicklich in Abwehr um. Wie konnte Manfred es wagen, ihre geliebte Nichte Gör zu nennen?

      »Willst du dich nicht setzen? Ich kann dir auch etwas zu trinken oder zu essen bringen«, besann sie sich auf ihre guten Manieren.

      »Danke, nein. Schließlich bin ich nicht gekommen, um meine körperlichen Bedürfnisse bei dir zu stillen. Das kann ich zu Hause bedeutend besser, das kannst du mir glauben.«

      Peinlich berührt senkte Franziska den Kopf, daß ihre langen glänzenden Haare nach vorne fielen. Warum nur spielte Manfred immer auf ihre Armut an? Er wußte doch, daß Hertas Krankheit alle Ersparnisse der kleinen Familie aufgezehrt hatte. Sogar Schulden hatte Ulrich machen müssen, weil er dem Rat der Ärzte nicht mehr getraut, sondern lieber auf eigene Kosten neuartige Behandlungsmethoden versucht hatte.

      Aber es war alles umsonst gewesen, und so hatte nicht einmal die Lebensversicherung ausgereicht, um die Bankschulden zu tilgen. Sie selbst, Franziska, konnte nicht arbeiten, weil sie halbtags, während Marion im Kindergarten war, keine Stelle fand.

      An Denise von Schoeneckers Angebot dachte Franziska Bölz schon lange nicht mehr. Wie hätte sie Marions Aufenthalt in solch einem Kinderheim auch finanzieren sollen?

      »Sei nicht schon wieder sauer, Franzi. Ich habe es doch nicht so gemeint. Es ist nur – ich möchte dir einen Vorschlag machen und weiß nicht, wie ich es anpacken soll.« Seine Stimme klang versöhnlich.

      Plötzlich wollte Manfred Hirzel gar nicht mehr Schluß machen mit Franziska, zumindest noch nicht gleich. Sie war ein

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