Die großen Western Classic 45 – Western. Howard Duff

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Die großen Western Classic 45 – Western - Howard Duff Die großen Western Classic

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      Die Detonationen verhallten im Hügelland. Ridgelys Gesicht blieb unbewegt. Er sagte: »Kehrt um und fahrt wieder nach Hause. Wenn ich gewollt hätte, hätte jeder von euch jetzt eine Portion Blei im Leib. Der nächste, mit dem ihr es zu tun kriegt, wird nicht so rücksichtsvoll sein. In den Goldgräbernestern in den Black Hills herrschen andere Gesetze. Wenn ihr es überhaupt bis dahin schafft. Die Indianer sind nämlich auch unterwegs und schnappen sich, wen sie kriegen können.« Der Scout ließ den Revolvergriff los und fügte hinzu: »Falls es einem von euch einfallen sollte, mir in den Rücken schießen zu wollen, soll er sich das lieber dreimal überlegen. Beim nächsten Mal schieße ich nicht ins Feuer.«

      »Einen Moment, Mister Ridgely, Sir!« Der Bärtige, der abseits gestanden hatte, näherte sich. »Sie reiten doch nach Fort Abraham Lincoln. Zu General Custer.«

      »Richtig.«

      »Ich möchte mich Ihnen anschließen.«

      »Sie wollten doch ursprünglich in die Goldfelder.«

      »Da kann ich immer noch hin. Ich habe das Gefühl, dass es in der Umgebung von General Custer interessanter ist. Ich meine, Sie sind gewiss nicht zu Ihrem Vergnügen im Westen gewesen und reiten jetzt nach Fort Lincoln, um Custer zu sagen, dass das Wetter in den Badlands gut ist.«

      »Ich kann Sie nicht hindern, nach Fort Lincoln zu gehen, Mister.«

      »Kellogg«, sagte der andere. »Mark Kellogg. Bismarck Tribune.«

      »Custer mag Reporter«, sagte Ridgely. Er schaute zu, wie Kollegg zu den Pferden hinüberhastete, seine Habseligkeiten zusammenraffte und in den Sattel stieg, ohne sich weiter um seine bisherigen Reisegefährten zu kümmern.

      »Sie nicht?«, fragte ihn Kellogg.

      »Nein«, sagte Ridgely.

      »Vielleicht ändert sich das, wenn Sie mich näher kennen.«

      »Das glaube ich nicht«, sagte Ridgely und ritt an. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die anderen Männer. Keiner rührte sich. Jene, die von den umherfliegenden Brandscheiten getroffen worden waren, hatten ohnehin mit sich genug zu tun.

      *

      »In Bismarck kursieren Gerüchte, dass ein Feldzug bevorstehe«, sagte Kellogg. »General Alfred Terry soll eine große Kampagne einleiten. General Crook befindet sich doch bereits in Montana, oder bin ich falsch informiert?«

      »Fragen Sie Custer«, sagte Ridgely.

      Sie ritten nebeneinander her. Vor ihnen tauchte der Missouri auf. Ein Fracht-Steamer zog stampfend vorbei, mächtige Rauchwolken aus den Zwillingsschloten ausstoßend.

      »Ich frage Sie, Ridgely. War das, was Sie vorhin gesagt haben, ernst gemeint? Ich meine, über die Verträge und das Land der Indianer?«

      »Natürlich.«

      »Warum arbeiten Sie dann noch für die Armee?«

      »Eine gute Frage, Kellogg. Diese Frage habe ich mir auf dem Weg hierher auch immer wieder gestellt. Vielleicht steckt man manchmal schon zu tief in einer Sache drin, als dass man noch aussteigen kann, selbst wenn man nicht mehr davon überzeugt ist.«

      »Eine schlechte Antwort, Ridgely.«

      »Vielleicht. Aber es ist die Wahrheit. Die Wahrheit ist meistens kompliziert.«

      »Es stimmt, dass die Regierung den Zugang zu den Black Hills für Goldsucher erst einmal gesperrt hatte«, sagte Kellogg. »Aber doch nur, weil sie einen neuen Vertrag mit den Sioux abschließen und ihnen die Black Hills für ein Butterbrot abkaufen wollte. In Washington hat doch kein Mensch auch nur eine Sekunde daran gedacht, den alten Laramie-Vertrag zu halten und auf das Gold in den Black Hills zu verzichten.«

