Willard und seine Bowlingtrophäen. Richard Brautigan
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Dann blitzte sie zu ihm hoch, aus wunderschönen grünen Augen. Er wandte sich von ihnen ab und wartete, bis sie sich beruhigt hatte.
Er war ungern ein Versager, aber er konnte nichts dagegen tun. Es ging schon seit Monaten so, und er fühlte sich dabei auch nicht sehr wohl.
Daran, wie weit sie gerade den Mund geöffnet hatte, merkte er, dass er seine Nervosität lieber in den Griff kriegen und ihr nicht wehtun sollte, wenn er ihr den Knebel in den Mund zurückschob.
Ihr Mund war zart, die Zunge starr und rosa. Der Knebel war schon sehr nass von ihrer Spucke. Er hatte ihn ihr behutsam in den Mund zurückgeschoben und darauf geachtet, ihr mit dem Daumen nicht wehzutun. Er nahm den Zeigefinger und drückte den Knebel in alle Nischen ihres Mundes zurück.
Sie lag auf dem Bauch, die Hände auf dem Rücken gefesselt, sie ruhten unmittelbar überm Arsch. Den Kopf hatte sie in den Nacken geworfen, auf dass er sie leichter knebeln könnte.
Das hatten sie viele Male gemacht.
Die Zimmerlampe brannte hell, und zwar zu grell.
Sie hatte langes blondes Haar.
Nur ein kleiner Zipfel vom Knebel lugte zwischen ihren Zähnen hervor. Ganz behutsam stopfte er ihr den Zipfel in den Mund. Dann beförderte er ihr den Knebel mit einem kräftigen Schubs mit dem Finger direkt in den Mund zurück, um ihre Zunge völlig unbeweglich zu machen, unfähig zum Rausdrücken des Knebels.
Er war sehr nervös und versuchte, sich zusammenzureißen, denn er wollte ihr nicht wehtun, aber er wollte auch, dass der Knebel fest im Mund steckte.
Sie stöhnte hinter dem Knebel, als er anfing, ihn mit dem Finger an seinen Platz zurückzuschieben. Sie wälzte den Kopf heftig hin und her, als ob sie dem Finger entfliehen wollte, der den Knebel gegen ihre Zunge drückte.
Er drückte noch ein paar Sekunden weiter, und dann wusste er, dass er an Ort und Stelle war und sie ihn nicht mit der Zunge austreiben konnte.
In etwa einem von zehn Fällen knebelte er sie richtig. Er packte es einfach nicht mehr. Er wusste, dass seine Fehlschläge sie irritierten, aber was hätte er tun sollen?
Sein ganzes Leben war ein elendes, klägliches Chaos.
Eine Zeitlang hatte er Klebeband genommen. Das Band hatte sie immer ordentlich geknebelt, aber sie hatte es nicht leiden können, wie weh es tat, wenn er es abriss. Selbst wenn er es ganz behutsam abriss, tat es noch höllisch weh, also musste das Klebeband weg.
„Nein“, hatte sie zum Klebeband gesagt, und er wusste, dass es nein bedeutete. Sie hatte vorher noch nie nein gesagt, also nahm er das Klebeband nicht mehr.
Er zog den Finger aus ihrem Mund und streichelte ihr Profil. Ihr Kopf entspannte sich. Er streichelte ihr Haar. Sie starrte stumm zu ihm hoch. Sie hatte wirklich sehr schöne Augen. Alle sagten das ständig zu ihr. Schwerfällig kroch sie zu ihm hin, bewegte den Körper Zoll um Zoll. Es war mühsam, aber sie brachte ihren Kopf auf seinen Schoß, und sie starrte zu ihm hoch. Ihr Haar ergoss sich über seinen Schoß wie blondes Wasser.
Sie liebte ihn wirklich.
Das machte alles so schlimm.
„Kannst du richtig atmen?“, fragte er.
Sie nickte leicht, zum Zeichen, dass sie richtig atmen konnte.
