Willard und seine Bowlingtrophäen. Richard Brautigan

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Willard und seine Bowlingtrophäen - Richard Brautigan

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nickte langsam. Ja.

      „,Und von nichts kommt nichts‘“, sagte Bob.

      Willard und seine Bowlingtrophäen

      Und was ist mit Willard und seinen Bowlingtrophäen? Wie passen die in diese perverse Mär? Locker. Die standen in einer Wohnung im unteren Stock.

      Willard war ein Pappmascheevogel, knapp einen Meter hoch – mit langen schwarzen Beinen und einem teils schwarzen, teils merkwürdig rot-weiß-blau gemusterten Körper, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat, und Willard hatte einen exotischen Schnabel wie ein Storch. Seine Bowlingtrophäen waren natürlich gestohlen.

      Sie waren drei Brüdern gestohlen worden, den Logan-Brüdern, die sich zu einem wirklich klasse Bowlingteam, ach was, zu einem Bowlingteam der Meisterklasse formiert hatten, in dem sie jahrelang spielten. Bowling war ihr Lebenselixier, und dann stahl jemand ihre ganzen Trophäen.

      Seitdem fahndeten die Logan-Brüder nach ihnen, hatten das ganze Land durchstreift wie ein Böse-Brüder-Trio aus einem Western.

      Hager, adleräugig und abgerissen, weil sie ihre Garderobe vernachlässigten und sich nicht regelmäßig rasierten, waren sie zu gemeinen Verbrechern verkommen, um die Suche nach den gestohlenen Trophäen zu finanzieren.

      Beim Start ins Leben waren sie Bilderbuchamerikaner gewesen, kernige Kerle, ein Vorbild für Jung und Alt, wie man was aus seinem Leben macht und sich Respekt verschafft. Leider hatte die Qual der verlorenen Jahre auf der Jagd nach den Bowlingtrophäen sie verändert. Wenig hatten sie gemein mit den Logan-Brüdern von einst, jenen attraktiven Bowling-Assen, dem Stolz ihrer Heimatstadt.

      Willard blieb natürlich stets derselbe: ein Pappmascheevogel im Kreis seiner Bowlingtrophäen.

      „Und von nichts kommt nichts“

      Das Zimmer war zu hell. Es war kein großes Zimmer, und die Glühbirne, die von der Decke hing, war zu stark für das Zimmer. Autos fuhren unten auf der Straße vorbei. Die Straße hatte viel Verkehr am frühen Abend.

      Er starrte auf Constance hinunter.

      Bobs Gesicht war sehr sanft und fern und träumte rückwärts. Er dachte an Menschen, die in einer anderen Zeit gelebt hatten und jetzt tot waren, und er trauerte um sie und um sich und die ganze conditio humana: die Vergangenheit und die Zukunft von alledem.

      Constance, die zu ihm aufblickte, war tief bewegt von seinem Gesichtsausdruck.

      Spontan wollte sie ihm sagen, dass sie ihn liebte, obwohl es so weit mit ihm gekommen war, aber sie konnte es nicht. Nur in etwa einem von zehn Fällen gelang es ihm, sie richtig zu knebeln, und das musste ausgerechnet dieses Mal sein.

      So ein Pech, dachte sie.

      Also streichelte sie sein Bein mit ihrer Wange, das war alles, was sie tun konnte, um ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Sie wollte ihm sagen, dass sie da durch müssten und alles wieder hinkriegen und gut und schön machen würden, aber sie konnte es nicht, weil ihre Zunge in den hinteren Teil ihres Mundes gedrückt wurde, durch ein Taschentuch, das von ihrer eigenen Spucke klatschnass war.

      Sie schloss die Augen.

      „,Und von nichts kommt nichts‘“, wiederholte Bob leise, aber diesmal nur zu sich selbst.

      Die Logan-Brüder auf heißer Spur

      Einer der Logan-Brüder saß in einem Sessel und trank eine Dose Bier. Ein anderer lag auf dem Bett des billigen Hotelzimmers und las ein Comicheft. Von Zeit zu Zeit lachte er schallend. Die ältliche Tapete glich der Haut einer Schlange. Sein Lachen klapperte von den Wänden zurück.