      »Sie wissen gut Bescheid, Kellogg.«

      »Das ist mein Job, Ridgely. Deshalb weiß ich auch, dass General Crook schon seit dem Winter als Speerspitze im Sioux-Land unterwegs ist, mit sehr unbefriedigendem Ergebnis. Die siebte Kavallerie unter Custer ist doch nicht zur Sommerfrische nach Fort Lincoln verlegt worden. Dieses Regiment hat einen ganz bestimmten Ruf. Custer hat einen bestimmten Ruf. Dieser Mann ist geschickt worden, um die Sioux und Cheyenne in ihre Schranken zu weisen.«

      »Fragen Sie ihn«, erwiderte Ridgely noch einmal.

      »Sie machen mir meinen Job nicht gerade leicht.«

      »Dazu bin ich nicht da. Ich bin Scout. Fragen Sie Custer.« Ridgely wandte den Kopf. In seinen Augen blinkte es. »Vergessen Sie aber niemals, ihn als General anzureden. Auch wenn er nur die Sterne eines Lieutenant Colonels auf den Schulterstücken trägt.«

      »Er ist doch aber General.«

      »Im Bürgerkrieg war er General«, entgegnete Ridgely. »Das ist zehn Jahre her. Der jüngste General der US-Armee. Aber es war nur ein Titelrang. Dem Titel nach hat es am Ende des Krieges jede Menge Generale gegeben. Jetzt ist Custer Lieutenant Colonel, aber er brennt darauf, es noch einmal zu schaffen und diesmal richtig General zu werden, nicht nur dem Titel nach. Er will auf den Stuhl von General Sheridan, vielleicht sogar noch höher.« Ridgelys Stimme wurde kälter. »Vergessen Sie, dass ich Ihnen das gesagt habe.«

      »Es ist allgemein bekannt, dass Custer ein Mann von großem Ehrgeiz ist. Man sagt, dass er ein Schlächter sei, stimmt das?«

      »Er ist ein Mann, der viel vom Leben verlangt und sich holt, was er nicht kriegt. Ein solcher Mann tut das, was ihm gerade nützlich erscheint. Sie werden feststellen, dass er eine Menge über die Indianer weiß und vielleicht sogar Sympathien für sie hat. Er hat ein Buch geschrieben. Haben Sie es gelesen?«

      »Ja«, sagte Kellogg. »Seitdem brenne ich darauf, ihn kennenzulernen. Ein bemerkenswerter Mann.«

      »Zweifellos. Aber wenn es um seine eigenen Interessen geht, dann denkt er nur noch an sich.«

      »Tun wir das nicht alle?«

      »Nicht auf diese Weise«, erwiderte Ridgely.

      »Ich habe gehört, dass er kürzlich aus der Armee entlassen werden sollte.«

      »Er hatte Ärger«, gab Ridgely zu. Die Fragen des Reporters wurden ihm lästig. Ridgely war kein Mann, der viel redete. Heiß brannte die Sonne. Über dem Schilf am Ufer des Missouri tanzten Mückenschwärme.

      »Ärger mit Präsident Grant?«, fragte Kellogg.

      »Man beschuldigt nicht ungestraft den Bruder des Präsidenten, dass er in schmutzige Geschäfte verwickelt sei, wenn man es nicht beweisen kann.«

      »Ganz so gerissen scheint Custer demnach auch nicht zu sein.«

      »Immerhin hat es ihm Schlagzeilen in der Presse eingebracht.«

      »Aber auch beinahe seine Entlassung.«

      »Ich bin nicht Custer«, sagte Ridgely. »Ich bin nur ein Scout.«

      »Warum waren Sie im Westen, Ridgely?«

      »Die Lage ist sehr gespannt«, entgegnete Ridgely. »Die Armee muss wissen, was vorgeht. In den Black Hills treiben sich inzwischen Tausende von Goldsuchern herum, die alles

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