Die großen Western Classic 47 – Western. G.F. Barner

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Die großen Western Classic 47 – Western - G.F. Barner Die großen Western Classic

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Ankaufsstellen habe. Er wird sich kaum darüber wundern, wenn ich hier auf einen anderen Händler warten will. Und der alte Rusty kann nicht auf die Idee kommen, daß ich in Wahrheit hinter dem Ranger her bin. Toomey ist klug genug gewesen, von einem reichen Mexikaner zu reden, als würde der Alte erst beim Auftauchen eines Greasers mißtrauisch werden. Benehmt euch so lange anständig und friedlich, bis wir die Maske fallen lassen, verstanden?«

      Er wußte, sein Spiel würde laufen und erfolgreich sein. Man nannte ihn nicht umsonst »El Jugador«, den Spieler. Das Spiel mußte für Tom Kelly, den verhaßten Ranger, tödlich enden. Mochte der alte Tuffy auch noch so gerissen sein, er konnte nicht auf die Idee kommen, daß er zum Lockvogel von John Blunt werden sollte. Er würde erst sein Geld und danach sein Leben verlieren – er und alle anderen Leute, die jetzt noch in Dalesville lebten. Verließ Blunt das Nest, würde es wirklich eine Totenstadt sein, deren Bewohner spurlos verschwunden waren.

      *

      Der hagere Groccer ging wie immer voraus, wenn er und Temple mit Blunt unterwegs waren. Groccer trat durch die sperrangelweit geöffnete Tür von Dales Saloon, während Blunt noch vor der Tür stehenblieb. John Blunt starrte kopfschüttelnd zu dem großen Schild empor, dessen Farbe und Schrift erst vor kurzer Zeit erneuert worden sein konnten.

      Dort stand, als wäre Dalesville keine Totenstadt und lebten hier dreihundert Leute, die Handel und Wandel trieben:

      US. Mail Office. Station-Saloon und Hotel

      Samuel J. Dale – Besitzer –

      John Blunt studierte die Schrift, sah sich dann nach Temple um und warf ihm einen alles sagenden Blick zu. Dale mußte tatsächlich verrückt geworden sein. Er hatte nicht nur das Schild neu gestrichen und bemalt, auch die Fassade des fünfzehn Schritt langen und zweistöckigen Hauses war geweißt worden. Selbst die Stützpfosten des Vorbaudaches hatten frische Farbe bekommen.

      Es konnte keinen größeren Gegensatz als den zwischen Dales pompösem Palast und all den anderen dem Verfall geweihten Häusern geben. Während anderswo Türen und Fenster fehlten, die Gehsteigbohlen herausgerissen waren und ein ständiges Ächzen und Knarren sich im Wind bewegender loser Hauswandbretter zu hören war, sah Dales Palast aus, als sei das Nest voller Leben und das Haus der Treffpunkt der ganzen Stadt.

      »Jetzt ist er völlig wahnsinnig geworden«, sagte Temple halblaut. »Boß, er muß den Verstand verloren haben.«

      »Ja«, gab Blunt zurück. »Das ist schon keine Spinnerei mehr, das ist nackter Irrsinn. Hier wird nie wieder der Reichtum ausbrechen. Also gut, gehen wir hinein.«

      Blunt trat ins Haus, machte vier Schritte und prallte dann beinahe auf den hageren Groccer. Der Revolvermann war stehengeblieben. Groccer starrte entgeistert auf die beiden über dem langen Saloontresen hängenden brennenden Lampen. Er hatte zwar von außen gesehen, daß die Blendladen vor sämtlichen Fenstern vorgelegt worden waren, aber das geschah in der Mittagshitze, wenn die Sonne voll herabprallte, wirklich oft genug in diesem Land.

      Groccer brauchte nicht zu schnüffeln – er roch den Whiskydunst augenblicklich. Auf dem langen Tresen standen etwa vierzig Gläser in einer leichten Schlangenlinie. Eine Flasche lag auf der blanken Platte, zwei andere standen leer neben einer Vase, über der ein Strauß Wildrosen einen blaßrosa Ball bildeten.

      »Ich werde verrückt«, stieß Groccer ungläubig hervor. »Die haben hier ein Gelage abgehalten. Elf Uhr – und die Lampen brennen noch? He, niemand hier?«

      Es kam keine Antwort. Die Uhr über dem Tresen tickte, aber sonst blieb alles still. Erst als Blunts und Temples Schritte auf den Dielen verstummten, hörten sie etwas.