      Der dritte Bruder tigerte im Zimmer auf und ab, was an sich schon eine kleine Großtat war, war doch das Zimmer so klein. Ihm missfiel, dass sein Bruder über das Comicheft lachte. Er fand, sein Bruder dürfe sich nicht auf so billige Art und Weise zerstreuen.

      „Wo sind die verfluchten Bowlingtrophäen?“, brüllte er.

      Der Logan-Bruder auf dem Bett ließ verwundert sein Comicheft fallen, und der Bier trinkende hielt die Dose mitten im Anflug zum Mund an und ließ sie zur Statue einer Bierdose erstarren.

      Sie glotzten den Bruder an, der immer noch, ein Ding der Unmöglichkeit, in dem winzigen Zimmer herumtigerte.

      „Wo sind die verfluchten Bowlingtrophäen?“, wiederholte er.

      Sie warteten auf einen Anruf, der ihnen verraten sollte, wo die Bowlingtrophäen waren. Der Telefonanruf kostete 3000 Dollar, Geld, das durch Betteln, minderschweren Diebstahl, dann durch Tankstellenüberfälle und schließlich Mord hereingekommen war.

      Drei lange Jahre hatten sie mit der Suche nach den Trophäen verbracht. Auch die uramerikanische Unschuld der Logan-Brüder war dabei auf der Strecke geblieben.

      „Wo sind die verfluchten Bowlingtrophäen?“

      Sankt Willard

      Zur gleichen Zeit – weniger als eine Meile vom winzigen, versifften Hotelzimmer entfernt, wo die Logan-Brüder auf einen Telefonanruf warteten, der ihnen den Aufenthaltsort der Bowlingtrophäen verraten sollte –, stand Willard, ein riesiger Pappmascheevogel, an die Trophäen gelehnt. Die hockten zu 50 Mann oder so auf dem Fußboden: große, aufwendig gestaltete wie Bowlingaltäre im Miniaturformat und kleine wie Ikonen.

      Willard und die Bowlingtrophäen waren im Wohnzimmer einer großen Wohnung. Nacht und dunkel war es im Wohnzimmer, aber dennoch kam ein schwacher frommer Schein von den Bowlingtrophäen.

      Sankt Willard von den gestohlenen Bowlingtrophäen!

      Die Leute, die in der Wohnung wohnten, waren ausgegangen, zu einer Vorstellung mit Greta Garbo in einem örtlichen Filmkunsttheater. Sie hießen John und Patricia. Er war ein junger Filmemacher, und sie war Lehrerin. Sie waren sehr gut Freund mit ihren Nachbarn von oben, Constance und Bob.

      Bob kam drei- bis viermal die Woche allein herunter. Er saß gern bei Willard und seinen Bowlingtrophäen und unterhielt sich mit John beim Kaffee über Willard. Pat war meist weg zum Unterricht. Sie unterrichtete Spanisch an einer Junior High School.

      Bob stellte immer Fragen über Willard und seine Freunde aus Metall. Oft war es dieselbe Frage, denn Bob vergaß, dass er sie schon gestellt hatte.

      „Woher habt ihr diese Bowlingtrophäen?“, fragte Bob zum hundertsten Mal, oder war es zum tausendsten Mal? Es war seine Lieblingsfrage zum Immer-wieder-Stellen.

      „Ich hab sie in einem verlassenen Wagen in Marin County gefunden“, antwortete John dann immer geduldig, zum hundertsten oder war es zum tausendsten Mal? John kannte Bob jetzt seit drei Jahren, und Bob war nicht so gewesen, als John ihn kennenlernte. Damals war Bob sehr geschickt in jeder Lebenslage und hatte einen dermaßen scharfen Verstand, dass dieser ein Picknick auf einer Rasierklinge hätte machen können.

      Es irritierte John, Bob in diesem Zustand zu sehen. Er hoffte, dass es sich geben und Bob wieder so werden würde, wie er früher gewesen war.

      John fragte sich manchmal, was wohl geschehen war, das Bob veranlasste, immer wieder dieselbe Frage zu stellen: „Woher habt ihr diese Bowlingtrophäen?“ usw., wobei er sich

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