„Tut der Knebel weh?“
Sie schüttelte leicht den Kopf, zum Zeichen, dass der Knebel nicht wehtat.
„Möchtest du hören, was ich heute gelesen habe?“
Sie nickte leicht, zum Zeichen, dass sie hören wollte, was er heute gelesen hatte.
Er hob das Buch auf.
Es war ein sehr altes Buch.
Er las ihr vor: „,O Armut, du kummervolles und wehrloses Weh, die du mit deiner Schwester Hülflosigkeit ein gar großes Volk knechtest …‘“
Sie starrte zu ihm hoch.
„Das ist Alkäus aus der Griechischen Anthologie“, sagte er. „Das ist vor über zweitausend Jahren geschrieben worden.“ … ach Gott, dachte sie und gab sich große Mühe, nicht zu weinen, denn sie wusste, wenn sie zu weinen anfinge, würde er sich noch mieser fühlen, und er hatte sich schon lange ziemlich mies gefühlt.
Die Geschichte der O
Das viertklassige Sadismus- und Verzweiflungstheater von Constance und Bob nahm einen ziemlich banalen Anfang. Sie kriegte die Warzen als Erste. Das waren Feigwarzen in der Scheide.
Im Vollrausch war sie fremdgegangen, ein One-Night-Stand mit einem Anwalt in mittleren Jahren, der ihr Buch kannte. Er hatte der gerade als Romanschreiberin gescheiterten Dreiundzwanzigjährigen erzählt, dass ihm ihr Buch gefiel, und sie fühlte sich sehr mies, weil das Buch zwar ein Kritiker-, aber kein Verkaufserfolg und sie deshalb gezwungen war, wieder arbeiten zu gehen.
Darum stieg sie mit dem Anwalt ins Bett und fing sich Warzen in der Scheide ein.
Sie erinnerten an ein Büschel ekliger Horrortrip-Pilze. Sie mussten mit einer elektrischen Nadel weggebrannt werden:
Eine Rosskur folgte der nächsten Rosskur dicht auf den Hufen.
Als sie entdeckte, dass sie die Warzen hatte, schlug sie Bob vor, die Ehe zu beenden. Es war ihr so peinlich. Sie dachte, das Leben habe keinen Sinn mehr.
„Bitte ...“, sagte sie. „Ich kann nicht mehr mit dir leben. Ich hab so was Schreckliches gemacht.“
„Keine Chance!“, sagte Bob und war so lieb zu ihr, obwohl er alles über den Seitensprung wusste, und er nahm alles in seine superkompetenten Hände, wie es seine Art war ... damals.
Sie konnten zwei Monate keinen normalen Sex haben, so lange dauerte es, bis die Warzen aus ihrer Scheide gebrannt waren, und manchmal, wenn sie vom Arzt und seiner elektrischen Nadel nach Hause kam, setzte sie sich einfach hin und fing an zu weinen.
Bob tröstete und umsorgte sie und richtete sie wieder auf, streichelte ihr übers Haar, drückte sie, flüsterte: „Du bist meine Frau. Ich liebe dich. Bald ist alles vorbei“, bis sie aufhörte zu weinen.
Weil ihnen der gute alte Sex verwehrt blieb – Feigwarzen werden von einem Virus ausgelöst und durch Geschlechtsverkehr übertragen – mussten sie was anderes machen, und das taten sie auch.
Sie hatten wirklich Spaß am gemeinsamen Sex. Bob freute sich, wie schön sein Glied in Constance’ Scheide passte, und sie freute es auch. Sie pflegten Witze über erotische Rohrverlegung zu reißen. Beide waren sie verrückt nach dem guten alten Sex. Eines Tages lieh jemand Bob ein Exemplar von der Geschichte der O. Er las sie. Es ist ein Sadomaso-Schauerroman, der ihn irgendwie erregte, weil er ihn so abgefahren fand. Beim Lesen kriegte er immer eine