      Das seltsam pfeifende Geräusch kam aus dem Flur rechter Hand. Die Tür zum Flur stand genauso weit offen wie die Eingangstür. Hinter dem Flur, der gleichzeitig die Vorhalle zu Dales Hotel bildete, lag der Eßraum. Dahinter gab es das Stationszimmer, so daß Saloon, Eßraum und Stationszimmer alle zur Straßenfront hin lagen und man von einem Raum in den anderen kommen konnte.

      Groccer ging bei dem knappen Nikken Blunts voraus, bog dann um die Tür in den Vorraum und schnappte dann nach Luft. Auf dem alten Queen-Anne-Sofa neben der ins Obergeschoß führenden Treppe lag Samuel Jonathan Dale.

      Der magere kleine Alte mit dem schlohweißen und mähnenlangen Haar, das ihm bis auf die Schultern herabfiel, war selbst für das zweisitzige Sofa zu groß. Seine Beine baumelten über die eine Lehne herab. Er hatte die Hände auf der Brust gefaltet und hielt eine Flasche zwischen den Fingern. Er sah aus wie ein Säugling, der sich an seiner Milchflasche satt genuckelt hatte und dann vom Schlaf übermannt worden war.

      Samuel Jonathan Dale trug einen weißen Seehundsbart. Jedesmal, wenn er die Luft ausblies, stülpte er die Unterlippe vor. Dann pfiff die Luft durch den Seehundsbart und hob die Haare an. Er tat es in diesem Augenblick. Das Pfeifen erklang, aber es schien doppelstimmig zu sein, wurde laut und verstummte nach einem blubbernden Schnarren.

      Erst dieses blubbernde Schnarren ließ Groccer, der stehengeblieben war, noch zwei Schritt machen und um die Tür blicken. Und dann griff Groccer unwillkürlich nach dem Colt.

      Gegenüber dem Queen-Anne-Sofa und Samuel Jonathan Dale stand das braune Schreibpult. Hier hatte einmal, als noch Leben in Dalesville gewesen war, ein Clerk gehockt und die Hotelgäste begrüßt. Neben dem Pult lag ein Sessel auf der Seite. Und zwischen Pult und Sessel ruhte sich ein riesiger Braunbär aus, der sich in Sam Dale einen Gesellschafter gesucht zu haben schien.

      Wenn die staubigen, schiefgetretenen Stiefel nicht aus dem Fell hervorgesehen hätten, hätte Groccer geschossen. Der Mann, der dort lag, hatte das Fell, das an der Wand aufgehängt gewesen war – man konnte noch den helleren Fleck dort erkennen –, herabgenommen. Danach mußte er sich in das Fell gewickelt haben. Nur seine Stiefel waren zu sehen. Er schien seinen Kopf unter den präparierten Bärenschädel gesteckt zu haben, dessen Glasaugen im Licht der Wandlaterne funkelten.

      Blunt war neben Groccer getreten. Auch Temple hatte sich um die Tür geschoben, und die drei Männer starrten auf die Schlafenden herab.

      »Leise«, flüsterte Blunt und grinste breit. »Die werden wir anders wecken. Zurück in den Saloon.«

      Er machte auf der Stelle kehrt, ging bis zum Tresen und betrachtete die Gläser. In jedem Glas war Whisky gewesen, das sah er auf den ersten Blick, und er wußte nun, was hier passiert war.

      »Alle Teufel, zwei Mann und vierzig Gläser«, zischte Blunt. Er nahm die Flasche auf, roch an ihr und schüttelte sich. »Kein Whisky – Agavenschnaps. Die beiden alten Narren haben sich rechts und links hingestellt und dann aufeinander zugesoffen. Vorher müssen sie dort am Tisch gehockt haben und…«

      Blunt verstummte. Auf dem großen runden Tisch linker Hand standen ein halbes Dutzend leerer Flaschen und sechs Gläser. Es standen auch genausoviel Stühle um den Tisch.

      »Sechs Männer«, stellte Temple wispernd fest. »Er muß alle Männer, die hier noch leben, eingeladen haben. Als die anderen gegangen sind, haben er und Old Rusty weitergetrunken, wetten? Boß, die müssen bis zum Hellwerden gefeiert haben.«

      »Ja«, bestätigte Blunt und grinste wieder breit. »Und jetzt wollen wir mal sehen, ob wir sie aufwecken können.«

      Er nahm seinen Geldbeutel, ging zum Orchestrion in der Ecke und warf einen Nickel in den Schlitz. Dann riß er den Hebelarm, der das Schwungrad antrieb, herunter. Zu seinem eigenen Erstaunen setzte augenblicklich das Schnarren ein. Das Schwungrad zog die Feder auf, die den Mechanismus auslöste. Der Vorgang dauerte etwa zehn Sekunden. Blunt fuhr herum, hastete in den Vorraum zurück

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